Zeche Osterfeld Schacht 4
Oberhausen
Walter Buschmann
Zeche Osterfeld Schacht 4


Die immer weiter nach Norden sich ausdehnenden untertägigen Grubenbaue der Zeche Osterfeld erforderten den Bau einer Außenschachtanlage, um die An- und Abfahrt zum Abbauort zu verkürzen und um die Bewetterung des Grubenfeldes zu verbessern. Der Schacht sollte zunächst nur zur Mannschaftsförderung und Bewetterung, später jedoch auch zur Kohleförderung dienen. Daher wurde ein weiter Schachtquerschnitt von 6,1 m gewählt.

1913 war Teufbeginn. Der Schacht wurde im Gefrierverfahren niedergebracht und mit Tübbings ausgekleidet. 1914 wurde das Karbon bei 317 m erreicht und der Durchschlag zur 2. Sohle = 387 m hergestellt. 1916 wurde der Schacht tiefergeteuft bis zur 4. Sohle = 595 m und 1936 die 5.Sohle bei 800 m ange­setzt.

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Schacht 4, Totale
Die Bauten der Übertageanlage entstanden 1921/22 (Kaue) und 1923/24 (Förderturm). Sie wurden gestaltet von dem Oberhausener Architekten Toni Schwingen. Schwingen entwarf auch die wohl für den Schacht 4 1921/22 und 1927/28 gebaute Siedlung am Birkenplatz mit 248 Wohneinheiten. Einen gewichtigen Anteil an der Gestaltung aber hatte wohl auch das Baubüro der GHH. Ein Turm ähnlicher Form wurde bereits 1915, ebenfalls von der GHH, für den Wetterschacht Heinrich (nicht erhalten) in Essen gebaut. Der Turm für Osterfeld 4 galt als Beispiel für landschaftsverträgliches Bauen. Mit dem Turm hätte sich ein ausgesprochener Zechencharakter vermeiden lassen, so dass nicht "im geringsten das Vorhandensein einer Kohlenzeche erkennbar" sei, schrieb der vermutlich für die Konstruktion des Turmes zuständige John Wolff von der GHH. Anderen Autoren galt Osterfeld 4 als ästhetisch gelungenes Beispiel, das wegen seiner ruhigen Flächenwirkung auch eine Alternative zu den Betonfördertürmen sei. Nach 1945 kam dem Schacht 4 gesteigerte Bedeutung zu, da auf der Anlage 1/2/3 der Hauptförderschacht durch Kriegsschäden ausgefallen war und bis zur Fertigstellung des Paul-Reusch-Schachtes 1950 der Schacht 4 zusätzliche Funktionen übernehmen musste. Die Seilfahrt erfolgte in größerem Umfang als bisher (1000 Mann) und die Materialförderung für das ganze südliche Baufeld (Grubenbetrieb Osterfeld) musste vom Schacht 4 aus bewältigt werden. Die Kaue wurde entsprechend ausgebaut, Lampenstube, Magazin und Steigerkaue erneuert, Materialverladerampen angelegt und die Zufahrtsstraße ausgebaut. 1950 erhielt die Schachtanlage einen zweiten Ventilator. 1965 wurde die Elektrofördermaschine zum Nordschacht umgesetzt und der Schacht 4 mit einer neuen Maschine ausgestattet.


Förderturm Schacht 4, 1923|24
Architekt: Toni Schwingen

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Förderturm. Foto: 1990
Der Turm erhebt sich auf einer flachen Halde, die aus dem beim Schachtabteufen entstandenen Abraum entstand. Der 43 m hohe Turmbau besteht aus einer inneren Tragkonstruktion aus Stahl und vorgehängten Stahlfachwerkfassaden. Stark dimensionierte Eckständer (je zwei U-Profile mit Verbindungsblechen), die von den Fassaden nicht umhüllt werden und damit kräftig im Außenbild in Erscheinung treten, tragen die Fördermaschinenbühne, die außen ebenfalls sichtbar wird durch stark dimensioniete Horizontalriegel. Die Eckständer sind hinter den Fassaden zur Aussteifung mit Diagonal­streben verbunden.

Die vorgehängte Stahlfachwerkfassade ist an der tragenden Primärkonstruktion mit Doppel-T-Trägern montiert. Unter weitgehendem Verzicht auf horizontale Riegel geben diese Träger, zusammen mit den Eckständern, dem Turm ein sehr leichtes, gestreckt in die Höhe strebendes Erscheinungsbild. Die Aufwärtsbewegung der Formen wird unterbrochen durch die Träger auf Fördermaschinenniveau und die Trauflinien der zweifach sich verjüngenden, mit einem Zeltdach abschließenden Dachkonstruktion. Ursprünglich war auf Höhe der Fördermaschinenbühne ein umlaufender, knapp auskragender Laufsteg den Fassaden vorgesetzt. An den Metallstäben des Brüstungsgeländers war allseitig der Schriftzug "Osterfeld IV", begleitet von Firmenzeichen der Gutehoffnungs­hütte, ange­bracht. Große Fensterflächen mit engem Metallsprossenwerk belichten den Turm.

