Felten & Guilleaume | Carlswerk-Kupferwerk
Köln, Schanzenstraße


Kupferwerk, Geb. 57 außen
Annähernd gleichzeitig mit der Kupferhütte entstand auf der anderen Seite der vorbeiführenden Werksstraße nach Entwurf von Jean Wüst von 1896 das Gebäude 57 als 16-achsiger, 2-geschossiger Backsteinbau. Das Gebäude diente im Erdgeschoß als Lager und im Obergeschoß als Kupferdraht Zieh- und Walzwerk mit 20 Feindrahtziehmaschinen und 8 Rieth-Walzwerken.

Dieses Gebäude wurde 1901 verlängert durch einen 3-geschossigen bis an die derzeit noch öffentliche Zehntstraße heranreichenden Erweiterungsbau. Auch dieses Gebäude wurde im Erdgeschoß als Lager und teilweise mit einer so genannten Englischen Drahtziehmaschine auch zum Drahtzug genutzt. In den Obergeschossen waren Kaltwalzwerk, Diamantzug, Schlosserei und Verzinnerei untergebracht. Nach dem Bau der Hallen östlich der Zehntstraße 1910-12 für den Kupferzug wurden das Kaltwaltwerk und der Diamantzug im Gebäude 57 ausgeweitet. Mit dem Leichtmetallwerk von 1935 wurde auch das Kaltwalzwerk ausgelagert und der Diamantzug ausgedehnt.

Beide Gebäudeteile von Gebäude 57 sind in dem von Jean Wüst entwickelten Fassadensystem gestaltet, mit dem charakteristischen, geschoßweisen Wechsel von Segment- und Rundbogenfenstern und dem Rundbogenfries unter den Traufen des außen nicht in Erscheinung tretenden flachen Satteldaches. Die kleinteiligen Metallsprossenfenster sind überwiegend erhalten.

Kupferwerk, Geb. 57, älterer Bau, innen
Kupferwerk, Geb. 57, neuerer Bau, innen
Die Innenkonstruktion besteht im älteren Gebäude aus 2 Reihen Gusseisenstützen und Kappendecke über den Erdgeschoß. Im Obergeschoß sind die Gusseisenstützen mit V-förmigen Konsolen für Kopfbänder ausgestattet. Kopfbänder und Gussstützen tragen eine nach unten offene Dachkonstruktion aus Holz. Das Gebäude wird durch eine einläufige Treppe erschlossen.

Der 3-geschossige Trakt hat im Inneren ebenfalls zwei Reihen Gussstützen mit viertelkreisförmigen Konsolen, querlaufenden Stahlunterzügen in Vollwandbauweise und Kappendecken. Im dritten OG tragen die Gussstützen genietete Dachbinder mit Streben- und Ständerfachwerk. Das Gebäude wird erschlossen über eine massive, doppelläufige Treppe. Im Treppenhaus sind zur Stromversorgung des Gebäudes die bei Felten & Guilleaume hergestellten Verteilerkästen und Messinstrumente erhalten.

Schon in älteren Lageplänen wird der Bereich südlich des Gebäudes 57 (Kupferdrahtzug und –walzwerk) als Kupferwerk oder – da zu einem großen Teil noch unbebaut – auch als Kupferhof bezeichnet. Vom Juli 1955 sind die namentlich nicht signierten Entwurfspläne der Fa. Hochtief für das Kupferwerk (Geb. 403) erhalten. Das überlieferte Bauwerk entspricht sehr weitgehend noch diesen, 1955 angefertigten Pläne.

Kupferwerk, Geb. 403 mit Hallendach, außen
Kupferwerk, Geb. 403, Halle, außen
Kupferwerk, Geb. 403, Halle, innen
Das Kupferwerk ist eine Kombination aus Geschoß- und Hallenbau. Die im rechten Winkel zueinander stehenden Geschoßbauten rahmen die Halle an der Süd- und Westseite ein. Dabei ist der Mittelflügel an der Gebäudeecke kräftig aus der Flucht der angrenzenden Süd- und Westflügel zurückspringend und zudem um ein Geschoß niedriger ausgebildet, so dass sich eine mehrfach gestufte Ecksituation ergibt. Alle Geschoßbauten sind durch vertikal vom Erdniveau bis zum knapp vorkragenden Flachdach reichende Betonpfeiler gegliedert. Zurückliegend sind in der Fassade Fenster und Fensterbrüstungen angeordnet, die Brüstungen teils verputz, teils mit Ziegeln verblendet. Teilweise sind die Felder zwischen den Pfeilern auch in voller Gebäudehöhe verputzt. Die Fenster sind mit vertikaler Teilung gegliedert. Die Geschoßbauten sind in Stahlbetonskelettrahmen - Bauweise erstellt.

Die von den Geschoßbauten umgebene Halle ist eine Stahlkonstruktion mit einer nach Osten orientierten Stahlfachwerkfassade. Die annähernd quadratischen Gefache sind in dieser Fassade mit Ziegeln ausgemauert. Die Belichtung erfolgt durch ein horizontales Fensterband mit vertikalen Scheibenformaten. Die Hallenkonstruktion besteht aus Stützen und annähernd horizontal ausgerichteten Unterzügen aus Stahl in Vollwandbauweise. Die durchlaufenden Unterzüge tragen satteldachförmige Belichtungs- und Belüftungsraupen. Halle und Geschoßbau sind teilweise unterkellert. (Walter Buschmann)