Bahnhof Reisholz
Düsseldorf-Reisholz, Henkelstraße 319
Walter Buschmann
Der Bahnhof Düssedorf-Reisholz


Die Entstehung des Bahnhofes Düsseldorf-Reisholz ist eng mit der Geschichte der Industrieterrains AG und der von dieser Gesellschaft bewirkten Industrialisierung des Düsseldorfer Südens verbunden. Die Industrieterrains AG sah ihre Aufgabe darin, die Standortvorteile durch infrastrukturelle Maßnahmen noch zu verbessern und die erschlossenen Grundstücke an Industrieunternehmen zu verkaufen. Neben dem geplanten Rheinhafen (1901 Fertigstellung des ersten Bauabschnittes) war der Bau eines neuen Bahnhofes die wichtigste vorbereitende Maßnahme. Der Bahnhof in Benrath konnte nicht genutzt werden, da sich zwischen diesem Bahnhof und der zukünftigen Industriefläche die Ortschaft Benrath erstreckte.

Die Gesellschaft beauftragte den Eisenbahn Bau- und Betriebsinspektor Scheidtweiler mit Prüfung der Gegebenheiten und gründete ein Planungsbüro. Die Königliche Eisenbahn-Direktion Elberfeld stimmte dem Bau eines privat betriebenen Bahnhofes zu. Der Bahnhof entstand 1898/99 und erhielt die Bezeichnung Düsseldorf-Reisholz, obwohl er auf Benrather Gemeindegebiet entstanden war. Zur feierlichen Eröffnung berichtete der "Rheinländer General-Anzeiger der Bürgermeisterei Benrath" in einer seltsamen Reihung von den Aufgaben des Bahnhofes, der geeignet sei für "Personen-, Güter-, Gepäck- und Privatdepeschenverkehr, sowie für die Abfertigung von Leichen, lebenden Thieren, Fahrzeugen und Sprengstoffen." Der Bahnhof stand in Verbindung mit einem ausgedehnten Gleisnetz, das bis 1914 16 km Länge erreichte und 46 Betriebe mit dem Bahnhof und dem Rheinhafen verband. Der Betrieb dieser Privatbahn erfolgte mit vier Lokomotiven. Große Betriebe, die von den Standortvorteilen in Reisholz angelockt wurden, wie Henkel KGaA, Stahl- und Röhrenwerke Reisholz GmbH, Deutsche Shell AG u. a. wurden durch das Gleisnetz erschlossen. Die Versorgungssituation in Reisholz hatte sich mittlerweile noch verbessert durch das 1902 entstandene Wasserwerk der Gemeinde Benrath und das 1906-08 erbaute Großkraftwerk der Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerke.

Als konstitutiver Ausgangspunkt für die industrielle Besiedlung von Reisholz muss der 1898/99 entstandene Bahnhof gelten. Er ist in wichtigen baulichen Bestandteilen erhalten und besteht aus Empfangsgebäude, Wohnhaus und Zwischentrakt für Aborte und Nebenräume.

eisenbahn_bahnhof_reisholz
altes Empfangsgebäude. Foto 1996
eisenbahn_bahnhof_reisholz
Wohnhaus. Foto 1996
Die Gebäude sind in der gängigen Zweckarchitektur der Jahrhundertwende entstanden. Das zweigeschossige Empfangsgebäude trägt ein Krüppelwalmdach. Das Backsteinmauerwerk ist im Erdgeschoß unverputzt. Das verputzte Obergeschoß wird durch steinsichtige Sohlbankgesimse, Trauf- und Ortganggesimse und Fensterumrahmungen gegliedert. Zur Gleisseite wird der Baukörper durch ein mittig angeordnetes Zwerchhaus akzentuiert. Die alten Holzfenster sind in den segmentbogigen Öffnungen teilweise erhalten. Die historische Grundrissgliederung ist weitgehend überliefert. Hinter dem nördlichen Zugang befindet sich eine Holztreppe aus der Bauzeit mit Stabgeländer aus gedrehten Stäben. In den Obergeschossen sind teilweise noch die alten Türumrahmungen und Türen erhalten. Teilweise befindet sich im Erdgeschoß noch ein Bodenbelag aus Mettlacher Fliesen.

Das zweigeschossige Wohnhaus mit Satteldach steht in der gleichen Flucht wie das Empfangsgebäude und beherbergte wohl die Familie des Bahnhofsvorstehers. Es ist in gleicher Art wie das Empfangsgebäude durch Ziegel- und Putzflächen gegliedert. Die ursprüngliche Grundrissgliederung mit Holztreppe und den Türen aus der Bauzeit im Obergeschoß ist erhalten.

eisenbahn_bahnhof_reisholz
neues Empfangsgebäude. Foto 1996
Mit Erweiterung der Gleisanlagen und dem Bau einer Unterführung für die Henkelstraße in den Jahren 1927-33 wurde der alte Bahnhof stillgelegt. Das neue Empfangsgebäude entstand 1934 östlich der Gleise zusammen mit einem neuen Stellwerk. Die zum alten Bahnhof gehörenden Gleise wurden abgebaut, so dass heute nur noch die Gebäude die Anfänge des Bahnhofes Düsseldorf-Reichsholz dokumentieren.

Der Bahnhof in Reisholz war Ausgangspunkt für die industrielle Entwicklung von Holthausen und Reisholz. Er muss als ein Focus für die Industrialisierung des Düsseldorfer Südens und als Zeugnis aus den Anfangstagen der für die Stadtbaugeschichte bedeutenden Industrieterrains AG angesehen werden.