Dürener Metallwerke AG
Veldener Straße 63



Hervorgegangen aus einer 1885 gegründeten Phosphorbronce-Fabrik nannte sich das mit Entwicklung einer eisenhaltigen Kupferlegierung (Durana-Metall) erfolgreiche Unternehmen seit 1901 Dürener Metallwerke AG. 1906 bis 1914 entstand südlich der Veldener Straße eine neue Werksanlage mit Gießerei, Walzwerk und Verwaltung. 1909 gelang dem Unternehmen mit dem Duraluminium, einem für die Herstellung von Munition, Kriegsfahrzeugen und Luftschiffen geeigneten Hartaluminium erneut die Entwicklung einer zukunftsträchtigen Metalllegierung. Das Werk wurde im Ersten Weltkrieg und in der NS-Zeit kräftig ausgebaut, erreichte 1938 eine Belegschaftszahl von 2.200 Beschäftigten und war auch nach dem Zweiten Weltkrieg – nach nur geringfügigen Kriegsschäden – erfolgreich mit der Verarbeitung von Kupfer, Bronze, Neusilber und verschiedenen Messingarten für Vorprodukte des Fahrzeug- und Schiffsbaus, Maschinen- und Apparateherstellung, Elektrotechnik, Schmuck- und Bedarfsartikel. Aus dem Gebäudebestand des 1976 stillgelegten Unternehmens ragen hervor das Verwaltungsgebäude von 1906 mit 1931 veränderter Dachzone, das Werkskraftwerk mit Maschinen- und Kesselhaus sowie Schornstein von 1910/13, die Geschoßhülsenfabrik von 1913/16 und das Drahtwalzwerk von 1909. In diesen Bauten spiegelt sich die industrie- und wirtschaftsgeschichtliche Bedeutung des Unternehmens, seine Einbindung in die Rüstungswirtschaft und der zeittypische Wechsel von aufwändigen, repräsentativen Bauformen des Historismus für die zur Veldener Straße orientierten Fassaden Fabrikbauten in Kombination mit der zur Werksseite orientierten reinen Zweckarchitektur. (Walter Buschmann)




Walter Buschmann
Die Dürener Metallwerke AG


Geschichte

Schaubild der Werksanlage. Gut erkennbar im Vordergrund an der Veldener Straße das Verwaltungsgebäude, dahinter das Kraftwerk und im weiteren Straßenverlauf der Doppelgiebel des Geschoßhülsenbetriebs.
Die Dürener Phosphorbronce-Fabrik und Metallgießerei Hupertz et Banning wurde 1885 gegründet und eröffnete die Produktion in den Gebäuden, der seit dem 17. Jahrhundert bestehenden Virnichsmühle an der Veldener Straße (alle Daten und Angaben nach Hassler, 1935). Schon zwei Jahre später wurde das Unternehmen 1887 umbenannt in Dürener Maschinenfabrik und Gießerei Hupertz & Banning. Im gleichen Jahr brannte die Virnichsmühle nieder. Auf dem benachbarten Grundstück begann daraufhin der Aufbau einer neuen Fabrik mit Gießerei, Walzwerk, Drahtzieherei, Stangenzug und Maschinenbau. Es wurden Maschinen für die Papierindustrie gefertigt. Grundlage des Aufschwungs in den folgenden Jahrzehnten aber wurde die Entwicklung einer eisenhaltigen Kupferlegierung (Durana-Metall) durch Adolf Hupertz, die wegen ihrer günstigen Korrosionseigenschaften für Schiffsbau und Torpedofertigung besonders gut geeignet war.

Lageplan 1902
1891 trennten sich die beiden Gründer des Unternehmens. Die Maschinenfabrik F.H. Banning, später F.H. Banning & Seybold, heute O. Dörries AG., vollzog eine eigenständige Entwicklung. Die Dürener Metallwerke Adolf Hupertz, an der sich seit 1893 Hermann Harkort aus der bekannten Hagener Industriellenfamilie beteiligte, expandierte im Westen bis an die spätere Johanniter Straße. In zwei an der Veldener Straße beginnenden, tiefgestaffelten Bauzeilen befanden sich in der westlichen Zeile die Walzanlagen und in der östlichen Zeile - die Johanniter Straße begrenzend - Preßbau, Glüherei und Stanzerei. Zwischen den beiden Zeilen lag die Gießerei (Lageplan 1902, Nr. 68). In dem Block- und Schnellwalzwerk wurden Kupferblöcke zu Stangen und dann zu Draht ausgewalzt. Produziert wurde der Kupferdraht für die zunehmend auf Elektrizität aufgebaute Industrie und Stadttechnik. Seit 1896 wurden Kartuschenhülsen für Artilleriegeschosse und Patronenhülsen hergestellt.

