Bahnhof Gerresheim
Düsseldorf, Heyestr. 194
Peter Henkel
Bahnhof Gerresheim


Der schlichte verputzte Backsteinbau des Gerresheim Bahnhofs symbolisiert den Aufbruch Düsseldorfs ins Industriezeitalter. Zwischen 1838 und 1841 wurde mit der Strecke Düsseldorf
• Elberfeld die erste Eisenbahn Westdeutschlands gebaut, womit Düsseldorf eher an das entstehende Eisenbahnnetz angeschlossen wurde als beispielsweise Köln oder Duisburg. Mit der Verbindung der Bergischen Industrie um Elberfeld mit einem Rheinhafen sollte der wirtschaftliche Aufschwung des Großraums Düsseldorf entscheidend gefördert werden. Zeitweilig sollte Düsseldorf sogar Sitz einer Eisenbahndirektion werden, auch wenn sich hier Elberfeld letztendlich durchsetzte. Der Anschluss an die Eisenbahn entwickelte sich zu einem der wichtigsten Schlüsselfaktoren für die Ansiedelung bedeutender Unternehmen in Düsseldorf. Lange Zeit war die Steigung zwischen Erkrath und Hochdahl die steilste Eisenbahnstrecke Europas. Mit Hilfe stationärer Dampfmaschinen mussten zunächst die Züge hochgezogen werden. Später zog der herab fahrende Zug die entgegenkommende Bahn als Kontergewicht bergauf.

Im Dezember 1838 rollte erstmals eine Eisenbahn von Erkrath über Gerresheim nach Düsseldorf. Begeistert oder verängstigt, auf jeden Fall aber mit großer Neugier bestaunten die Zeitgenossen die technische Neuheit: In unglaublichen 15 Minuten bewältigte ein selbstfahrendes Dampfross die acht Kilometer lange Strecke.

Zunächst nur ebenerdiger Bahnsteig, wurde schon 1841 ein Stationsgebäude aus Fachwerk errichtet. Nach der durch Verstaatlichung zustande gekommenen Vereinigung der Düsseldorf-Elberfelder mit der streckenweise parallel führenden Linie von Düsseldorf nach Dortmund der „Rheinischen Bahngesellschaft“ erhielt er sein heutiges Aussehen mit großzügigem Güterabfertigungsbereich. Der konkurrierende „Rheinische Bahnhof“ an der Torfbruchstraße wurde 1975 abgebrochen. Mit der Aufgabe des Rheinischen Bahnhofs erhielt der Bahnhof Gerresheim 1888 auch seine letzte Ausbaustufe. Die Güterabfertigung wurde erweitert. Seit den 1980er Jahren nur noch Haltepunkt der S-Bahn, verlor das Gebäude seine Funktion. 2009 sollte es einer Schnellstraße zum Opfer fallen. Erst energischer Protest des FKI und anderer Vereine und Initiativen führte zur unter Schutzstellung des Bahnhofs. Wie kaum ein anderes Gebäude in Düsseldorf steht er als ältester noch existierender Bahnhof der Stadt für den Durchbruch der Industrialisierung im Düsseldorfer Raum.

Für Gerresheim bedeutete die Eisenbahn das Ende eines Dornröschenschlafs. Seit der Aufhebung des Stifts war der kleine Ort wirtschaftlich in der Bedeutungslosigkeit versunken. Zunächst ließ sich in der Dammer Mühle 1841 eine Drahtstiftfabrik nieder, bis mit Heye der große Durchbruch gelang. Der zwischenzeitliche Ausbau des Streckennetzes um Düsseldorf bot für Heye ideale Bedingungen seine Produkte zu vertreiben.

Der erste Düsseldorfer Bahnhof lag ungefähr am heutigen Graf-Adolf-Platz, kurze Zeit später entstand in seiner Nähe der Bahnhof einer weiteren Linie. Die dortige Bahnstraße verweist noch auf seine historische Funktion. Mit der Erweiterung und Verstaatlichung der zunächst privat betriebenen Eisenbahnlinien wurde in den 1890er Jahre der neue „Central Personen Bahnhof“ zum heutigen Konrad-Adenauer-Platz verlegt.

Zwischenzeitlich war das Streckennetz enorm gewachsen. Schon 1852 wurde die Strecke Oberkassel – Aachen eröffnet und damit die Erschließung des linksrheinischen Düsseldorfs vorbereitet. Weitere Strecken führten nach Köln, Duisburg oder Berlin und verbanden Düsseldorf mit allen wichtigen politischen und wirtschaftlichen Zentren. Im Gleisdreieck um Oberbilk, wo sich am heutigen Hauptbahnhof die West-Ost und die Nord-Süd-Strecke kreuzen, fanden daher große Unternehmen wie die Oberbilker Stahlwerke (heute das Gelände um den Bertha-von-Suttner-Platz) oder die Vereinigten Kesselwerke an der Werdener Straße den geeigneten Standort und prägten den Stadtteil. Ähnlich wirkte der Eisenbahnausbau um Benrath und Reizholz. Mit der Gründung der Industrieterrain Düsseldorf-Reisholz 1898 wurde die Eisenbahninfrastruktur dort massiv gefördert und brachte den Impuls, um Betriebe wie Mannesmann oder Henkel hierher zu locken.

Aber nicht nur wirtschaftlich führte die Eisenbahn zu großen Veränderungen. Die Gemeinde Rath umfasste ursprünglich die heutigen Stadtteile Rath und Unterrath, wobei das historische Zentrum der Klosterhof in Unterrath ist. Erst die Eisenbahn dividierte Rath auseinander. Der entstehende jüngere Ortsteil um den erste Rather Bahnhof an der Strecke nach Essen behielt den Namen Rath. In seiner Nähe siedelten sich Industrien wie Rheinmetall oder Mannesmann an und entwickelten Rath zu einem Arbeiterstadtteil. Das historisch ältere Rath um den neuen Bahnhof an der Strecke nach Duisburg erhielt die Bezeichnung Unterrath. Lange Zeit blieb er von der wirtschaftlichen Entwicklung unberührt und bewahrte sich noch bis in die zweite Hälfte des vergangenen Jahrhunderts eine eher ländliche Identität.