Eine Kette von bis nahe an den Rhein heranreichenden Mühlenstandorten gab es jedoch an der Emscher. An dem 109km langen Fluss hatten sich zwischen Dortmund-Aplerbeck und Duisburg-Alsum 15 Mühlen angesiedelt, davon allein 10 am Unterlauf.
Gegen die Konkurrenz Mülheims erhielt Ruhrort 1771 das Monopol für den Kohlenhandel. Dies und vor allem die 1774 bis 1780 durchgeführte Schiffbarmachung der Ruhr waren die Grundlagen für die Hafen- und Ortsentwicklung. Schüttgüter wie Kohle und später Erze bestimmten Bild und Technik des Ruhrorter Hafens.
Der Inselhafen steigerte die Leistungsfähigkeit des Ruhrorter Hafens beträchtlich. Der Kohlenumschlag verdoppelte sich zwischen 1826 und 1834 von 160.000 auf 340.000t. In den 1830er/1840er Jahren wurden 50% der Ruhrkohlenförderung über den Fluss transportiert und in Ruhrort von den Ruhrnachen in Magazinen gelagert und auf Rheinschiffe umgeladen. Um der rasanten Entwicklung gerecht zu werden, entstand 1837-42 der Schleusenhafen, als 1000m langes, parallel zum ovalen Inselhafen geführtes Hafenbecken. Insel- und Schleusenhafen wurden mittels Durchstich, Verbindungskanal und Schleuse mit der Ruhr verbunden.
Nicht diese Fernlinie selbst, wohl aber die 1848 fertig gestellte Zweigstrecke der Köln-Mindener-Eisenbahn zwischen Oberhausen und Ruhrort beeinflusste die industriellen Gründungsphasen der kommenden Jahrzehnte im Duisburger Norden erheblich. Die Zweigstrecke war umso wichtiger, als in Ruhrort ein Rheinübergang geschaffen wurde. Schon im März 1847 hatte die Köln-Mindener Eisenbahn mit der linksrheinischen Ruhrort-Krefeld-Gladbacher Eisenbahngesellschaft eine Übereinkunft zur Verbindung der beiden Gleisnetze über den Rhein hinweg mittels Dampffähre geschlossen. 1852 wurden auf dieser Grundlage an beiden Rheinufern Hafenbecken und Rampen mit einem Gefälle von 1:10 zur Vermittlung zwischen Ufer und Wasserniveau gebaut und 1854-56 entstanden an beiden Rheinufern nach englischem Vorbild Hebetürme.
Als wichtiger Konkurrent im Zeitalter der Privateisenbahnen trat im Ruhrgebiet schon bald der Köln-Mindener-Eisenbahn die Bergisch-Märkische-Eisenbahn gegenüber. Die Bergisch-Märkische übernahm 1854 die Betriebsleitung der Ruhrort-Krefeld-Gladbacher Eisenbahn und damit auch den Trajektverkehr über den Rhein zwischen Homberg und Ruhrort. In der zweiten Hälfte der 1850er Jahre wurde das Projekt einer zentralen Ost-West-Bahn durch das Ruhrgebiet entwickelt und 1860-62 realisiert. Die Bahn berührte alle großen Ruhrstädte: Duisburg, Mülheim, Essen, Bochum und Dortmund. 1867 kam die Zweigbahn Styrum – Meiderich – Ruhrort dazu. Die Strecke war nun für Kohlentransporte aus den Bergamtsbezirken Essen und Bochum zum Ruhrorter Hafen geeignet. Auf den letzten 3,6km führte die Stecke parallel zur Linie der Köln-Mindener-Eisenbahn und endete am Bassin des Eisenbahnhafens. Als Empfangsgebäude diente das durch Enteignung in den Besitz der Eisenbahngesellschaft gelangte Verwaltungs- und Direktionsgebäude der Phoenix AG. Mit zahlreichen Anschlussbahnen an Zechen und Hütten (1881 waren 52 Hochöfen angeschlossen) hatte die Bahn eine erhebliche Bedeutung für die wirtschaftliche Erschließung des Reviers.
