Zeche & Kokerei Anna | Kokerei Anna
Alsdorf, Annaplatz
Walter Buschmann
Kokerei Anna


1862 war die Grube Anna ergänzt worden durch eine Kokerei mit Coppée-Öfen. Die Ofenbatterien standen in zwei parallel angeordneten Reihen. Die vorderste Koksofenreihe war in die Flucht der Schachthäuser gesetzt worden. Um 1900 wurde die Kokerei großzügig ausgebaut. Bis 1898 waren 212 Koksöfen entstanden, darunter auch 20 von der Fa. Dr. C. Otto & Comp./Bochum.

Den entscheidenden Anstoß zu einem gewaltigen Ausbau der Kokerei gaben die Lieferverträge über Koks, die der EBV mit den Röchling'schen Eisen- und Stahlwerken in Völklingen 1901 schloß. Der Vertrag lief bis 1920 und verpflichtete den EBV zur jährlichen Lieferung von 250.000 t Koks ins Saarland.

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historisches Foto der Kokerei Anna um 1900
1902-1911 entstanden auf bislang unbebautem Gelände zwei räumlich eng zusammenhängende, aber betrieblich getrennt geführte Kokereien mit 402 Öfen in 7 Batterien. Sechs Batterien waren mit Koppers-Regenerativöfen (Quer- und Längsregeneratoren) und die siebte mit Collin-Öfen ausgestattet.324 Die Kokerei lieferte 1860 t Koks pro Tag und war eine der größten Europas.

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historisches Foto der Großgasmaschinen
Zu den Kokereien gehörten große Nebenproduktenanlagen mit Ammoniak- und Benzolfabriken. In einer Gaskraftzentale wurde mit neun Gasmaschinen 9 MW Strom erzeugt. Der Strom diente in erster Linie zur Versorgung der Grube Anna. Über eine Hochspannungsleitung war auch die Grube Eschweiler Reserve angeschlossen.

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Kohlenturm
Die Kokerei wurde ab 1922/23 weitgehend erneuert. Unter dem prägnant in Hammerkopfform gestalteten Kokskohlenturm entstanden neue Koksofenbatterien, mit denen die Leistungskraft auf 2330 t pro Tag in den 1930er Jahren gesteigert wurde. Die Nebenproduktenanlage wurde nach dem System Still unter Zufügung von Bauten für Kondensation, Ammoniak- und Benzolerzeugung erneuert. In Ergänzung zur Kokerei entstand 1927-31 eine Ferngasanlage, durch die das überschüssige Kokereigas von der Fa. Thyssen nach Aachen, Köln, Düren, Stolberg, Eschweiler usw. geliefert wurde. Auch die Bauten und Anlagen der Kokerei wurden von Erberich und Scheeben realisiert.

1957-1957 wurden die Koksofenbatterien V bis VIII vollständig durch die Fa. Koppers erneuert. Die Batterien II, III und IV entstanden 1952, 1959, 1961 und 1968 über dem alten Grundriß, während für die Batterie I 1948 nur der Oberbau erneuert wurde. 1973 erreichte die Förderung mit einer Tagesleistung von 7300 t Spitzenwerte (vgl. Zollverein in Essen mit 5000 t/Tag seit 1961 und ca. 9000 t/Tag seit 1972/73; Kokerei Hansa in Dortmund erreichte nach dem Ausbau 1967/1968 eine Leistung von 5200 t).

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Schaubild um 1955
So wie von den ältesten Anlagen der Grube Anna keine technischen und baulichen Objekte überliefert sind, gibt es auch von der ersten Kokerei, die sich entlang der Bahnhofstraße erstreckte, keine Überreste. Die kurz nach der Jahrhundertwende in neuer Größenordnung erneuerte Kokerei entwickelte sich zwischen Anna I und Anna II und verknüpfte die beiden Schachtanlagen zu einem städtebaulich und funktional zusammenhängenden Zechen- und Kokereikomplex. Die Baugeschichte der Kokerei gliedert sich in drei wesentliche Phasen: die Gründungs- und Entstehungszeit 1902 bis 1911, Ausbau zur Großkokerei 1922-1931, und die Erneuerungsphase 1952-1960. Die denkmalwerten Bauteile der Kokerei konzentrierten sich auf die ersten beiden Entwicklungsphasen.

Anders als bei den zeitgleichen Zechenkokereien des Ruhrbergbaus, wurden die Koksofenbatterien der um 1900 erneuten Kokerei nicht parallel zu den Bauten der Schachtanlagen angeordnet. Die Batterien bildeten vielmehr eine langgestreckte Linie entlang der Gleise der die beiden Schachtanlagen südlich tangierenden Aachener Industriebahn. Diese lange Reihe der sechs Batterien wurde etwa mittig durchschnitten von dem von Alsdorf nach Zopp führenden Weg. Westlich dieses Weges lagen die drei Batterien der Kokerei Anna 1 und östlich davon die Batterien der Kokerei Anna 2. Der Weg nach Zopp wurde begleitet von den eingeschossigen Kauen- und Bürogebäuden der beiden Kokereien. Jede der beiden Kokereien hatte eine eigene Kondensation mit Ammoniakfabrik. Für die Batterien I bis III gab es sogar zwei Kondensationen. Die funktionale Verbindung zwischen beiden Kokereien wurde allerdings dadurch sichtbar, daß es von Anfang an nur eine Benzolfabrik und eine Gaskraftzentrale mit Gasreinigung gab.

Trotz der Modernisierungsphasen in den 1920er und 1950er Jahren waren von der Kokerei der Jahrhundertwende bis zu den Abbrüchen 1994/95 erstaunlich viele Gebäude - allerdings ohne technische Ausstattung - erhalten geblieben. Da die Koksofenbatterien der Modernisie-rungsphasen auf dem Grundriß der alten Batterien errichtet wurden, war bis zuletzt auch das alte Anlageschema noch überliefert.

Die Anlagen und Gebäude der Kokerei Anna wurden weitgehend Mitte der 1990er Jahre abgebrochen. Erhalten blieben der Wasserturm, ein Werkstattgebäude und das Gaskraftwerk.