Zechenbrauerei Sünner
Köln, Kalker Hauptstraße 260

1830 an der Deutzer Freiheit gegründet wurde die Brauerei Sünner 1860 auf das Gelände der ehemaligen Braunkohlenzeche Neu-Deutz(1856/57) verlegt. Die seither so genannte Zechenbrauerei besteht heute aus denkmalwerten Gebäuden aus der Zeit um 1890 und 1906/07. Auf dem Firmengelände ist noch der Schacht der Braunkohlenzeche erhalten. Er dient zur Versorgung der Brauerei mit Brauwasser. Besonders herausragendes Objekt im Denkmalbestand ist eine Dampfmaschine im Sudhaus. Die Anlage wird noch heute als Brauerei genutzt. (Walter Buschmann)


Günter Strauch
Die Zechenbrauerei Gebr. Sünner in Köln-Kalk

Geschichte

eisenhuette
Schaubild der Brauerei von 1891
Gegründet wurde die Sünner Brauerei 1830 als kleine Hausbrauerei mit Brennerei und Schankwirtschaft an der Deutzer Freiheit. Steigende Umsätze verlangten bald größere Brauereieinrichtungen, die an dem vorhandenen Standort in Deutz nicht mehr realisierbar waren. Aus diesem Grund wurde 1858 in Kalk, einem schnell wachsendem Vorort, ein großes Gelände direkt an der Kalker Hauptstraße gekauft und unmittelbar mit dem Bau von Brauereianlagen begonnen. Auf dem Gelände bestand seit 1856/57 eine Braunkohlenzeche, die jedoch bald wegen ständiger Wassereinbrüche den Betrieb aufgeben musste. Im Anschluss daran wurde das Gelände mit Gebäuden und Anlagen von der Brauerei erworben, die aus dem reichlich vorhandenen Grundwasser noch heute ihr Brauwasser bezieht. Der Name "Zechenbrauerei" leitet sich folgerichtig aus der früheren Nutzung des Geländes ab.


Die ersten großen Erweiterungsbauten entstanden in den Jahren 1888/89 u. a. mit dem an der Hauptstraße gelegenen Sud- und Maschinenhaus. Aus dem Jahre 1898 datiert inschriftlich das Stall- und Kutschergebäude im hinteren Bereich des Geländes. In den Jahren 1906/07 (auch inschriftlich datiert) wurde das Hauptgebäude durch eine große Kellereihalle mit Laderampe und einem seitlich daran anschließenden zweigeschossigen Verwaltungsgebäude ergänzt.



Die Bauten

Das zur Hauptstraße gelegene Sud- und Maschinenhaus ist ein 3-geschoßiger Bau mit einer Verblendziegelfassade, die vorderseitig aus gelben Ziegelsteinen und an den beiden Seiten aus grauen "Schlackensteinen" besteht. An der Vorderseite sind die beiden äußeren Fensterachsen etwas abgesetzt und besitzen stark ausgeprägte Stufengiebel als oberen Abschluss. Mittig in den Giebeln sind jeweils die Wappen von Kalk und Deutz angeordnet, der Schriftzug "Zechenbrauerei" mit den Symbolen Hammer und Schlägel sitzt als oberer Abschluss über den drei Stichbogenfenstern der mittleren Achse. Vorderseitig besteht der Sockel aus dunklem Naturstein, während er an den Seiten aus rotem Backstein errichtet wurde. Hier sei erwähnt, dass der Rat der Stadt Kalk schon früh (nachweislich 1897, korrigierter Bauantrag der Fa. C.F.K.) eine vorgeschriebene architektonische Fassadendurchbildung mit detaillierten Materialangaben für Fassaden und Toranlagen vorschrieb, insbesondere für Gebäude direkt an der Hauptstraße bzw. von der Hauptstraße gut einsehbare Gebäude und dies mit: "der Rücksicht auf die Lage derselben in der Hauptstraße und so genannten Entree' der Stadt Kalk" begründete.


