Aachen
Walter Buschmann
Aachen
Ehem. Schirmfabrik Brauer. Heute Forum Ludwig - Museum für Moderne Kunst
Längst ist der Ruhm Aachens als Industriestadt verblasst. Als reges Zentrum einer schon in der frühen Neuzeit im Verlagssystem prosperierenden Tuchindustrie
zwischen Verviers, Eupen und Monschau war Aachen berühmt für seine Wollstoffe. Seit dem 19. Jahrhundert war Aachen überregional auch für den Maschinenbau, mit
Herstellung der für die Tuchproduktion unentbehrlichen Kratzenmaschinen und die Metall- und Nadelproduktion bekannt. Eines der eindrucksvollsten
Industriedenkmäler des 20. Jahrhunderts in Westdeutschland ist die Schirmfabrik Brauer. Schokolade (Lindt & Sprüngli), Marmelade (Zentis) und Printen aus
Aachen prägten wie in Köln das Kölnisch Wasser und das Kölsch das Lokalkolorit der Stadt. Die aus Stolberg stammende pharmazeutische Firma Grünenthal gehört
noch heute zu den größten industriellen Arbeitebern Aachens.
Aachen 1850. Vordergrund: Hauptbahnhof, links: Fabrikviertel, Bildzentrum: Aachener Dom,
Hintergrund: Lousberg
Aachen wie besonders auch das nahe gelegene Stolberg waren Zentren der Messingherstellung und –verarbeitung. „Kupferhöfe“ als Zeugen dieser Entwicklung finden
sich in größerer Zahl nur noch in Stolberg. Die Region Aachen war im 19. Jahrhundert stark durch Steinkohlebergbau und partiell in Eschweiler und Rote Erde
durch Eisen- und Stahlproduktion geprägt. In Walheim entwickelte sich die Kalkindustrie. Wie die Tuchherstellung sind diese Sektoren der Industrie völlig zum
Stillstand gekommen und nur noch in wenigen Relikten nachzuvollziehen.
Welsche Mühle in Aachen-Haaren
Die überall in den alten Industrienationen am Ausgangspunkt der Industriellen Revolution stehenden Mühlen sind in Aachen und Umgebung zahlreich überliefert mit
aus der Wassernutzung folgender industrieller Entwicklung an heute noch ländlich oder zumindest vorstädtisch wirkenden Orten. Urban überformte Mühlenstandorte
finden sich zahlreich im Frankenberger Viertel. Seit dem Dampfmaschinenzeitalter siedelten die Unternehmen im Nahbereich der Stadt, fielen aber schon früh dem
industriellen Wandel seit den 1960er Jahren zum Opfer und bieten seit Jahrzehnten tief eingebunden in die Struktur der Stadt Beispiele für End- und so genannte
Zwischennutzungen. Als großes, weitgehend monofunktionales Industriegebiet wurde der Bereich zwischen Jülicher Straße und Grüner Weg entwickelt mit
denkmalwerten Industriebauten der ehemaligen Waggonbaufirma Talbot (heute Bombardier), Garbe & Lahmeyer (ebenfalls heute Bombardier), der Fabrik für
Eisenkonstruktionen Paulus und des Schlachthofes an der Liebigstraße. Analog wäre das Industriegebiet Rote Erde zu nennen, ursprünglich montanindustriell,
heute durch Phillips und Continental geprägt.
Aachen war seit den Anfängen der Eisenbahn auch eine bedeutende Eisenbahnstadt. Hauptbahnhof, Burtscheider Viadukt und das Bahnbetriebswerk Aachen-West zeugen
davon.
Ein anspruchsvolles Beispiel für die geplante Umwandlung großzügiger Eisenbahnflächen bietet der Bahnhof Aachen-West mit den dorthin zielenden
Erweiterungsabsichten der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule.