Die 1792 gegründeten „Türkischroth“-Färberei J.P. Bemberg färbte Garne für den europäischen Markt. Man befasste sich dabei mit dem Mercerisierungsverfahren, das der Baumwolle einen seidigen Glanz verlieh. Seit 1897 experimentiert man mit der Herstellung der Kupferkunstseide (Kupferoxydammoniakseide). Der Chemiker Dr. Edmund Thiele entwickelte in den Jahren 1900-1906 ein Streckspinnverfahren zur Produktionsreife, so das ab etwa 1906 bedeutende Mengen der neuen „Kupfer-Kunstseide“ im Wuppertal erzeugt und verarbeitet wurden.
Das Kupferoxidammoniakverfahren, bei dem Baumwolllinters in einer Flüssigkeit aus Kupfersulfat, Natronlauge, Ammoniak und Wasser gelöst wird, um aus der tiefblauen Flüssigkeit einen Faden zu absorbieren, gilt als des älteste der vier Verfahren zur Herstellung der halbsynthetischen Kunstseide. Das Bemberg-Färbereigebäude dürfte das einzige erhaltene Gebäude in Deutschland sein, das mit der Erfindung der Kupfer-Kunstseide in Verbindung steht.
Die „Adlerseide“ von Bemberg wurde zum Inbegriff für feine Damenstrümpfe. Die bis dahin unerreichte Feinheit der Seide begründete ihren internationalen Ruf. Franz Reinthaler, Professor an der Hochschule für Welthandel in Wien, umriss die damalige Sonderstellung der Bemberg-Kunstseide: „Wie man schon mit unbewaffnetem Auge erkennen kann, sind die Einzelfäden (Primärfäden) aus denen das Kunstseidengarn besteht, beträchtlich dicker als die Fibroinfädchen der Naturseide. Nur die nach dem Streckspinnverfahren hergestellte Kupferseide der J. P. Bemberg A.G. bilden eine Ausnahme da deren Primärfäden sogar etwas feiner als die der Maulbeerseide sind. Dieses Produkt, das aber von der Firma zum größten Teil selbst verwebt wird, sieht der Naturseide täuschend ähnlich. Seit 1920 stellt auch die Firma M. Hölken A.G. ein ähnliches Erzeugnis her.“ (Die Kunstseide und andere seidenglänzende Fasern, Berlin 1926)
Das Kunstseidenwerk war mit maximal etwa 5.700 Arbeitskräfte 1937 auf zum größten Arbeitgeber der Stadt geworden.
Neue Produkte wie die Cuprophan-Folie und die daraus entwickelte Cuprophan-Membrane gewannen Bedeutung. Gerade die Durchlässigkeit des Stoffes war bei den neuen Produkten entscheidend. Aus dem gleichen Ausgangsmaterial, aus dem 1900 die Kupfer-Kunstseide gewonnen worden war, konnten hochwertige Hohlfasern für medizinische Zwecke, etwa die Blutdialyse, hergestellt werden. Nach dem Höhepunkt der Entwicklung – 1968 etwa 3.500 Beschäftigte – wurde in mehreren Umstrukturierungen die Belegschaft immer weiter reduziert. Die aus J. P. Bemberg hervorgegangene Membrana GmbH - seit 2015 Teil der 3M-Gruppe - ist auch heute ein führender Hersteller medizinisch genutzter Membranen.