Schließlich realisierte auch die dritte große westdeutsche Eisenbahngesellschaft eine durch den Duisburger Norden führende Strecke. Die Rheinische Eisenbahn konnte 1879 die als Verbindung zur Nordsee erbaute Linie Oberhausen - Quackenbrück eröffnen. In Quakenbrück erfolgte der Anschluss an die Oldenburger Staatsbahn und damit die Verbindung nach Wilhelmshaven und Bremen. Die Strecke blieb ohne große wirtschaftliche Bedeutung, diente jedoch während des Ersten Weltkriegs zur Versorgung des Kriegshafens Wilhelmshaven mit Ruhrkohle. Im Stadt- und Landschaftsbild des Duisburger Nordens wirkt diese Eisenbahn durch die Brücke über die Ruhr und die Ruhrniederung südlich von Meiderich.
Die wichtigste Gründung der 1850er Jahre war die Phoenix AG für Bergbau und Hüttenbetrieb. Das Unternehmen wurde 1852 in Aachen gegründet. Beteiligt waren wallonische Eisenhüttenleute, aber auch die wichtigsten Textilfabrikanten aus Eupen. Télémach Michiels brachte sein 1841 in Eschweiler-Aue gegründetes Puddel- und Walzwerk ein. Geplant war der Bau und Betrieb von Hochofenwerken „auf der Kohle“ im Ruhrgebiet. Es entstanden zwei neue Hüttenwerke in Laar bei Ruhrort und ein kleineres Werk in (Essen-)Kupferdreh. 1855 wurde das Borbecker Hüttenwerk von Charles Détillieux übernommen. „Der Phoenix“ benannt nach dem aus der Asche sich erhebenden sagenhaften Vogel aus der griechischen Mythologie war mit drei Hüttenanlagen im Ruhrgebiet eine der größten montanindustriellen Gründungen der 1850er Jahre im Ruhrgebiet. Zum größten Hüttenstandort des Unternehmens wurde die Anlage in Ruhrort-Laar. 1853/54 entstanden die ersten drei Hochöfen schottischer Bauart mit Blechmänteln anstelle der in den 1850er Jahren noch üblichen in massivem Mauerwerk errichteten Öfen.
In diese Zeit fallen auch die Anfänge des Steinkohlenbergbaus im Duisburger Norden. Die „Mutungslust“ der 1850er Jahre, bedingt durch die Entwicklung des Eisenbahnwesens, das Aufblühen der Eisenindustrie und die Aufhebung des Direktionsprinzips zugunsten weitgehend marktwirtschaftlicher Prinzipien auch im Bergbau führte überall in der Umgebung von Duisburg zu dem Versuch, erfolgreiche Schächte und Bergwerke zu entwickeln: 1855 wurde mit englischem Kapital Zeche Westende gegründet. 1856 kam es im Europäischen Hof zu Duisburg zur Gründung der Gewerkschaft Ruhr und Rhein. Wegen der unrentierlichen Förderbedingungen wurde aber auch die Zeche Ruhr und Rhein schon 1868 wieder stillgelegt. Die Zeche wurde 1870 neu belebt und gehrte seit 1896 zum benachbart Hüttenwerk Phoenix.
Erst die Probleme der anderen Rheinzechen verdeutlichen den Wagemut mit dem 1872 nur 2km vom Rhein entfernt die Abteufarbeiten für den Schacht 1 der Gewerkschaft Deutscher Kaiser begannen. Dieser 1876 in Förderung gehende Schacht 1 war noch in einer altertümlichen Architektur, mit einer massiv in Backstein ausgeführten Schachthalle und darauf aufgesetztem Pyramidengerüst ausgestattet worden. Als August Thyssen 1883 mit Hilfe der beteiligten Banken in den Vorstand der Gewerkschaft Deutscher Kaiser einzog, sorgte er für die Durchsetzung eines konsequent auf Expansion ausgerichteten Konzepts. Die Zeche wurde mit drei weiteren nun mit Stahlfördergerüsten ausgestatteten Schachtanlagen bis 1903 die größte Zeche des Ruhrgebiets und verschaffte August Thyssen, der bis 1891 alle Anteile an der Zeche erworben hatte die erhoffte Kohlenbasis für seine Eisen- und Stahlwerke. Zum Thyssen-Bergbau am Niederrein gehörten auch die 1909 bis 1914 in Walsum erbaute Zeche Wehoven und im nördlich benachbarten Dinslaken die 1908-13 geschaffene Zeche Lohberg.
Zunächst jedoch entstanden in der Gründungsphase nach dem Deutsch-Französischen Krieg auf dem Nachbargelände der Phoenix AG die Rheinischen Stahlwerke. Sehr schnell nach Entwicklung des Thomas-Verfahrens erwarb das Werk eine Lizenz und schon 1879 wurde wie im Hoerder Hüttenwerk der erste Thomasstahl in Deutschland erzeugt. Von den schon lange geplanten Hochöfen wurden die ersten zwei 1887-89 errichtet. 1899 folgte der dritte und 1904/08 weitere zwei Öfen. Zur Hochofenanlage gehörte eine Kokerei mit 150 Öfen.
Parallel zur Entstehung der Hütte in Bruckhausen plante August Thyssen in den 1890er Jahren ein zweites Hüttenwerk in Meiderich. Das Werk in sollte zur Versorgung der Siemens-Martin-Öfen in Mülheim-Styrum Stahleisen und Spezialeisen liefern. Zwischen 1901 und 1912 entstanden 5 Hochöfen. Mit Inbetriebnahme des fünften Ofens waren in Meiderich 1350 Mann beschäftigt. Dem Meidericher Hochofenwerk wurde 1910-11 eine Gießerei für schwere Gießprodukte angegliedert.
Innerhalb von knapp 60 Jahren waren im Duisburger Norden vier Hüttenwerke entstanden. Die AG für Hüttenbetriebe in Meiderich war als reines Hochofenwerk die kleinste Anlage. Die anderen drei Hütten waren integrierte Hüttenwerke, dienten also zur Eisen- und Stahlproduktion und waren zudem mit Walzwerken ausgestattet. Zwei Hüttenwerke, die Thyssen-Hütte in Bruckhausen und die Phoenix AG hatten innerhalb der Werksgelände zugleich auch fördernde Zechen. Hier kam der häufig von den großen montanindustriellen Gesellschaften im Ruhrgebiet schon im Namen der Unternehmen demonstrierte Anspruch zur Verbindung von Bergbau und Eisenerzeugung auch architektonisch und städtebaulich zum Ausdruck. Besonders die Thyssen-Hütte Bruckhausen war geradezu die Inkarnation einer Hüttenzeche.
Optimal an die Verkehrswege angeschlossen waren die beiden südlichen Hütten, die Phoenix AG und die Rheinischen Stahlwerke. Beide Hütten lagen direkt an den großen Hafenbecken des Ruhrorter Hafens und verfügten von Anfang an mit der Köln-Mindener Eisenbahn über gute Eisenbahnanschlüsse. Der Ausbau des Ruhrorter Hafens ließ auch die Gleisanlagen des Ruhrorter Bahnhofs wachsen mit dicken Gleisbündeln, die den beiden Hütten im Süden direkt vorgelagert waren.
Vergleichbar günstige Voraussetzungen gab es für die beiden Thyssen-Hütten nicht. Der 1880-82 für die Gewerkschaft Deutscher Kaiser in der Emschermündung angelegte Hafen Alsum erlaubte anfangs nur einen höchst einfachen Umschlag von Kohle und Eisen mit senkrecht zum Ufer angeordneten Verladebühnen und angehängten Schurren. Erst später entstand ein fester Kai mit einem parallel zum Ufer errichtetem Bohlwerk. Der Materialumschlag erfolgte mit 10 Dampfkrane und Klappkübelbetrieb.
Ausgehend vom Bahnhof Neumühl der Emschertalbahn wurde für den Schacht 1 der Gewerkschaft Deutscher Kaiser 1874 eine quer durch den Hamborner Norden führende Anschlussbahn erbaut, die zunächst nur bis zur Schachtanlage 1/6 führte. Diese Bahn war der Beginn für eines der größten Werksbahnnetze in Deutschland. 1882 wurde die Zweigbahn an der Hütte in Bruckhausen vorbei bis zum Hafen Alsum verlängert. 1903-07 entstand für die Thyssen-Werke der Hafen Schwelgern und in unmittelbarer Nachbarschaft 1902-05 für die Gutehoffnungshütte der Werkshafen Walsum.
