Seit 1683 war Eberhard Deutgen an der Hütte beteiligt. Deutgen gehörte zu einer schon im Mittelalter in Düren ansässigen Familie mit früher Beziehung zur Eisenindustrie 1713/14 war er bereits Meistbeteiligter an der Lendersdorfer Hütte und 1730 hatten die Witwe Matthias Deutgen und Eberhard Deutgen zwei Drittel der Anteile in ihren Händen (Geuenich 1961, S. 582). Seit 1736 lagen Hütte und Hammer jedoch für mehr als 40 Jahre überwiegend still. Als Grund wurde der Mangel an Holz bzw. der daraus hergestellten Holzkohle genannt. Der zur Hütte gehörige „Kohlezirkel“, eingeengt durch die benachbarten Hütten Simonskall, Schevenhütte und Henneswerk erwies sich als zu klein (Miltz 1981, S. 130).
1780 erhielten die Brüder Jacob Theodor und Leonhard Bernhard Deutgen eine Konzession zur Erneuerung der Hütte. Das bis in den Grundboden (Hashaben 1916, Bd. 2, S. 411) zerfallene Werk dürfte völlig neu errichtet worden sein. Der Hochofen hatte einen rechteckigen Schaft mit einer Höhe von 21 Fuß (= 6,4 m) und wurde betrieben mit einem ledernen Gebläse. Unterhalb der Hütte lag ein Stahlhammer mit einem 700 Pfund schweren Hammer. 1792 wurde eine Walzanlage addiert und 1804 war ausdrücklich auch von einer Gießerei die Rede. 1815 wurde die Höhe des Hochofens mit 9,4 m angegeben. Während der achtmonatigen Hüttenkampagne waren zwei Schmelzer, zwei Aufgeber, neun Hammerschmiede und ebenso viele Hammerknechte auf der Hütte tätig. Produziert wurden 465.000 Pfund Gusseisen und 350.000 Stabeisen im Jahr. Das Eisen wurde nach Frankreich und an den Niederrhein abgesetzt (Hashagen 1916, Bd. 2. S. 415 f). Das Werk dürfte zu diesem Zeitpunkt etwa die Größe der 1806 durch Eberhard Hoesch der Ältere (1756-1811) in Zweifallshammer erbauten und weitgehend noch erhaltenen Hütte gehabt haben war allerdings durch das Walzwerk mit einer weiteren Verarbeitungsstufe ausgestattet.
Im November 1820 kauften die beiden durch Gesellschaftsvertrag miteinander verbundenen Söhne von Eberhard Hoesch d.Ä. die Lendersdorfer Hütte und führten sie zusammen mit dem Eisenschneidwerk in Schneidhausen und der Hütte Zweifallshammer als Firma Gebrüder Eberhard und Wilhelm Hoesch. Der Ausbau eigener Erz- und Steinkohlegruben sollte die Rohstoffbasis sichern. Zweifallshammer wurde also Hüttenwerk „zum Vergießen“, Lendersdorf als Hammer- und wohl auch als Walzwerk betrieben. Der Hammer in Zweifallshammer wurde zur Schleifmühle umgewandelt (Ellerbrock 1989, S. 22 und S. 31). Der Betrieb beider Werke erfolgte ausschließlich mit Wasserkraft.
Die starke Konkurrenz des durch die fortgeschrittene Technologie preisgünstigen englischen Stabeisens (Kokshochöfen und Puddelwerke) veranlasste Eberhard Hoesch 1823 zu einer – nach der Familiensaga – abenteuerlichen Fahrt nach England. Er besichtigte einige Puddelwerke, engagierte englische Arbeiter und einen Mechaniker namens S. Dobbs unter dessen Leitung 1824 der Ausbau der Lendersdorfer Hütte zu einem Puddel- und Walzwerk begann. Der erhaltene Konzessionsantrag sah vor: ein Kupolofen, der über ein unterschlächtiges Gebläserad mit Wind versorgt werden sollte, ein Flamm- oder Reversierofen, zwei Öfen für das Flammofenfrischen, ein großer Stirnhammer und das Walzwerk. In den Öfen sollte ausschließlich Steinkohle verwendet werden (Kreisarchiv Düren, Birgel 1021). Alle Anlagen wurden nur mit Wasserkraft betrieben (Ellerbrock 1989, S. 31). Nach der Erfindung des Puddelverfahrens durch den Engländer Henry Cort 1784 hatte Heinrich Wilhelm Remy das Puddeln 1824 in Deutschland auf seiner Eisenhütte bei Neuwied eingeführt. Die Gebrüder Wilhelm und Eberhard Hoesch, deren Werk wohl 1825 fertig gestellt war, waren die unmittelbaren Nachfolger Remy’s und begründeten diese Technik im Rheinland mit der schmied- und walzbares Eisen (nach heutigem Verständnis Stahl) als Massenprodukt erzeugt werden konnte.
