Zeche Osterfeld 1-2-3 | Fördergerüst und Schachthalle
Oberhausen
Walter Buschmann
Fördergerüst und Schachthalle der Zeche und Kokerei Osterfeld 1-2-3


Fördergerüst Paul-Reusch-Schacht, 1949|50

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Fördergerüst. Foto: 1995
Deutsches Strebengerüst der Bauart Dörnen 2 in Kastenbauweise (Nietkonstruktion) für Doppelförderung mit vier nebeneinanderliegenden Seilscheiben. Das Gerüst hat bis zur Seilscheibenbühne eine Höhe von 46,0 m, bis zur Kranbahn 53,0 m. Die Streben haben einen kastenförmigen Querschnitt, der jedoch nicht vollständig geschlossen ist, sondern zum Führungsgerüst nur durch Stegbleche in regelmäßigen Abständen vervollständigt wird. Zwischen den Streben befindet sich zur Aussteifung K-Fachwerk, in Vollwandbauweise. Die Seilscheiben haben Durchmesser von 7,5 m. Über den Seilscheiben erhebt sich der Aufbau für eine Kranbahn zur Auswechslung der Seilscheiben.

Das Führungsgerüst steht auf Schachtträgern (h= 1,8 m), die knapp unterhalb der Rasenhängebank angeordnet sind. Das Führungsgerüst ist ausgesteift mit K-Fachwerk. Die Seilscheibenbühne wird durch umlaufende Stahltreppen und -laufgänge erschlossen.

Auf den äußeren Trägern der Seilscheibenbühne befanden sich in großen Lettern Inschriften, die durch unter­schiedliche Abwitterungsspuren noch annähernd kenntlich sind: Zeche Osterfeld. Paul Reusch-Schacht. 1950 mit zwischengefügtem Firmenzeichen der GHH.


Schachthalle und Separation, 1949|50 | Abbruch 1993

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Querschnitt. Quelle: Archiv Technik- & Industriedenkmale LVR-ADR
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historisches Foto, Schachthalle und Separation. Quelle: Haniel Archiv
Schachthalle und Separation waren zwei direkt aufeinanderfolgende, kubusförmige Baukörper mit einer inneren Stahlkonstruktion aus vollwandigen Zweigelenkrahmen und vorgehängten Fachwerkaußenwänden. Durch die Streben des Fördergerüstes hindurch ragte aus der Schachthalle heraus ein in Stahlfachwerk konstruiertes Brückenbauwerk für die Rückstößeranlage. Die Stahlfachwerkwände hatten hochrechteckige Gefache. Die Hängebank der Schachthalle, das Obergeschoß der Separation und die Brücke für die Rückstößeranlage wurden durch Fensterbänder, die Rasenhängebank über große Fensterflächen, mit schmal-hochrechteckiger Sprossenteilung belichtet.

Ausstattung: In der Schachthalle dienten über der Rasenhängebank drei Bühnen als Zugang der Mannschaften zu den dreietagigen Förderkörben. Die Hängebank war für Gefäßförderung in den beiden westlichen Trumen und Gestellförderung in den beiden östlichen Trumen eingerichtet. Aus den 10 t fassenden Fördergefäßen gelangte das Fördergut über eine Entladetasche auf ein Austrageband, das die Kohle zu der Klassiertrommel und den Stückkohlensieben förderte. Auf der Hängebank wurden die 3000 l Großraumwagen über Kreiselwipper entleert und gelangten über die beiden Rückstößeranlagen wieder zum Schacht zurück. Die Ausstattung mit Gleisanlagen, Leitständen, Kreiselwippern war nahezu unverändert aus der Bauzeit erhalten. Die Stückkohlensiebe waren allerdings in jüngerer Zeit erneuert worden.


Gekürzter und für das Internet bearbeiteter Text: Gedruckt mit allen Anmerkungen und Quellenangaben in: Walter Buschmann: Zechen und Kokereien im rheinischen Steinkohlenrevier. Aachener Revier und westliches Ruhrgebiet. Gebr. Mann Verlag Berlin 1998


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