Wie Thyssen war auch Haniel an einer Kohlebasis für seine Hüttenwerke interessiert. Die Großzechen Oberhausen in Oberhausen (Förderung seit 1850), Zollverein in Essen (Förderung seit 1851) und Rheinpreußen in (Duisburg-)Homberg (Förderung seit 1876) waren aus diesem Motiv heraus von Franz Haniel und seinem Sohn Hugo aufgebaut worden. Der erste Plan für die Zeche Neumühl geht auf Mutungen der 1850er Jahre zurück. Franz Haniel und Daniel Morian hatten nach gemeinsamen Bohrungen die Felder Neumühl 1-9 1859 und 1865 verliehen bekommen. Die Schächte 1 und 2 entstanden jedoch erst 1893-99 und die Schächte 3 bis 6 1902-16. Die Zeche Neumühl wurde eine der leistungsstärksten Anlagen der Jahrhundertwende. Architektonisch bemerkenswert war der 1910-14 entstandene Förderturm für den Schacht 4. Es war einer der ersten Fördertürme des Ruhrbergbaus in Stahlkonstruktion mit Stahlfachwerkfassaden. Im Turmkopf war eine Dampffördermaschine aufgestellt.
1920-23 war mit dem Bau des Wasserwerks Beeckerwerth eine neue Dimension der Wasserförderung eingeleitet worden. Die direkt neben der Haus-Knipp-Brücke erbaute Anlage war architektonisch und technisch eine Meisterleistung. Die drei Hochleistungspumpen waren zusammen mit einer Drehstrompumpe in einem zylinderförmigen Rundbau untergebracht. Achsial dahinter entstand überragt von einem Schornstein in Betonkonstruktion als hochaufragender Quader die Bunker- und Kesselhausanlage. Nach Umstellung auf Erdgas 1968 fiel zuerst der Schornstein und Anfang der 1990er Jahre auch die Bunker- und Kesselhausanlage nachdem ein Versuch zur Eintragung dieses mächtigen Betonbauwerks in die Denkmalliste misslungen war.
Auch im Bau von Straßenbrücken gab es nach 1900 zwei wichtige Resultate. Schon 1864 war die Haniel-Brücke als Verbindung zwischen Ruhrort und Duisburg entstanden. Mit den Hafenerweiterungen mussten im Verlauf der Brücke weitere Brückenfelder über den Hafenkanal, Kaiserhafen und Vinckekanal errichtet werden. 1907 wurde die Haniel-Brücke abgelöst durch die 70m stromabwärts erbaute Oberbürgermeister-Karl-Lehr-Brücke. Der gesamte etwa 1100m lange Brückenzug wurde nach dem Zweiten Weltkrieg weitgehend erneuert. 1947 wurde über der Ruhr ein per Schiff nach Duisburg gebrachter Bogenträger der Kölner Hohenzollernbrücke(1907-13) eingebaut.
Haniel-Brücke und Oberbürgermeister-Karl-Lehr-Brücke übernahmen auch eine wichtige Funktion für den öffentlichen Nahverkehr. Seit 1881 gab es eine Pferdebahn-, seit 1898 eine Straßenbahnverbindung über den Brückenzug zwischen Duisburg und Ruhrort.
Eine zweite für den Nord-Süd Straßenverkehr wichtige Verbindung zwischen Meiderich und Duisburg wurde die 1902-04 erbaute Aakerfährbrücke. Die Brücke ersetzte eine seit 1359 überlieferte und damals durch die Herren von Meiderich betriebene Fährverbindung. Die Aakerfährbrücke war eine dreiteilige Strombrücke kombiniert mit sechs Flutöffnungen im Meidericher Bereich. Die drei Bögen der Strombrücke waren als Bogensehnenträger mit Zugstangen konstruiert. Dieser so genannte „Deutsche Bogen“ wurde häufig im zeitgenössischen Brückenbau verwendet (vgl. Hohenzollernbrücke/Köln). Die architektonische Einbindung der Brücke in das Stadt- und Landschaftsbild wurde dem Berliner Architekten Bruno Möhring übertragen.