Die Rasenhängebank des Turmes ist mit einer massiv aus Ziegelsteinen gemau­erten Schachthalle mit heute zugesetzten großen Rechteckfenstern umbaut. Das Satteldach der Schachthalle endet an beiden Seitenfassaden in Dreiecksgiebeln mit (ebenfalls zugesetzten) Lünettfenstern im Giebelfeld. Im Nordgiebel findet sich die Inschrift 192. mit dem Firmenzeichen der GHH.

Westlich wurden an die Schachthalle 1950 zwei flache Flügelbauten für den Ventilator angefügt. Die beiden Anbauten wurden in allen Teilen dem vorhandenen Gebäude angepasst. Der zwischen den Flügelbauten stehende Ventilator mit Diffuser auf quadratischem Grundriss ist nicht erhalten.


Kauen- und Betriebsgebäude 1921|22
Architekt: Toni Schwingen

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Grundriss des Kauen- und Betriebsgebäudes
Backsteinbau auf winkelförmigem Grundriss mit Satteldächern und Rechteckfenstern. Das dominierende Kauengebäude ist basikal aufgebaut mit einer Hakenkaue für 1034 Bergleute in der Mittelhalle und Brauseanlagen in den niedrigeren Seitenschiffen. Zur Belichtung der Halle dienen große Rechteckfenster im Südgiebel und kleine Rechteckfenster im Obergaden, die durch Wandvorlagen zu Dreiergruppen zusammengefasst sind. Die Wandvorlagen, die auch an den Wänden der Seitenschiffe zur Gliederung verwendet werden, sind oben durch Gesimse aus mehrfach zurückspringenden Ziegelschichten miteinander verbunden. Die ursprünglich mit Metallsprossenwerk versehenen Fenster sind heute mit Glasbausteinen zugesetzt.
Zum Förderturm orientiert, befanden sich in der Halle noch die Lampenstube und das Magazin mit darüber angeordneten Steigerbädern. Von dort aus führte ein Gang zum Schacht.

Rechtwinklig an die Kaue schließt sich ein niedrigerer Flügel für Lohnhalle, Steigerbüros und Markenkontrolle an. Dieser Flügel trägt in seinem Giebel die Inschrift 1924 und das Firmenzeichen der GHH. Die Lohnhalle ist über einen der Kaue vorgelagerten Gang direkt mit Magazin, Lampenstube und Steigerbädern verbunden.

Der winkelförmige Baukörper des Kauen- und Betriebsgebäudes bildet einen Platzraum, der ursprünglich durch eine baumbestandene, schlichte Grünfläche gestaltet war.


Trafohaus, um 1924

Backsteinhalle mit Satteldach. Durch zurückliegende Wandfelder werden in den Fassaden je drei Achsen geformt. Im Giebel drei große Stahlblechdoppeltore.


Gekürzter und für das Internet bearbeiteter Text: Gedruckt mit allen Anmerkungen und Quellenangaben in: Walter Buschmann: Zechen und Kokereien im rheinischen Steinkohlenrevier. Aachener Revier und westliches Ruhrgebiet. Gebr. Mann Verlag Berlin 1998


Literatur

• Bücher, Fritz: 125 Jahre Geschichte der Gutehoffnungshütte 1810-1935, Oberhausen 1935
• Der Bergbau der Hüttenwerke Oberhausen AG (HOAG), Essen 1961
• Gerhard Gebhardt, Ruhrbergbau. Geschichte, Aufbau und Verflechtung seiner Gesellschaften und Organisationen, Essen 1957
• Gutehoffnungshütte. Aktienverein für Bergbau- und Hüttenbetrieb Oberhausen. Bericht aus Anlaß ihres 25jährigen Bestehens 1873-1898, Düsseldorf o.J. (1898)
• Günter, Roland: Oberhausen (= Die Kunstdenkmäler des Rheinlandes, Bd. 22), Düsseldorf 1975
• Huske, Joachim: Die Steinkohlenzechen im Ruhrrevier, Bochum 1987
• Woltmann, Arnold/Frölich, Friedrich: Die Gutehoffnungshütte. Oberhausen, Rheinland. Zur Erinnerung an das 100jährige Bestehen, 1810-1910, Oberhausen 1910
• Woltmann, Arnold/Frölich, Friedrich: Denkschrift zur Erinnerung an das 100jährige Bestehen der Gutehoffnungshütte, Düsseldorf 1910