Die Hoeschs gingen den einmal eingeschlagenen Weg weiter. 1827 wurde ein neuer Hochofen gebaut mit – auch dies ein Novum für das Rheinland . vorgewärmten Gebläsewind. Man versuchte den Ofen mit Steinkohlenkoks zu betreiben. Die Produktivität des Ofens war auch befriedigend, nicht jedoch die Qualität des erzeugten Eisens (Ellerbrock 1989, S. 33).
Wegen des großen Angebots an Holzkohle und Eisenerz wurden wohl 1831 (Kreisarchiv Düren, Bürgel 1021) ein zweiter, größerer Hochofen gebaut. Dieser Ofen sollte für den Einsatz von Holzkohle und Steinkohlenkoks geeignet sein. Die Umwandlung von Steinkohlenkoks zur Erzeugung von Eisen gehörte zu den Schlüsselerlebnissen der industriellen Revolution. Eberhard Hoesch hat sich auch Verdienste um die Einführung dieser Technik im Rheinland gemacht (1796 in Oberschlesien, 1847 im Ruhrgebiet).
Inzwischen war auch das Puddel- und Walzwerk gewachsen und umfasste nach einem Lageplan von 1832 neun Puddelöfen, drei Walzenstraßen, 3 Dampfmaschinen, fünf Schweißöfen, zwei Dampfhämmer. Die Steinkohle wurde vom Eschweiler Kohlberg geliefert (Miltz 1981, S. 140).
Die von Carl Schütz dargestellte Pracht hatte jedoch schon 1836/37 einige Flecken bekommen. Der große Ofen hatte stillgelegt werden müssen. Der von den Eschweiler Gruben gelieferte Koks (aus Gruss statt auch Stückkohle gefertigt) war zu schlecht um den Ofen damit beheizen zu können und Holzkohle war zu kostspielig geworden. Noch 1851 lag der große Ofen still; obwohl das Werk zwischenzeitlich mit Eisenbahnschienen einen lebhaften Aufschwung erlebte. Auch hier leistete Hoesch Pionierarbeit. Nachdem Ferdinand Remy die Schienen für die erste deutsche Eisenbahn Nürnberg-Fürth geliefert hatte, fertigte Hoesch ab 1837 Eisenbahnschienen als Massenprodukt. Die vom Eisenbahnbau bewirkte Konjunktur in der Eisenbahnindustrie veranlasste Eberhard Hoesch sogar 1846/47 ein zweites Puddel- und Walzwerk in Eschweiler zu errichten. Sein Optimismus in die wirtschaftliche Entwicklung kommt im Ausstattungsprogramm für das Eschweiler Werk zum Ausdruck: geplant waren 40 Puddel- und 10 Schweißöfen, sowie 4 Walzstraßen. Realisiert wurden schließlich 10 Puddel- und 3 Schweißöfen (Ellerbrock 1989, S. 27). Dennoch erregte das Eschweiler Werk überregionales Aufsehen.
Das Lendersdorfer Werk wurde 1842 um eine „Eisenbearbeitungswerkstätte“ ergänzt. Es war die älteste Maschinenfabrik im Dürener Raum (Miltz 1981, S. 134). nach dem Tod von Eberhard Hoesch übernahm sein Neffe Leopold Hoesch 1852 die Leitung der 1846 umbenannten Firma Eberhard Hoesch & Söhne mit den Eisenwerken Zweifallshammer, Lendersdorf, Eschweiler und dem Zinkwalzwerk Schneidhausen. Unter Leopold Hoesch kam es 1856/57 in Lendersdorf zur Angliederung einer Dreherei, die als Eisenbahn-Räderfabrik diente. Bei Prüfung von neu aufgestellten Dampfkesseln wurde bei dieser Gelegenheit vermerkt, dass man mit dem Umbau des ganzen Werkes beschäftigt sein (HSTA Dü Gb. Düren 93). Vermutlich in diesem Zusammenhang erhielten die Backsteinbauten im Gießerei-Komplex im Winkel Hauptstraße/Hüttenstraße ihre heutige Fassung.
Nur kurzzeitig war der Aufschwung den die Lendersdorfer Hütte Anfang der 1870er Jahre erlebte. 1871 wurden drei Siemens-Martin-Öfen für je fünf Tonnen in Betrieb genommen (Mönnich 1971, S. 112). 1872 entstand eine Gasfabrik für die Beleuchtung der Räderfabrik und der Werkstätten. Der Standort Lendersdorf hatte bei der Produktion von Eisen und Stahl jedoch keine Zukunft mehr. Am 1. September 1871 hatten sich die Hoeschs zur Anlage eines Eisen- und Stahlwerkes in Dortmund entschieden, mit Grundsteinlegung im April 1872. Die auf die Gründerjahre folgende schwere Krise führte 1875 zur Betriebseinstellung der Lendersdorfer Hütte und Entlassung von 1.000 Arbeitern (Miltz 1981, S. 134). Die endgültige Stilllegung der Walzwerke in Lendersdorf und Eschweiler folgte Anfang der 1880er Jahre. Auch die Lendersdorfer Räderfabrik kam zum Stillstand. Damit hatte die Lendersdorfer Hütte ihre bedeutende Stellung in der linksrheinischen Eisenindustrie eingebüßt (Hashagen 1916, S. 569).