Ebenfalls als Ersatz für eine Fährverbindung entstand 1907 die Ruhrort-Homberger Brücke nach Entwurf des Karlsruher Architekten Hermann Billing. Nach Zerstörung der Brücke durch abziehende deutsche Truppen, blieben nur die von Billing gestalteten Brückentürme erhalten. Das Tragwerk wurde ersetzt durch eine 1954 unter dem Namen Friedrich-Ebert-Brücke eingeweihte Hängebrücke.
Als dritte markante Straßenbrücke wurde als durchlaufender Bogenträger 1906/07 die Bassinbrücke über den Eisenbahnhafen errichtet.
Durch den Bau des Rhein-Herne-Kanals kam in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg von 1906 bis 1914 ein für das ganze Ruhrgebiet wichtiges Verkehrsprojekt mit weit ins 19. Jahrhundert zurückreichender Vorgeschichte zur Ausführung. Der Rhein-Herne-Kanal mit einer Länge von 45,6km und 7 Schleusen gehört zu einem weitreichenden Kanalsystem zwischen Rhein und Elbe.
Die Realisierung des Rhein-Herne-Kanals bedeutete zugleich die Aufgabe der im südlichen Ruhrgebiet gehegten Hoffnung auf einen zeitgemäßen Ausbau der Ruhr. Mülheim mit seiner großen Schifffahrtstradition verzichtete jedoch nicht auf eine leistungsfähige Verbindung mit dem Rhein und ließ 1899 Pläne für einen 9,2km langen Seitenkanal bis Ruhrort ausarbeiten. Die preußische Wasserbauverwaltung passte diese Pläne dem Projekt des Rhein-Herne-Kanals an mit einem Wehr bei Duisburg-Meiderich und einem Verbindungskanal zwischen der Ruhr und Kanal. Voraussetzung für die Funktionsfähigkeit des Mülheimer Stichkanals war das Ruhrwehr bei Duisburg-Meiderich und der Verbindungskanal zwischen Ruhr und Rhein-Herne-Kanal. Über den Verbindungskanal konnten die Mülheimer Schiffe auch die Meidericher Schleuse benutzen.
Die Schleuse in Meiderich war jedoch für 1700t große Rheinschiffe nicht passierbar. Zudem wirkte die Schleuse trotz Ausdehnung der Betriebszeiten von 12 bis 13 Stunden auf 16 bis 21 und zeitweise bis 24 Stunden wie ein Nadelöhr. Abhilfe sollte eine zweite Schleuse schaffen. Um den Verkehr im Ruhrorter Hafen nicht zusätzlich zu belasten, wurde keine zweite Kammer für die Meidericher Schleuse, sondern eine separate Anlage am Ruhrwehr geplant. Der Bau begann zeitgleich mit der Schleuse Raffelberg 1919, wurde unterbrochen durch die Ruhrbesetzung 1923/24 und konnte erst 1926 abgeschlossen werden. Die großzügig verbreiterte Ruhr oberhalb der Schleuse bot zusätzliche Liegeplätze für den Kanal- und Ruhrverkehr mit Liegeplätzen an Dalben.
Wegen Schäden am Ruhrwehr entstand 1934-36 im Verbindungskanal ein Sicherheits-Sperrtor, um bei einem Versagen des Ruhrwehrs ein Ausfließen des Kanalwassers zu vermeiden. Trotz der Kriegszeit wurde 1941 mit der Erneuerung des schadhaften Ruhrwehrs begonnen. Die Fertigstellung zog sich durch die Beschränkungen während Krieg und Nachkriegszeit bis 1957 hin.