Einschneidende Folgen für die rüstungswirtschaftliche Ausrichtung der Produktion hatte 1898 die Umwandlung des Unternehmens in eine GmbH mit einer Beteiligung von 60% am Stammkapital durch die Deutsche Waffen- und Munitionsfabrik Berlin/Karlsruhe. Hupertz und Harkort behielten je 20 % der Anteile. 1901 erfolgte die Umgründung in eine Aktiengesellschaft mit Einführung des bis in die heutige Zeit gültigen Firmennamens: Dürener Metallwerke AG.

Lageplan 1920
Unter Führung des Rüstungsunternehmens entstand südlich der Veldener Straße etwa zwischen 1906 und 1914 ein ganz neues Werk mit den Funktionsbereichen Gießerei, Walzwerk, Geschoßhülsenbetrieb, Kraftanlage mit Kesselhaus und Elektrische Zentrale, sowie Verwaltung (Lageplan 1920). Das alte Werk nördlich der Veldener Straße wurde reorganisiert. Die Walzwerkszeile wurde 1909 bis an die Straße erweitert und dort mit dem erhaltenen Backstein-Doppelgiebel abgeschlossen.

Wesentlich für die weitere Entwicklung des Unternehmens wurde die Entdeckung einer neuen Metall-Legierung, die 1909 patentiert und unter dem Namen Duralumin verbreitet wurde. Die Dürener Metallwerke AG hatte die Alleinlizenz für Duralumin in Deutschland erworben. Es war ein Hartaluminium zur Herstellung von Munition, Kriegsfahrzeugen und Luftschiffen. Nachdem Zeppelin zunächst bei dem Bau seiner Luftschiffe an den bisherigen Materialien festhielt, wurde Duralumin seit 1914 durch Verfügung des Reichsmarineamtes auch für Zeppelin-Luftschiffe verwendet. Insgesamt wurden 97 Luftschiffe, einschließlich der nach dem Krieg für Reparationsleistungen noch entstandenen Exemplare, aus den Duralumin-Halbfabrikaten der Dürener Metallwerke AG gebaut.

Nach 1914 wurde das Werk auf die Kriegsproduktion ausgerichtet. Die Belegschaft stieg von ca. 1.000 auf ca. 1.600 Beschäftigte, die in Tag- und Nachtschicht und auch an Sonn- und Feiertagen arbeiteten. Ganz im Süden entstand für die Kriegsproduktion in einer großen Halle das neue Preßstanzwerk. Produziert wurden Halbfabrikate für Patronen, Artilleriekartuschen und Luftschiffe.

Nach dem Krieg wurde in den 1920er Jahren Duralumin für den Flugzeugbau, Eisenbahnen und Fahrzeugbau hergestellt. Neben dem Preßstanzwerk entstanden 1929 Transformatorenhaus und ein Komplex mit Reparaturwerkstätten. Das Verwaltungsgebäude wurde 1931 unter Verzicht auf das Mansarddach (siehe Abbildung 1) umgebaut.

Als Betrieb der Rüstungswirtschaft erhielt das Unternehmen nach 1933 eine neue Bedeutung. Pläne für umfangreiche Neubaumaßnahmen entstanden (vgl. Lageplan von 1935), die aber nur zum Teil verwirklicht wurden. In diesem Zusammenhang wurden Walzwerk und Preßstanzwerk erweitert und die Gießerei um 1941 in wesentlichen Teilen erneuert. 1938 zählte das Werk 2.200 Beschäftigte.

Luftbild. Entlang der Veldener Straße reihen sich die Gebäude für den Geschhoßhülsenbetrieb, Kraftwerk mit Kamin und Maschinenhaus und Verwaltung.
Durch Fliegerangriffe nur wenig beschädigt, konnte 1946 das Blechwalzwerk wieder in Betrieb genommen werden und 1947/48 wurden in der Gießerei wieder Aluminium- und Kupferlegierungen erzeugt. 1954 erfolgte die Fusion mit Busch-Jäger Lüdenscheider Metallwerke AG. Verarbeitet wurde Kupfer, Bronze, Neusilber und verschiedene Messingarten zu Halbzeugen für Fahrzeugbau, Schiffsbau, Maschinen- und Apparatebau, Elektrotechnik sowie Schmuck- und Bedarfsartikel. 1965 wurde eine neue Strangpreßanlage angeschafft und 1967 war das Werk mit ca. 1.000 Beschäftigten noch das größte Werk der Metallindustrie im Kreis Düren (Künster, 1967, S. 222). Nach 91-jährigem Bestehen des Unternehmens wurde die Produktion 1976 eingestellt.