Durch Ausführung von Spezialprodukten in der Gießerei, mit Herstellung von säure- und laugenbeständiger Gussteile und Entwicklung des Lehmformverfahrens konnte der Gießereibetrieb weitergeführt werden. 1905 wurde die Stauanlage vor der Gießerei verändert und an Stelle eines Wasserrades eine Turbine montiert (Kreisarchiv Düren, Birgel 1021). Um 1914 erfolgten weitere bauliche Maßnahmen u. a. der Neubau einer Gieß- und Putzhalle.
In der Halle befanden sich laut Grundrisszeichnungen von 1885 und 1887 (Kreisarchiv Düren, Birgel 1020) zwei Wasserräder. Durch Innenwände wurde die Halle in Bereiche für Gießerei, Dreherei und Schlosserei unterteilt. Der heutige Wasserzulauf im rechten Teil des Südgiebels mit einem Schütz stammt wohl von 1905. Das Wasser trieb eine Turbine, die mit einem Transmissionssystem verbunden war. Reste dieses Systems sind an den Wänden noch sichtbar.
Die zweite denkmalwerte Gießereihalle (zuletzt Furanformerei) ist nur noch fragmentarisch erhalten. Sie wird ebenfalls der Ausbauzeit 1856/57 zuzurechnen sein. Von der Halle erhalten sind die Traufwände aus Backstein und der Holzdachstuhl. In den sehr kräftig ausgeführten Wänden von ca. 1,0 m Wandstärke befinden sich im unteren Bereich große gemauerte Rundbögen, die überwiegend mit Ziegeln zugesetzt sind. Darüber sind in dem schwächer werdenden Mauerwerk kleine segmentbogige Öffnungen eingelassen. Über dem Dachstuhl mit Firstsäulen befinden sich kleine Belüftungsraupen im Firstbereich.
Kernelement jeder Gießerei ist der Kupolofen. Erfunden von John Wilkinson 1974 ist der Kupolofen ähnlich aufgebaut wie ein Hochofen jedoch wesentlich kleiner und schlanker. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts gab es Kupolöfen mit gemauertem Mantel, doch wurden die Öfen seit 1830 auch vollständig mit Blechmantel gebaut. Als Brennstoff diente Koks. Zur Förderung des Brennvorgangs wurde erwärmte oder kalte Luft (= Gebläsewind) eingegeben.
Der Brennvorgang wurde durch ein Kaltwindgebläse gefördert. Die ringförmig sich um den Ofenmantel legenden Windrohre und die in regelmäßigen Abständen in den Ofen hineinführenden Windformen sind erhalten. Seitlich ist an zwei Rundinstrumenten die Gebläseleistung ablesbar.
Das verschmolzene Eisen floss über kurze Rinnen in einem vor der Kupolofenbühne stehenden fahrbaren Vorherd. Über den Vorherd wurden die Gießpfannen gefüllt, die von Kränen zu den Gießgruben transportiert wurden.
Wichtig zum Verständnis der Kupolöfen ist das Beschickungssystem. An den seitlich an das Ofenhaus anschließenden Bunkern mit den Einsatzstoffen wurden fahrbare Kübel beladen und gelangten über einen Tunnel unter die Aufzugsvorrichtung. Über einen aus Stahlblechwänden geformten Schacht wurden die Kübel auf Höhe der Begichtungsbühne gezogen und konnten über ein Drehkreuz wahlweise einem der drei Kupolöfen zugeführt werden. Über der Gichtöffnung wurde der Inhalt der Kübel in die Kupolöfen entleert.
• Justus Hashagen Geschichte der Familie Hoesch, 2 Bde, Köln 1911 und 1916
• Friedrich Miltz Heimatbuch Lendersdorf. Geschichte in Wort und Bild, Eschweiler 1981
• Karl Peter Ellerbrock, Eberhard Hoesch (1790-1852): Lebenserinnerungen eines Industriepioniers, Dortmund 1989
• Horst Mönnich, Aufbruch ins Revier. Aufbruch nach Europa. Hoesch 1871-1917, München 1971
• Kreisarchiv Düren GH I 12a Amt Birgel 1021
• Archiv Katasteramt Kreis Düren: historische Katasterkarten, Flurbuch 1856/57, Gebäudebuch 1910