Den wichtigsten Erneuerungsschub gab es in den 1920er Jahren. Aus Plänen zur Reparatur von vier Koksofenbatterien 1921 für die Kokerei der August-Thyssen-Hütte wurde nach Vorschlag von Heinrich Koppers ein kompletter Neubau. August Thyssen zögerte zunächst, ließ sich dann aber von Koppers überzeugen. 1922-26 entstanden vier neue Großbatterien und eine Misch- und Mahlanlage um die Kokskohlen von mehreren Zechen zu einer stets gleichmäßigen Qualität zu verarbeiten. Es war die erste Zentralkokerei Deutschlands. Damit wurde zugleich die zum Stadtteil Bruckhausen orientierte nun wesentlich durch den Betonbau der Misch- und Mahlanlage geprägte Silhouette des Werkes neu geformt. Auch die ebenfalls in Stahlbeton erstellten Kokskohlentürme, die fast gänzlich erneuerte Nebenproduktenanlage und die nach dem Krieg erneuerten Kühltürme sind Teil des durch die 1920er Jahre wesentlich geprägten Werksbildes.
In eine neue Dimension wuchsen die Erneuerungsmaßnahmen nach Gründung der Vereinigten Stahlwerke AG 1926. Es war in Deutschland der größte montanindustrielle Zusammenschluss. In Duisburg gehörten nun alle Thyssen-Werke und die beiden Hütten in Ruhrort und Meiderich unter ein Konzerndach und wurden wie ein Werk geführt. Noch einmal wuchsen die Verbindungselemente der Werke untereinander mit einem Austausch von Strom, Gas, Dampf, Roheisen und Halbzeuge. Sichtbarer Ausdruck waren die sich durch die Stadtteile ziehenden Rohr- und Verkehrsnetze. Die Gleisanlagen der Vereinigten Stahlwerke im Duisburger Norden erreichten Ende der 1920er Jahre eine Länge von 400km. Sie schufen Verbindungen zwischen den Werken, zerschnitten aber auch Wegebeziehungen innerhalb der Gemeinden und zwischen den Orten. Es entstand jene für viele Besucher der Montanstädte so fremdartige Zerrissenheit, deren Fremdheit sich erst auflöst, wenn man die Zusammenhänge der Werksteile auf den meist höher liegenden Ebenen der Werksstraßen und Werksgleise erfährt.
Das führende Werk blieb die August-Thyssen-Hütte mit dem neuen Hochofen 8 und einer neuen Blockstraße von 1927. Der Hochofen mit einem Gestelldurchmesser von 6,5m rückte in eine neue Größenordnung vor, galt als ein Gigant in der europäischen Montanindustrie.
Prägnantes Zeichen für die Blüte der 1920er Jahre waren die neuen Verwaltungsgebäude der Stahlindustrie. An städtebaulich äußerst prominenter Stelle, an der Zufahrtsstraße nach Ruhrort entstand 1923 die Verwaltung der Rheinischen Stahlwerke, ein Backsteinbau nach dem Entwurf von Heinrich Bleecken (Tausend-Fenster-Haus). Weniger gewaltig, aber in Wahl des Architekten und realisierten Bauformen ebenfalls äußerst anspruchsvoll baute die AG für Hüttenbetriebe nach Plänen von Alfred Fischer in Meiderich 1923-25 ein neues Verwaltungsgebäude.
Zu den wichtigsten Architekturen der 1920er Jahre jedoch gehören die Bergwerke.
Noch in Verwirklichung der Ausbaupläne für den Thyssen-Bergbau war während des Ersten Weltkrieges der Schacht 1 der Zeche Beeckerwerth 1915 begonnen worden. Die Tagesanlagen der 1923 in Förderung gegangenen Zeche sind noch in jener schweren Backsteinarchitektur mit historisierenden Zitaten gehalten, die dem Rheinischen Expressionismus zugeordnet werden kann.
Den Geist der neuen Zeit dagegen verkörperten die Tagesbauten der Zeche Friedrich Thyssen Schacht 2/5. Entsprechend den Rationalisierungsbestrebungen der Vereinigte Stahlwerke AG sollte die Förderung des Thyssen-Bergbaus auf einen Schacht konzentriert werden. Zum neuen Zentralförderschacht wurde 1929-31 Schacht 2 mit einer Förderleistung von 8-10.000t pro Tag ausgebaut. Die Architektur wurde geschaffen von Fritz Schupp und Martin Kremmer, die gleichzeitig die Zentralschachtanlage Zollverein 12 realisierten. Die Gebäude für die Thyssen-Anlage in Hamborn entstanden ebenfalls in Stahlfachwerkarchitektur. Das Fördergerüst von Schacht 5 hatte einen fast vollständig geschweißten Fördergerüstkopf und entwickelt mit den senkrechten Versteifungsstegen eine ganz eigenwillige Ästhetik. Die Tagesanlagen vom Schacht 2/5 wurden nach Stilllegung in den 1970er Jahren weitgehend abgebrochen.