Wichtige Gebäude auf dem Werksgelände

Nachdem das alte Werk nördlich der Veldener Straße durch Teilabbrüche und Umbau nur noch geringen Zeugniswert für Industriegeschichte und Industriearchitektur besitzt, ist das neue Werk südlich der Veldener Straße erheblich besser überliefert. Die Gießerei als Kern des Werkes, wo die den Ruf des Unternehmens begründenden Kupfer- und Aluminiumlegierungen hergestellt wurden, entspricht leider nicht mehr dem Stand der Gründungsphase, wurde im äußeren Erscheinungsbild vielfach in entstellender Weise verändert und vermag mit der überlieferten technischen Ausstattung auch nicht mehr den historischen Produktionsprozess zu dokumentieren. Erhalten ist die beeindruckende innere Tragkonstruktion der Gießereihalle aus großen Bogenbindern.

Gebäude an der Veldener Straße. Im Vordergrund der Geschoßhülsenbetrieb, dassn das Kraftwerk und das Verwaltungsgebäude. Stadtarchiv Düren
In hohem Grad bemerkenswert ist in dieser Hinsicht die Herausbildung einer zur Veldener Straße orientierten Schauseite des Werkes durch linearer Anordnung einer Kette von Backsteinbauten entlang der Fluchtlinien des Straßenzuges. Es entstand dadurch das noch eindrucksvoll vollständig überlieferte Bild einer Industriestraße der Jahrhundertwende. Zugleich dokumentieren diese Gebäude den industriegeschichtlich wichtigen Übergang des Werkes zur Rüstungsindustrie.

Verwaltungsgebäude. 1906/1931, Arch. Börstinghaus

Verwaltungsgebäude. Foto 1994
Dominante Stellung im Straßenbild hat das Verwaltungsgebäude. Der Baukörper ist asymmetrisch aufgebaut mit Uhrenturm an der zum Werkseingang gelegenen Gebäudeecke und dem dort direkt angegliederten über die ganze Trauffassade sich erstreckenden, eingeschossigen Eingangsbauwerk mit übergiebeltem Mittelrisalit. Der zweigeschossige Backsteinbau über Sockelgeschoß wird geprägt durch große, segmentbogige Fensteröffnungen mit erhaltenen Holzsprossenfenstern aus der Entstehungszeit. Besonders hervorgehoben ist das Obergeschoßfenster des Uhrenturmes. Es wird vertikal geteilt durch einen Backsteinpfeiler und überfangen von einem Dreipass. Schlusssteine, Kämpfersteine, schräge Fenstersohlbänke und das Sohlbankgesims unter den Erdgeschoßfenstern sind aus Werkstein gearbeitet. Über den Erdgeschoßfenstern sind in die Backsteinfassade schmale Putzstreifen eingelassen. Das Sockelmauerwerk besteht aus bossiertem Bruchsteinmauerwerk in unregelmäßigem Verband.

Das ursprüngliche Mansarddach mit fialenbesetztem Giebel über den beiden Fassadenachsen der rechten Hausecke und der ehemalige, mit Blechplatten beschlagene Helm über dem Uhrenturm, sind 1931 zugunsten einer sachlichen Gestaltung der Dachzone aufgegeben worden. Über dem kräftig ausgebildeten Traufgesims erhebt sich heute ein mit Metallplatten versehenes Dachgeschoß. Der Uhrenturm ist mit einem Flachdach gedeckt.

Neben seiner Bedeutung als Teil des industriegeschichtlich geformten Straßenbildes ist das Gebäude ein gutes Beispiel für den Verwaltungsbau des Historismus.

