ACLA Kolben & Riemenfabrik
Köln, Heidelberger Str. / Ecke Frankfurter Str. 142(Buchheim)


Kurztext
Bauzeit: 1922|23
Architekt: Hans Erberich

Die schon 1829 van Abraham Cahen-Leudersdorff, Vorsteher der jüdischen Gemeinde zu Mülheim am Rhein, gegründete Lederfabrik siedelte sich um 1900 auf einem Gelände an der Frankfurter Straße mit einer Erweiterung an; Haupterzeugnis des Unternehmens waren zu dieser Zeit Ledertreibriemen für die Transmissionsanlagen der Fabriken. In Ergänzung zu den ersten Bauten entstand 1922|23 die schon während des Ersten Weltkriegs projektierte "Kolben- und Riemenfabrik" des Architekten Hans Erberich. Obwohl im Innern dreigeschossig, ist der Bau im Äußeren als langgestreckte Halle mit Sockel und vertikal betonten Fensterreihen gestaltet. Im Sockelbereich ist in Backstein eine Quaderung angelegt, die mit einer angedeuteten Betonplatte abgeschlossen wird. Der Hauptteil der Fassade ist mit den Mitteln des Backsteinbaus plastisch bereichert: abgestufte Gewände und Rahmen gliedern die Flächen, deren endlose Fensterreihen an klassische Tempelbauten erinnern. Erberich als einer der ambitioniertesten Industriearchitekten seiner Zeit versucht die monumentale Gestaltung des Industriebaus mit einfachsten Mitteln zu erreichen. (Alexander Kierdorf)



Alexander Kierdorf
Kolben- und Riemenfabrik ACLA


Die schon 1829 von Abraham Cahen-Leudesdorff (1808-1859), Vorsteher der jüdischen Gemeinde zu Mülheim am Rhein, Stadtrat und Handelsrichter, an der Mülheimer Freiheit gegründete Lederfabrik und Großhandlung siedelte ab etwa 1900 an einen neuen Standort an der Frankfurter Straße um. Auf dem Gelände des jahrhundertealten Buchheimer Hofes, der unweit der alten Fernverkehrsstraße nach Wipperführt gelegen war (Gedenkstein), fand die „Rheinische Maschinenleder- und Riemenfabrik“ ausreichend Platz für Neubauten und Erweiterungen. Zu den ersten Bauten gehörten ein mehrstöckiges, schlichtes Verwaltungsgebäude sowie ein Kraftwerk, das mit seinem weithin sichtbaren Schornstein bis heute erhalten ist.

Haupterzeugnisse des Unternehmens waren um die Wende zum 20. Jahrhundert Ledertreibriemen für die Transmissionsanlagen der Fabriken und zunehmend auch kleineren Werkstätten. Vor der Entwicklung elektrischer Einzelantriebe mussten alle Maschinen mit Hilfe von durch den Raum gespannten Antriebsachsen und Transmissionsriemen mit der zentralen Kraftquelle verbunden werden. Diese konnte ein Wasserrad, eine Dampfmaschine, später auch ein weniger aufwendiger Gas-, Benzin- oder sogar Elektromotor sein. Letztere ermöglichten auch die Mechanisierung kleinerer Werkstätten und Handwerksbetriebe. Auf dem Land wurden auch viele Maschinen durch transportable, selbstfahrende Dampfmaschinen (Lokomobile) oder Verbrennungsmotoren mit Hilfe von Riemen angetrieben. Lederriemen besaßen dabei gegenüber textilen Riemen den Vorteil größerer Haltbarkeit und Formstabilität, stellten aber auch einen erheblichen Wert dar. Dies zeigte sich etwa, als es im Ersten Weltkrieg vermehrt zu Diebstählen von Lederriemen kam, die als Material für Schuhsohlen hoch begehrt waren.

In Ergänzung zu den ersten Bauten entstand 1922|23 die schon während des Ersten Weltkriegs projektierte "Kolben- und Riemenfabrik" in Form eines großvolumigen, scharf definierten Hochbaus entlang des das Firmengelände westlich begrenzenden Eisenbahndammes, dessen Schmalseite zur Heidelberger Straße zeigt. Die innere, dreigeschossige Stahlbetonkonstruktion erscheint im Äußeren als langgestreckte Halle mit Sockel und vertikal betonten Fensterreihen. Im Sockelbereich ist in Backstein eine Quaderung angelegt, die mit einer angedeuteten Betonplatte abgeschlossen wird. Der Hauptteil der Fassade ist mit den Mitteln des Backsteinbaus plastisch bereichert: abgestufte Gewände und Rahmen gliedern die Flächen, deren scheinbar endlose Fensterreihen an klassische Tempelbauten erinnern.

Entwerfer der Halle ist der Kölner Architekt Hans Erberich (1873-1951), tätig zeitweise in Gemeinschaft mit Hubert Scheeben; er darf als einer der aktivsten freischaffenden Industriearchitekten im Rheinland betrachtet werden. Schon vor dem Weltkrieg übernahm er Aufträge für Zechenbauten im Ruhrgebiet. Am bekanntesten aber wurde er für seine Neubauten im Aachener Steinkohlenrevier in den 1920er Jahren, von denen allerdings wenig erhalten ist. Neben Industriebauten entwarfen Erberich & Scheeben auch Siedlungen und Kirchen.

Die ACLA-Werke, deren Name aus der ehemaligen Telegrammadresse der „A.Cahen-Leudesdorff AG“ (ab 1916) hervorging, ist bis heute im Bereich technischer Kunststoffe tätig und nutzt die Industriedenkmale für ihre Produktion. Die jüdische Mülheimer Familie Cahen, die über mehrere Generationen das Unternehmen besaß und leitete, wurde dagegen in der Zeit des Nationalsozialismus enteignet und fast völlig ausgelöscht.