Wipperkotten
Solingen, Wipper Kotten 1
Jochem Putsch
Der Wipperkotten in Solingen


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Wipperkotten. Foto: Steinhoff, 1997
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Wipperkotten. Foto: Steinhoff, 1997
Der Historiker Franz Hendichs gibt an, dass der Wipperkotten bereits 1605 in den Pachtaufzeichnungen des auf der anderen Wupperseite erhaltenen Gutes Nesselrode erwähnt wurde. Wie alle zwischen Wupperhof und Wipperaue gelegenen Schleifkotten waren somit auch die Besitzer des Wipperkottens vermutlich bis 1809 gegenüber dem Nesselroder Lehnsherrn abgabepflichtig. In den Quellen dieser Zeit ist bereits von einer Doppelkottenanlage mit zwei unabhängig voneinander betriebenen unterschlächtigen Wasserrädern die Rede. Allerdings verfügten die beiden strohgedeckten Gebäude jeweils nur über ein Erdgeschoss mit zwei Arbeitsräumen. Der Kotten wird etwa 12 bis 16 Arbeitsstellen gehabt haben.

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Schleifstein. Foto: Steinhoff, 1997
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Transmissionsanlage. Foto: Steinhoff, 1997
Angeblich ausgelöst durch einen Gewehrschuss, der das Strohdach des Wipperkottens entzündet haben soll, brannten 1783 sowohl der Wipperkotten als auch der gleich nebenan am Weinsberger Bach gelegene Schaafenkotten vollständig ab. Angesichts der buchstäblich elementaren Bedeutung, die der Wasserkraft für das Solinger Schneidwarengewerbe zukam, wurden beide Schleifkotten rasch wieder aufgebaut. Infolge von Erbteilungen hatte sich das Eigentum am Wipperkotten immer weiter aufgespalten. In einer Akte werden für das Jahr 1852 nicht weniger als elf Eigentümer des Kottens genannt. Der Einzugsbereich der Schleifer reichte über Kohlsberg auf der nördlichen Wupperseite bis nach Leysiefen auf der südlichen Wupperseite.

Als der Innenkotten 1858 abermals abbrannte, wurde er in vergrößerter, heute erhaltener Form wieder aufgebaut, während der Außenkotten seinen Grundriss behielt, jedoch aufgestockt wurde.

Nach dem Zweiten Weltkrieg befanden sich die Gebäude in einem sehr schlechten Zustand, sie wurden jedoch nach wie vor von einigen Schleifern aus der Umgebung genutzt.

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Wipperkotten. Grundriß & Schnitt
Während der Innenkotten 1954 von der RWE in Privathand überging und in mühevoller Arbeit zu Wohn-, Atelier- und Ausstellungsräumen ausgebaut und auf Initiative des neuen Eigentümers unter Denkmalschutz gestellt wurde, war das als Schleiferei genutzte Gebäude weiterhin dem Verfall preisgegeben. Es war den dort noch tätigen Schleifern zu verdanken, dass der Außenkotten erhalten werden konnte. Sie pflegten und warteten das Wasserrad, die Wassergräben und die Transmissionsanlage. Sie betrieben unter hohem Einsatz Bauunterhaltung, Hochwasserschutz und beseitigten Hochwasserschäden. Inzwischen steht auch das Inventar des Schleifkottens unter Schutz und wird von einem Verein gepflegt.