Elektrische Zentrale. 1913, Arch.: Wirth

Maschinenhaus des Krafwerks und Schornsteinsockel. Foto 1994
Plan zum Bau des Maschinenhauses.
Die Backsteinhalle mit Satteldach über Sockelgeschoß ist in der straßenseitigen Trauffassade vierachsig ausgebildet. Die beiden äußeren Achsen der Straßenfassade werden überfangen von prismatisch gebrochenen, auf Konsolen ruhenden Dreiecksgiebeln. In den segmentbogigen Fensteröffnungen sind die kleinteiligen Holzsprossenfenster erhalten. Über den Segmentbögen der Fenster sind die eingetieften Wandfelder verputzt. Im Drempel, in den Giebeln der Straßenfassade und in den Giebeldreiecken der Seitenfassaden wechseln Putzfelder mit schmalen Backsteinstreifen. Diese Putzfelder korrespondieren mit den Umrahmungen der Fenster im Sockelgeschoß und den Sockel-, Trauf- und Ortganggesimsen der straßenseitigen Giebel aus Kunststein. Der Zugang zur Halle erfolgt über eine Freitreppe der Mittelachse des linken Seitengiebels. In den Dreiecksfeldern der Seitengiebel befinden sich Rundfenster.

An die Halle schließen sich links Reste der mit Gesimsen und Pfeilerbekrönungen geschmückten Werksmauer an, die analog zu den Fassaden der Bauten im Stil des Historismus geformt sind.

Die Halle wird überspannt von Stahlbindern mit Strebenfachwerk. Über den Bindern befindet sich im Firstbereich eine verglaste Dachraupe.

In der Halle waren zwei Dampfturbinen mit Generatoren zur Stromerzeugung aufgestellt. Auf einer Empore befand sich die Schaltanlage. Die Innenausstattung ist nicht erhalten.

Neben der städtebaulichen Bedeutung zeigt die Halle den Übergang zur Verwendung von Elektrizität als Antriebsenergie der Maschinen im Werk. Seit Versorgung des Werkes mit Strom aus dem RWE-Netz (etwa 1930) wurde die Halle als Magazin und später als Schreinerei genutzt.

Kesselhaus mit Kamin. 1910

Kesselhaus und Kamin. Foto 1994
Giebel des Geschoßhülsenbetriebs zur Veldener Straße. Foto 1994
Die Backsteinhalle wird überdeckt von einem flachgeneigten Satteldach mit Entlüftungs- und Belichtungsraupe über dem First. Die Fassaden werden durch Wandvorlagen gegliedert. In den siebenachsigen Trauffassaden und im dreiachsigen Westgiebel befinden sich große Segmentbogenfenster, die zur Straße teilweise vermauert sind und zum Hof auf den oberen Teil der Fassade beschränkt sind. In die Straßenfassade eingebunden ist der ursprünglich 56,0 m hohe Kamin. Über einem Sockel auf quadratischem Grundriss wechselt der Kamin etwa auf Höhe des Kesselhausdaches in Rundform über. Der Kaminsockel schließt mit schwach profiliertem Gesims (Klötzchenfries) ab.

Mit dem Kamin verbunden ist ein aus Stahlblech konstruierter Wasserbehälter der Bauart Intze. Wasserbehälter und Kamin sind von jeweils einem Laufgang in Stahlkonstruktion umgeben. Zwischen beiden Laufgängen vermittelt eine Lauftreppe. Die zum Wasserbehälter führenden Rohre sind erhalten.

Im Kesselhaus waren vier Kessel (vermutlich Zweiflammrohrkessel) aufgestellt. Vor der südlichen Trauffassade befanden sich unter den hochliegenden Fenstern die vermutlich oben offenen Kohlebunker und an der linken Gebäudeecke der Brunnen.

Der rechte Hallenteil wurde seit den 1920er Jahren als Propellerschmiede benutzt.

Das Kesselhaus ist Teil der Kraftanlage, die den Übergang zum Elektroantrieb der Maschinen markiert. Der Kamin ist von städtebaulicher Bedeutung und verkörpert mit dem integrierten Intze-Behälter ein selten gewordenes technikgeschichtliches Zeugnis.

Geschoßhülsenbetrieb. 1913/1916

10 Die beiden parallel angeordneten Stahlfachwerkhallen mit tonnenförmigen Dächern, sind durch einen schmalen Verbindungstrakt in ganzer Gebäudetiefe miteinander verbunden und zeigen zur Straße massive Backsteingiebel in Formen des Historismus.

Die beiden Backsteinfassaden sind jeweils dreiachsig ausgebildet mit großen Segmentbogenfenstern in der Mittelachse und kleineren Rundbogenfenstern in den seitlichen Achsen. Die Fenster werden jeweils überfangen von knapp vorspringenden halbsteinstarken Backsteinstreifen. Die Giebel sind stufenförmig ausgebildet mit zinnenartig über die Ortgänge hinweg reichen Wandvorlagen zwischen den Fensterachsen. Die Ortganggesimse sind schwach profiliert mit Klötzchenfriesen. Über den Fenstern der Mittelachse wechseln schmale Putz- und Backsteinstreifen.