Ebenfalls nach dem Konzept der Zentralförderanlagen wurde die Zeche Walsum in den 1920er Jahren geplant und begonnen. Verzögert durch die Weltwirtschaftskrise wurden die Tagesanlagen für den Franz-Lenze-Schacht aber erst zwischen 1934 und 1939 ausgeführt. Vollendet wurde die Anlage mit dem zweiten Schacht erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Mit den reinen Backsteinfassaden vor den tragenden Stahlkonstruktionen und den schlanken, vertikalen Fensteröffnungen zeugt die Architektur von den für die NS-Zeit typischen Formvorstellungen für den Industriebau.
Am wirtschaftlichen Aufschwung der 1950er Jahre hatte die Montanindustrie wesentlichen Anteil. Steinkohlenbergbau und die Eisen- und Stahlindustrie verstanden sich als Motor der Entwicklung. Dieses Selbstverständnis kam auch in Architektur und Städtebau zum Ausdruck. Schon ein 1953 von der August-Thyssen-Hütte ausgelobter Architektenwettbewerb zur Neugestaltung der Kaiser-Wilhelm-Allee zwischen Matenastraße und Thyssenbrücke verdeutlichte dies.
Es folgten einige wichtige Großbauten, mit denen der weit über das Ruhrgebiet hinaus im Industriebau immer noch führende Architekt Fritz Schupp (ohne seinen 1945 gestorbenen Partner Martin Kremmer, später aber zusammen mit Fritz Winkhaus und Günter Patschul) beauftragt wurde:
• 1954-55 Warmbreitbandstraße August-Thyssen-Hütte
• 1955-56 Kaltbreitbandstraße August-Thyssen-Hütte
• 1957-59 Oxygen-Stahlwerk für Phoenix-Rheinstahl AG
• 1959-60 Erzumschlaganlagen zur direkten Verbindung der Hochöfen im Phoenix-Rheinrohr Werk mit den Erzlagern im Ruhrorter Hafen
Fritz Schupp blieb bei diesen Bauten seinen in den 1920er Jahren entwickelten Formprinzipen mit Stahlfachwerkwänden nun aber mit großen Glasflächen weitge4hend treu.
Dem Schupp’schen Formsystem stark verpflichtet war das 1953-55 entstandene Kraftwerk Hermann Wenzel. Das Kraftwerk der Phoenix-Rheinrohr AG wurde in erster Linie mit Gichtgas und bis zu 40% mit Steinkohlenstaub geheizt. Prägend für die Kraftwerksarchitektur ist das zum Rhein orientierte hochaufragende Kesselhaus in Stahlfachwerkarchitektur.
In engem Zusammenhang mit dem von Fritz Schupp gestalteten Hallensystem für die neuen Walzwerke der August-Thyssen-Hütte wurde 1961-64 das zur Thyssen-Hütte gehörende Stahl- und Walzwerk Beeckerwerth gestaltet. Neu war die Verwendung von verzinkten und kunststoffbeschichteten Stahlblechen anstelle der von Schupp in den 1950er Jahren noch bevorzugten Stahlfachwerkwände. Schupp äußerte sich geradezu enthusiastisch über die in Beeckerwerth realisierte Architektur und fragte in rethorisch: „Kann es etwas Schöneres geben als solch einen Industriebau?“ (in Zentralblatt für Industriebau 14, 1968, S. 508) Das Stahl- und Walzwerk Beeckerwerth beeinflusste deutlich das Spätwerk von Fritz Schupp.
