Zu dem mehrteiligen Komplex der Kabelfabrik 1 gehört der 1913–14 entstandene Geschoßbau an der Schanzenstraße. In das rückwärtige Fabrikgelände hineinreichend, wurde der Hauptbau an der Schanzenstraße an seinen beiden Endpunkten ergänzt durch mehrgeschossige Flügelbauten. Der Südflügel war erst 1924 fertig geworden. Zwischen Süd- und Nordflügel erstreckt sich eine große Produktionshalle (179a), die im Osten übergeht in eine Querhalle (179b). Die Querhalle wird im Osten begrenzt durch die älteren Gebäude 4 und 48 von 1894|95. Der nordöstliche Turmbau entstand erst 1925. Dem Südflügel wurde 1955 ein Neubau vorgelagert. Die Kabelfabrik 1 wurde 2004–05 umgebaut für Studios und Büros. Dabei wurde die Halle zwischen den rückwärtigen Flügeln (179a) vollständig erneuert.
Von geradezu monumentaler Wirkung ist der in der Flucht der Schanzenstraße 1913–14 errichtete Straßentrakt der neuen Kabelfabrik 1. Es ist ein Skelettbau, dessen großzügig durchfensterte Fassaden fast vollständig aufgelöst sind in dominante, über drei- und vier Geschosse hinwegreichende Backsteinpfeiler und große Rechteckfenster. Die verputzten Brüstungsfelder mit den leicht vorkragenden Sohlbänken spielen eine nur untergeordnete Rolle. Anders als bei der Hauptverwaltung ist der Sockel nicht in Naturstein abgesetzt, sondern wie die Pfeiler in Ziegelmauerwerk erstellt. Die Vertikalwirkung der Pfeiler wird noch unterstrichen durch dreifach, jeweils halbsteinstark zurückspringende Pfeilerkanten. Aufgefangen wird die Vertikalbewegung durch kräftige Traufgesimse, über denen sich ehemals ein hohes Mansarddach erhob. Dabei ist der 7-achsige Mittelteil schon nach 3 Geschossen vom Obergeschoß durch ein breites Gesimsband getrennt, so dass – wie bei der Hauptverwaltung eine Gebäudegliederung in Seitenrisalite und Mitteltrakt erfolgt. Auch bei der Kabelfabrik 1 sind die in diesem Fall dreiachsigen Seitenrisalite leicht vor die Hauptflucht der Fassade vorgezogen. Wie bei der Hauptverwaltung wurde auch bei der Kabelfabrik nach dem Krieg das geneigte Dach ersetzt durch zwei Vollgeschosse.
Das in der südlichen Fassadenabwicklung der Kabelfabrik heute dominante Gebäude 450 aus der zweiten Hälfte der 1950er Jahre ist mit seiner Betonpfeilerarchitektur und den zurückspringenden Putzfeldern stark vergleichbar mit dem Neubau für das Kupferwerk (Gebäude 403) von 1955–56.
Eher untergeordnet erscheinen im Gesamtkomplex der Kabelfabrik 1 die ganz im Osten integrierten älteren Gebäude 4 und 48. Das Gebäude 4 ist ein 3-geschossiger Backsteinbau von 1895 nach dem von Jean Wüst entwickelten Fassadensystem. Das Gebäude 48 war ursprünglich (1894) nur eingeschossig und wurde später um ein weiteres Geschoss aufgestockt. Der Ostflügel endet im Norden mit einer markanten, turmartigen Architektur, die noch 1925 dem Gebäudekomplex zugefügt wurde.
Abweichend vom äußeren Erscheinungsbild eines differenziert in unterschiedliche Gebäudetypen aufgeteilten Gebäudekomplexes gab es im Inneren der Kabelfabrik 1 auf Erdgeschoßniveau einen einheitlichen und weitgehend durchgehenden Produktionsraum, der sich unter Einbeziehung der Erdgeschoßzone des Straßentraktes bis zur Fassade an der Schanzenstraße erstreckte. Aufgestellt waren hier hauptsächlich Verseil- und Wickelmaschinen für Papier- und Metallbänder (179a) sowie Bewährungs-|Armierungsmaschinen(179b). Alle Antriebe in der Kabelfabrik 1 erfolgten mit einzelnen Elektromotoren, so dass Transmissionseinrichtungen nicht erforderlich waren. Wichtig für die Produktion waren die in den Gebäuden 4 und 48 angeordneten Prüfräume. Im Hauptbau an der Schanzenstraße standen in den Obergeschossen weitere Verseil- und Wickelmaschinen. Mit dem Umbau von 2004|05 wurde die Durchgängigkeit des Erdgeschosses durch neue Zwischenwände unterbrochen. Zwischen den Straßentrakt und der anschließenden Halle wurde ein Lichthof eingefügt. (Walter Buschmann)