Die Seiten- und Rückfassaden der Hallen sind in Stahlfachwerk mit großen, segmentbogigen Fenstern ausgeführt. Die kleinteiligen Metallsprossenfenster sind in Vorder- und Rückfassade erhalten.

Beide Hallen werden überspannt von Stahlbindern mit Streben- und Ständerfachwerk. Zwischen den Bindern sind querliegende Belichtungsraupen angeordnet.

An der westlichen Halle von 1913 ist ein Seitenschiff mit Pultdach angefügt. Die östliche Halle wurde zur Ausweitung der Kriegsproduktion 1916 ergänzt.

Der Geschoßhülsenbetrieb verkörpert einen Kernbereich des seit 1898 rüstungswirtschaftlich orientierten Unternehmens. Mit den beiden Backsteinfassaden sind sie Teil des städtebaulich bedeutenden Gesamtbildes an der Veldener Straße. Der Wechsel zur Stahlfachwerkarchitektur im rückwärtigen Bereich ist typisch für die Industriearchitektur des 19. Jahrhunderts: repräsentative Schaufronten mit Anlehnung an die Wehrarchitektur wurden kombiniert mit reiner Zweckarchitektur.

Draht-Walzwerk (Fassade). 1909

Als Kopfbau der Walzwerkszeile des alten Werkes entstand 1909 eine kurze Doppelhalle, deren Backsteingiebel in der Flucht der Veldener Straße, gegenüber dem Verwaltungsgebäude stehen. Von den 1993 abgerissenen Hallen sind nur die beiden Straßengiebel erhalten.

Beide Giebel sind dreiachsig aufgebaut. Bei der rechten Halle wird das große Rundbogenfenster der Mittelachse flankiert von jeweils zwei kleineren Rundbogenfenstern in den seitlichen Achsen. Der linke Giebel zeigt nur ein Rundbogenfenster in der Mittelachse. Über den kleinteiligen Metallsprossenfenstern befinden sich jeweils halbsteinstarke Ziegelbögen. In den stufenförmigen Giebeln ist die Mittelzone jeweils überhöht ausgebildet. Dahinter erstreckten sich Belichtungsraupen im Firstbereich. Die Wandvorlagen in den Giebeln sind zinnenartig über die Ortgänge hinweg geführt.

Die beiden Backsteingiebel sind Teil des industriegeschichtlich bedeutenden Straßenbildes in diesem Bereich der Veldener Straße.

Bedeutung

Es sind zwei wirtschaftsgeschichtliche Aspekte, die die Entwicklung der Dürener Metallwerke besonders prägten: die 1909 aufgenommene Produktion von Duralumin und die Einbindung des Unternehmens in die Rüstungswirtschaft. Das Unternehmen erreichte dadurch eine überregionale Bedeutung mit der Folge, dass das Werk zum größten Betrieb der Metallindustrie im Kreis Düren wurde.

Die mit den beiden wirtschaftshistorischen Aspekten verknüpfte Wachstumsphase ist überliefert in den Bauten der Zeit 1906 bis 1914.

Zugleich lassen die aus dieser Zeit stammenden und zuvor beschriebenen Bauten einen Grundzug der Industriearchitektur jener Zeit erkennen: eine aufwendige, in Formen des Historismus gehaltene und zum öffentlichen Raum orientierte Repräsentationsarchitektur, wird ergänzt durch nüchterne Zweckarchitektur im Werksgelände. Die noch relativ weitgehende Erhaltung der repräsentativ gestalteten Bauten und Fassaden bei den Dürener Metallwerken ist von großer historischer Bedeutung, da eine ähnlich ganzheitliche Darstellung eines Industriebetriebes in Westdeutschland kaum noch vorhanden ist. Um aber den Kontrast von Schauseite und Zweckarchitektur zu verdeutlichen, ist die Erhaltung der Geschoßhülsenfertigung als Ganzes unbedingt anzustreben.

Literatur

Hassler, Friedrich: Dürener Metallwerke 1835 bis 1935, Berlin 1935

Krebs, Helmut: Vor 125 Jahren wurden die Dürener Metallwerke gegründet. Ein ehemaliger Vorzeigebetrieb der Dürener Industrie mit Weltruf, in: Spuren. Magazin der Dürener Geschichtswerkstätten e. V. 13, März 2011, S. 8-9

Knauer, Manfred: Hundert Jahre Aluminiumindustrie in Deutschland(1886-1986), München 2014

Künster, Karl u.a.: Der Landkreis Düren, Bonn 1967