Zu den nahe gelegenen Sozialeinrichtungen gehörte ein Schwesternhaus der Elisabethinerinnen an der Straße Teermeerhöfe(Nr. 5) mit einem als „Kinderbewahrschule“ genutzten Schulsaal für 125 Kinder und zwei Schulsälen zur Erteilung von Handarbeitsunterricht für 112 Mädchen. Der Bau der südlich direkt der Siedlung vorgelagerten katholischen Kirche St. Joseph wurde von der Zeche Zollverein mit einem Bauzuschuss von 18.000 Mark unterstützt und das Gehalt des Geistlichen(Vicar Schüller) auf eine Dauer von 10 Jahren mit 1000 Mark jährlich mitfinanziert. Wichtig für Sozialgefüge und Feizeitverhalten war die mit einem großen Bier- und Vergnügungsgarten ausgestattete Gastwirtschaft Escher von 1896 am Bolsterbaum Nr. 44 mit künstlichem See für Kahnfahrten, Rutsche, Schaukel, Karussell, Tanzbühne mit Musik, Kegelbahn und Schießstand.
In der „Colonie Hegemannshof“ entstanden mit wenigen Ausnahmen Vierhäuser mit Kreuzgrundriss nach dem Vorbild der cité ouvriére in Mülhausen/Elsass. Die Backsteinhäuser sind 1 1/2 geschossig ausgebildet mit stichbogigen Fenstern.
Es wurden mehrere Haustypen realisiert. An der Meerbruchstraße wurde anfangs(1889/90) ein Haustyp mit mittig in Straßen- und Rückfassade nebeneinander liegende Hauseingängen erbaut(nur linke Straßenseite vor dem Bahndamm). Den Haustüren sind seitlich jeweils drei Fensterachsen zugeordnet. Über jedem Fenster befindet sich ein halbsteinstarker Ziegelstreifen, dem Stichbogensturz der Fenster folgend. Alle Fenster haben vorspringende Sohlbänke. Das Mezzaningeschoss ist durch ein einfaches Gesims mit stichbogigen, liegende Scheinfenster(8 Stück) über Fenstern und Türen gegliedert. Der etwa 1/2 Stein vorstehende Gebäudesockel (ca. 1 m hoch) zeigt ebenfalls stichbogige, liegende Kellerfenster. Die kräftig ausgebildeten Traufgesimse sind in die Giebel hinein verkröpft. Zu den Hauseingangstüren führen 4 bis 5-stufige Treppenanlagen. Die Wohnungen waren etwa 62 qm groß mit Wohnzimmer und Küche im Erd- und zwei Schlafzimmern im Obergeschoss.
Beide Haustypen waren zur Lagerung von Gartenerzeugnissen und Deputatkohle voll unterkellert.
Die Ställe für Kleinvieh mit Aborten wurden für beide Bautypen als eigenständige Baukörper in 4,5 Metern Entfernung hinter den Häusern errichtet. Im Bauabschnitt 1893-96 hatte man auf den Zollverein-Siedlungen(vgl. Colonie III und Siedlung Ottekampshof) Ställe und Aborte direkt an die Hauskörper angefügt und damit wegen der Geruchsbelastung für die Wohnräume schlechte Erfahrungen gemacht. Üblich war die Haltung von Schweinen, Ziegen und Hühnern, teilweise auch Rindern und Schafen. Im Garten wurde Melde(ähnlich wie Spinat), Kartoffeln, Möhren, Bohnen, Erbsen, Zwiebeln und Rhabarber angebaut. Es gab auch Johannisbeeren und Birnbäume in den Gärten.
Die Straßen der Siedlung wurden spätestens mit dem Bauabschnitt 1899/1900 mit Bordsteinen und 70 cm breiten Rinnen in Backstein ausgestattet, die Fahrwege mit einer Packlage, Steinschlag und Kohlenasche befestigt. In der Meerbruchstraße sind den Häusern schmale Vorgärten vorgelagert. Historische Bilder zeigen schon früh beidseitig angeordnete und bis heute erhaltene Baumreihen. Die Wasserversorgung erfolgte mit Pumpen zwischen je zwei Häusern. Zur künstlichen Beleuchtung gab es Petroleumleuchten und Karbidlampen. Das Abwasser floss über die gepflasterten Rinnen vor und hinter den Häusern. Hinter den Stall- und Abortgebäuden gab es Fakaliengruben. In den 1920er Jahren wurde die Siedlung mit Strom und Wasser sowie mit Kanalisation versorgt.
Die Meerbruchstraße wird etwa auf halber Länge durch die hier auf einem Damm geführte Zechenanschlussbahn(zur Schachtanlage 4/5/11) geteilt, wobei der Straßenverlauf mit Durchlass durch den Eisenbahndamm hergestellt wird. Die Bahntrasse war auch eine Grenzlinie für das Nachbarschaftsverhalten mit beispielsweise getrennt stattfindenden Kinderschützenfeste für den nördlichen und südlichen Straßenteil.
Weiter im Süden wurde in den 1970er Jahre die Zollvereinstraße in unverhältnismäßiger Breite durch die Meerbruchstraße gebrochen mit negativen Folgen für die Geschlossenheit des Siedlungsbildes. Dafür wurden zwei Vierhäuser abgebrochen und der bisher nur als Trampelweg zur Schachtanlage 4/5 existierende Weg zur breiten Straße ausgebaut.
• Kastorff-Viehmann, Renate: Wohnung, Wohnhaus und Siedlung für Arbeiter-Bevölkerung im Ruhrgebiet in der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Beginn des 1. Weltkrieges, Diss. Aachen 1980
• Großmann, Joachim: Wanderungen durch Zollverein. Das Bergwerk und seine industrielle Landschaft, Essen 1999
• Stemmrich, Daniel: Vom Kotten zum Mehrfamilienhaus, in: Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen, Heft 96, 1981
• Hundt, Robert: Arbeiterwohnungen auf den Zechen des Ruhrreviers, Essen 1901
• Bollerey, Franziska/ Hartmann, Kristiana: Siedlungen aus dem Reg. Bez. Düsseldorf, o. O., o. J. (Essen 1980)
• Ruhrlandmuseum(Hg.): Vom Hausen zum Wohnen. Wohnungsbau für Arbeiter zur Zeit der Industrialisierung: Essen ein Beispiel, Essen 1988
• Buschmann, Walter: Arbeitersiedlungen. Historische Bedeutung und denkmalpflegerisches Erhaltungsinteresse, in: Rheinische Denkmalpflege 32, 1995, S. 263 – 271
• Biecker, Johannes/ Buschmann, Walter(Hg.): Arbeitersiedlungen im 19. Jahrhundert - Historische Entwicklung und Bedeutung, Bochum 1985