Gußstahlfabrik Friedrich Krupp | Gesamtanlage
Essen, Altendorfer Straße
Walter Buschmann
Gußstahlfabrik Friedrich Krupp
Die Gussstahlfabrik in einem Holzschnitt von 1820. Links im Bild das Stammhaus
Das 1812 durch Friedrich Krupp gegründete Unternehmen verlegte 1818/19 den Hauptproduktionsstandort an die Altendorfer Straße in die Nähe der Zeche ver. Sälzer und Neuack. Das sog. Stammhaus, 1819 erbaut und nach Kriegszerstörung 1961 an alter Stelle (Altendorfer Straße auf Höhe der Westendstraße) wiederaufgebaut, verdeutlicht den Ausgangspunkt des Unternehmens.
Die Gußstahlfabrik entwickelte sich kontinuierlich bereits im 19. Jh. zu einem Unternehmen mit Weltgeltung mit einer im wilhelminischen Kaiserreich in vielen gesellschaftlichen Bereichen gestaltprägenden Kraft.
Lageplan der Gesamtanlage um 1890
Das zur Jahrhundertwende bis an die Grenze der Essener Altstadt sich ausdehnende Werk präsentierte sich dort im Osten seit 1900/1901 durch die anspruchsvoll gestaltete VIII. Mechanische Werkstatt. Schon 1912 zum 100-jährigen Jubiläum des Unternehmens, galt dieser Bau als das bedeutendste Zeugnis der Übergangsperiode im Werkstättenbau (Krupp 1812-1912, Jena 1912, S. 334). Die sachliche und doch auch schon monumentale Architektursprache repräsentiert das Selbstverständnis der Fa. Krupp in einer wichtigen Ausbauphase von Werk und Unternehmen.
Die Entstehung der "Krupp-Stadt" im Westen der historischen Altstadt war eine wesentliche sozialgeographische Entwicklung, ohne dessen Verständnis das heutige Stadtgefüge kaum erklärbar ist. Die VIII. Mechanische Werkstatt mit dem vorgelagerten Bahndamm markiert dabei den sehr wichtigen östlichen Punkt, über den das Werk in diese Richtung nicht mehr hinauswuchen konnte. Hier ist die historische Nahtstelle zwischen der mittelalterlich geprägten Essener Altstadt und der im 19. Jh. heranwachsenden Kruppstadt.
Historische Zeichnung der Eingangssituation bei Feierabend
Historische Abbildungen und deren Beschriftungen belegen, dass diese Situation am Beginn der Altendorfer Straße als "Eingang" zur Gußstahlfabrik interpretiert wurde. Hier strömten die bei Krupp beschäftigten Arbeiter zusammen, um sich morgens auf die verschiedenen Werkstore zu verteilen. Und von hier aus gingen sie nach Feierabend in die Wohnviertel zurück. Das mächtige Getriebe an diesem Ort reizte zu vielerlei fotografischen und bildhaften Darstellungen. Egon Erwin Kisch (Der rasende Reporter) verankerte ihn in der Weltliteratur. Es ist einer der vielleicht eindruckvollsten historischen Orte des Industriereviers an der Ruhr.
Die Eingangssituation in einem Foto von 1995
Der "Eingang" zur Kruppstadt wird noch heute anschaulichl durch mehrere Fabrikbauten dargestellt: die VIII. Mechanische Werkstatt, das Preß- und Hammerwerk, die Brücke der Werksbahn über die Altendorfer Straße, die Reparaturwerkstatt II und die Geschoßdreherei. Am anderen Ende des Werksgeländes sind weit im Westen Bauten der Krupp-Zeche Helene&Amalie erhalten.