Weberei und Tuchschererei Scheibler & Orth
Monschau, Stehlings 1
Walter Buschmann
Weberei und Tuchschererei Scheibler & Orth in Monschau


Das Gebäude entstand 1778 (lt. Ankersplinte). Es wurde gebaut durch Paul Scheibler und seinen Schwiegersohn Orth. Paul Scheibler war einer der vier Söhne von Johann Heinrich Scheibler. Dieser hatte seine Söhne schon früh zur Gründung eigener Betriebe angeregt. Paul Scheibler machte sich schon früh selbständig, trat jedoch nach dem Tod seines Vaters 1766 mit seinen Brüdern Ernst und Wilhelm in die Firma "Johann Heinrich Scheibler und Söhne" ein. Nach Trennung der Brüder 1777 gründete Paul Scheibler mit seinem Schwiegersohn Orth eine eigene Firma. Diese Unternehmen funktionierte wohl ebenfalls - wie das des Vaters - nach dem Verlegersystem. 1795 arbeiteten 9 Weber und 29 Scherer für das Unternehmen. Ob die Weber in dem Werkbau arbeiteten, oder wie allgemein üblich in Heimarbeit tätig waren ist ungewiss. Sicher werden die Tuchscherer in dem Gebäude gearbeitet haben, wobei wohl die ganze Appretur mit Rauhen und Pressen hier stattgefunden haben könnte. Für die Wollvorbereitung war das Gebäude nicht geeignet, da ein Anschluss an den Laufenbach und die Rur fehlten.

Der Werkbau von 1778 ist in Bruchstein gemauert und teilweise verputzt. Das Gebäude ist in Hanglage errichtet zur Flussseite mit zwei- und zur Bergseite mit einem Geschoß. Das ca. 8,80 Meter tiefe Gebäude ist mit einem Mansardwalmdach überdeckt. Das Erdgeschoß wird zur Talseite von acht Fenstern, das Obergeschoß von 18 Fenstern belichtet. Der ursprüngliche Eingang vom Stehlings war in der Mitte der Trauffassade. Später wurde eines der seitlichen Erdgeschoßfenster zur Türöffnung umgebaut. Auch die Tür im Seitengiebel des Obergeschosses wurde zusammen mit der verbreiterten Treppe später angelegt. In der bergseitigen Trauffassade gab es drei Türöffnungen. Alle Öffnungen sind stichbogig mit Blausteingewänden und Keilsteinen. Die Gebäudeecken sind mit Blausteinquaderungen betont. Im Dach gibt es zahlreiche Gauben, wobei die mittlere Gaube an der Talseite als Aufzugsöffnung ausgebildet ist. Die kleinen Vorbauten an der Straße als hölzerne Schuppen sind schon sehr früh auf historischen Plänen überliefert.

Nach dem Erlöschen der Firma Paul Scheibler und Orth, wurde der Bau zunächst an die Firma Bohren erkauft und ging dann an die Firmen M. P. W. Troistorff und J. A. Sauerbier - es wurde zumindest mit dem reich durchfensterten Obergeschoß also noch lange zur Tuchfabrikation genutzt. Das Erdgeschoß diente als Pferdestall einer Posthalterei. 1890 gab es Pläne zur Nutzung des Gebäudes als Gesellenheim - es wurde schließlich 1896 oder 1906 durch den Kolpingverein angekauft und das Obergeschoß als Versammlungsraum mit dem entsprechenden Zugang vom Stehlings aus umgebaut. Bis heute dient es als Monschauer Kolpinghaus.