Ziegelei Peter Jorissen
Düsseldorf, Gräulingerstr.| Ecke Bergische Landstraße
Peter Schulenberg
Die Ziegelei Peter Jorissen in Düsseldorf-Gerresheim


Von allen in Ludenberg tätigen Ziegelfabriken gehört die Ziegelei Peter Jorissen zu den unbekannten Standorten. Die Durchsicht von Akten aus dem Stadtarchiv Düsseldorf sowie archäologische Untersuchungen ergeben nun jedoch ein umfassendes Bild von den Produktionsstätten und den Arbeitsbedingungen.

1898 legte der Unternehmer Jorissen dem Kreis-Bauamt Düsseldorf erstmalig eine Planung für eine Ringofenziegelei mit Maschinenhaus, Dampfmaschine, Kesselhaus und Kamin, Brunnen, Trockenschuppen sowie Wohnhaus für die Arbeiter unmittelbar südöstlich der Gräulingerstraße/Ecke Bergische Landstraße vor. Dort sollten bei vollem Betrieb täglich 40000 „Normalziegel“ gebrannt werden bei einer Belegschaft von 40 Arbeitern. Der für die Produktion notwendige Lehm konnte an den Südhängen des Gallberges abgebaut werden. Für den Transport des Rohstoffes bis zum Maschinenhaus war eine Seilförderanlage eingeplant. 1899 begann die Ziegelproduktion.

Die Arbeits-Ordnung von1901 zeigt deutlich den harten Arbeitsalltag: „Als Arbeitstage gelten alle Tage des Jahres mit Ausnahme der Sonntage und der gesetzlichen Feiertage. Die Arbeit der Erwachsenen beginnt Morgens 5 Uhr und endigt Abends 8 Uhr, mit Pausen von 7 ½ - 8 Uhr Vormittags, 12 – 1 Uhr Mittags und 4 – 4 ½ Uhr Nachmittags. Jugendliche Arbeiter (unter 16 Jahren) werden von 6 Uhr Morgens bis 7 Uhr Abends beschäftigt.“ 1913 enden die Archivakten zur Ziegelei Jorissen.

Deren weiteres Schicksal kann vermutet werden: Erschwerend für einen langfristigen Erfolg des Unternehmens war von Anfang an, dass es sich als eines der letzten im Schatten der Ziegeleien Niermann, Sassen und Florack gründete. Die mächtigen Lehmabbaugebiete nahe dem heutigen Wildpark waren da bereits vergeben. Die Vorkommen an den Hängen des Gallberges, welche Jorissen ausbeutete, waren mit Geröll verunreinigt und weniger gut zur Ziegelherstellung geeignet. Das hoch anstehende Grundwasser wird zusätzlich zum großen Problem geworden sein. Hinzu kam die Weltwirtschaftskrise und die Kohleverknappung nach dem I. Weltkrieg.

Erst auf dem zweiten Blick erschließt sich, dass im Naturschutzgebiet Dernkamp/Pillebachtal nahe des Spielplatz viele Baureste der untergegangenen Jorissen-Ziegelei im Wald erhalten geblieben sind. Die ehemaligen Lehmabbauflächen nimmt heute das unter Naturschutz stehende Feuchtgebiet zwischen Pillebach und südlichem Gallberg ein. Am Wegrand sind noch zwei überwachsene Ziegelpfeiler vorhanden, auf denen die Stützen der Seilförderanlage standen. Über diese und später über eine von Pferden gezogenen Lorenbahn wurde der Lehm aus dem Abbau transportiert. Sie endete vor dem Maschinenhaus, dessen Spuren im Wald noch deutlich erkennbar sind. Eine Reihe von Ziegelsockel können der Dampfmaschine und der Transmissionsanlage zugeordnet werden. Von dieser wurden zwei Ziegelpressen angetrieben, deren starke Fundamente eine komplizierte Maschinerie erahnen lassen. Das angebaute Kesselhaus ist dagegen bis auf wenige Estrichreste und Schlackenbrocken verschwunden, jedoch ist der Sockel seines ehemals 25 Meter hohen Schornsteins in der Böschung zum Pillebach hin noch gut sichtbar. Im Bereich des Kesselhauses erläutert eine Pulttafel des Industriepfads die im Wald befindlichen Spuren. Waren die frischen Ziegel ausreichend trocken, folgte der Brand im etwa 55 Meter langen Ringofen, welcher zwischen dem Nordhang der heutigen Bergischen Landstraße und der steilen Böschung zum Pillebach quer über die heutige Wiese verlief. Ziegelbrocken, Asche und Kohle in Maulwurfshügel zeigen seinen ehemaligen Standort an. Das Wohnhaus der Ziegler, erst um 1970 abgerissen, ist unter dichtem Bewuchs verschwunden.