Zu den späten 1950er Jahren gehören auch die von Gerhard Weber gestalteten Bauten für die August-Thyssen-Hütte. Der Bauhaus-Schüler Weber entwarf 1955-57 das Siemens-Martin(SM)-Stahlwerk und nach einem Wettbewerb 1958 die Hauptverwaltung und das Tor 1 an der Kaiser-Wilhelm-Straße. Weber hatte schon 1953 an dem Wettbewerb für die Gestaltung der Kaiser-Wilhelm-Straße teilgenommen und einen der beiden zweiten Preise erhalten. Durch den damals noch nicht beabsichtigten Neubau des SM-Stahlwerks hatten sich die Voraussetzungen verändert. Weber plante nun ein optimales architektonisch-/städtebauliches Beziehungsgeflecht zwischen Hauptverwaltung und Produktionsanlagen. Wesentliches Vermittlungselement zwischen diesen beiden Welten sollten die Neubauten für Tor 1 werden. Dazu mussten viele Altbauten in diesem Bereich der Kaiser-Wilhelm-Straße weichen, darunter auch das Kasino und mehrere Wohnhäuser.
Vollendet wurde dieser Komplex aus Verwaltungs- und Produktionsbauten erst durch das neue Oxygen-Stahlwerk von Fritz Schupp (zusammen mit Fritz Winkhaus und Günter Patschul) aus den Jahren 1968-69. Schupp und seine Partner nahmen hier das Vorbild der Hütte Beeckerwerth auf und bekleideten die riesigen Kuben des neuen Stahlwerks mit Trapezblechen. Die damals knapp 15 Jahre alten Hallen des SM-Werkes von Gerhard Weber wurden in das neue Stahlwerk einbezogen.
Schon kurz zuvor hatte das Büro von Fritz Schupp auch die Stranggießanlage der Hütte Ruhrort-Meiderich 1967-68 in gleichen Formen entworfen. Mit dem 1970-74 erbauten Hochofenwerk in Schwelgern für die August-Thyssen-Hütte und einem in neue Dimensionen vorstoßenden Riesenhochofen (Gestelldurchmesser 14,0m) vollendete das Büro Fritz Schupp sein Engagement im Duisburger Norden.
Die im 19. und 20. Jahrhundert schnell wachsenden montanindustriellen Orte hatten im ganzen Verlauf ihrer Entwicklung bis in die Gegenwart hinein immer mit Akzeptanzproblemen sowohl bei auswärtigen Besuchern, wie auch bei Einheimischen zu kämpfen. Schon in den 1920er Jahren versuchte man dem Negativimage auch durch anspruchsvolle Industriearchitektur entgegenzuwirken. Der in Hamborn tätige städtische Beigeordnete Wagner-Roemich bezog sich 1928 auf das positive Vorbild Amerikas und sprach von seiner Stadt Hamborn als der rationellsten Arbeitsstadt Deutschlands und fuhr fort: „Die Hamborner sind ebenso stolz auf die Industriewerke, wie die Kölner auf ihre Rathäuser und Kirchen in der Zeit der großen Dombaumeister.“
Der Duisburger Norden ist heute nicht mehr verständlich ohne die als Folge des etwa 1960 einsetzenden Strukturwandels 1989-99 durchgeführte Internationale Bauausstellung Emscherpark mit einer Imageverbesserung im Sinne Wagner-Roemichs. Aus dieser Bauausstellung ist ein durchgängiges Grünsystem hervorgegangen in das mit dem Hüttenbetrieb Meiderich eines der eindrucksvollsten Industriedenkmäler Deutschlands eingebunden ist. Noch sind der Bergbau und die Eisen- und Stahlindustrie im Duisburger Norden mit leistungsstarken und hochtechnisierten Einrichtungen aktiv. Dieses Inventar soll einen Beitrag zur Erhaltung der reichen Industriegeschichte der Duisburger Nordstadtteile liefern.
• Averdunk-Ring: Geschichte der Stadt Duisburg, 1949
• Bentrop, W.: Die industrielle Entwicklung der Stadt Hamborn am Rhein bis Ende des Jahres 1922, 1923
• Cornelissen, Th.: Hamborn. Land und Leute, o. O., 1929 (Typoskript StaD)
• Festschrift zur Feier der Erhebung Hamborns zur Stadt. bearb. und hg. Von der Gemeinde-Verwaltung, Hamborn 1911
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• Wagner-Roemmich (Red.): Hamborn. Bilder und Skizzen über Heimat, Wirtschaft, Stadtplanung, Kultur und Baukunst, Düsseldorf 1928
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