Felten & Guilleaume | Carlswerk-Stiftefabrik
Köln, Carlswerkstraße


Foto um 1905
Foto 2005
Die Aufnahme der Produktion von Drahtstiften folgte der Erwägung, dass mit deren Angebot auch der Verkauf anderer Drahtfabrikate im In- und Ausland erleichtert wird. Im Gebäude 123 wurden auch Speichen für Kinderwagen und Bügelhaken angefertigt. Die Produktion entwickelte sich günstig und erreichte schon 1908 einen Umfang von 5000t.

Die Drahtstiftefabrik wurde 1904–05 in dichter Nachbarschaft und paralleler Anordnung zu der wenige Jahre zuvor entstanden Stacheldrahtfabrik nach Plänen von 1904 (Unterschrift Bauleiter Guideon) errichtet und hat mit gut 81m etwa die gleiche Gebäudelänge. Die Backsteinanlage besteht im Zentrum aus einer 6- schiffigen, eingeschossigen Shedhalle. Die Halle wird eingerahmt von zweigeschossigen Kopfbauten mit flachgeneigten Satteldächern. Die Kopfbauten sind in dem seit 1873 bei Felten & Guilleaume üblichen System aus Wandvorlagen, Rundbogenfries unter den Traufen und Segmentbogenöffnungen gegliedert. Zusätzlich findet sich unter den Obergeschossenstern ein Sohlbankfries als Deutsches Band. Die in den Längsfassaden typischen Shedhallenansichten zeigen Rundfenster in den ungleichhüftigen Giebeldreiecken und Segmentbogenöffnungen für Zugänge und Hauptfenster. Die kleinsprossigen Metallfenster wurden beim Umbau 2005 erneuert. Die Wandvorlagen zwischen den Hallenschiffen werden unter den Giebeldreiecken durch Stufengesimse verbunden.

In der Schedhalle wird die hölzerne Dachkonstruktion durch 4 Reihen Gusseisenstützen mit 13 Stützen in jeder Reihe getragen. Die Kopfbauten sind im üblichen Konstruktionssystem (Gusseisenstützen mit viertelkreisförmigen Konsolen, Unterzüge in Vollwandbauweise und Kappendecken) konstruiert.

Die Stiftefabrik wurde 2005 für Bürolofts der Medienbranche umgebaut. Zur Einhaltung der Brandschutzauflagen wurden neue Außentreppen in Stahlkonstruktion montiert und die Innentreppen in den Kopfbauten erneuert. In der Westfassade der Shedhallen ist ein neuer, großer Zugang mit Rechteckprofil und Eingangspodest entstanden. (Walter Buschmann)