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Außenansicht von der Kalker Hauptstraße
Im Erdgeschoß wurden 1958 die beiden mittleren Rundbogenfenster durch ein großes Schaufenster ersetzt (wahrscheinlich wurde im Rahmen dieser Maßnahme auch der Innenraum des Sudhauses neu gestaltet, Bauweise und Farbgestaltung lassen dies vermuten) sowie die äußeren Rundbogenfenster geschlossen. Die Ost- und Westfassade bestehen, wie bereits erwähnt, aus grauen Schlackensteinen mit gelb abgesetzten senkrechten und waagerechten Unterteilungen. An diesen Seiten ist auch der obere Abschluss der Fenster teilweise mit gelben Ziegelsteinen abgesetzt. Von den an der Ostfassade ursprünglich vorhandenen zwei Ziergiebeln ist nur noch einer in seiner alten Form vorhanden, dieser allerdings noch mit der alten Krananlage. Der vordere Giebel erhielt später einen turmartigen Aufbau, der zur Aufnahme der Hochbrauwasserreserve dient. Im seitlichen Anbau an die Ostfassade befand sich bis 1945 ein Kesselhaus, danach wurde dort die Brennereianlage eingebaut. An der Westfassade befindet sich an der Rückseite des Sudhauses das Kessel- und Maschinenhaus mit dem Schornstein.


Im hinteren Bereich des Geländes befindet sich das Kutscher- und Remisengebäude mit einer Kutscherwohnung, Ställen, Lager für Stroh und. Das Gebäude besteht aus rotem Backstein und ist durch leicht überhöhte Eckpfeiler, Stichbogenfenstern im EG (z. T. geschlossen) sowie Rundbogenfenstern im OG (ebenfalls z. T. geschlossen) gegliedert.


Die 1906 erbaute große Kellereihalle mit Laderampe ist mit einer frühen gebogenen Eisenbetondecke überdacht und hat eine Spannweite von 24 Meter. Der seitlich angefügte zweigeschossige Verwaltungsbau ist im Wechsel von gelben und grauen Ziegel über einem Putzsockel erstellt worden. Die Fassade hat im Kopfbereich abgerundete Ecken, ebenfalls leicht überhöhte Eckpfeiler und zeigt verschiedene Varianten von Segmentbögen (Fassadenteilung, Fenster, oberer Abschluss).


Die vordere Einfriedung besteht aus einem gelben Backsteinsockel mit quadratischen Pfeilern, die einen oberen Abschluss aus grauem Naturstein haben, und einem schmiedeeisernen Gitter mit zwei verzierten Toren. An der östlichen Seite befand sich früher eine ausgedehnte Gartenanlage; heute betreibt die Brauerei dort seit einigen Jahren einen Biergarten.



Nutzungen

Im Hauptgebäude befindet sich straßenseitig über zwei Geschosse das Sudhaus. Laut Aussage des derzeitigen Braumeisters gab es früher im obersten Geschoss eine Wohnung für die Besitzer. Im Erdgeschoss befinden sich im Anschluss an das Sudhaus die Maschinen- und Kesselräume mit der 1888/89 in Chemnitz gebauten Dampfmaschine. Diese betrieb unter anderem den noch angeschlossenen Ammoniakkompressor für die Kühlanlagen sowie einen Gleichstromgenerator. Auch heute befinden sich in diesem Raum drei Kältemaschinen und zwei Luftdruckkompressoren. Der im Nebenraum befindliche Dampfkessel wurde erneuert und wird heute mit der Dampfmaschine von einem Verein der Eisenbahnfreunde gewartet und alle drei Jahre in Gang gesetzt. An der noch sichtbaren Kappendecke befinden sich Verstärkungen für die ehemalige Krananlage. Über dem Maschinenhaus liegen die Aufenthalts-, Umkleide- und Waschräume für die Belegschaft, die über eine Stahltreppe erschlossen werden. Im Anschluss daran befindet sich der Siloraum mi zwei, ursprünglich aber mindestens drei Siloanlagen. Sämtliche Räumlichkeiten des vorderen Gebäudes werden auch heute noch, zumindest im Rahmen der technischen Möglichkeiten, so genutzt, wie die ursprüngliche Nutzung sie vorsah. Dies gilt ebenfalls für das Verwaltungsgebäude und die Kellereihalle. Lediglich das Kutscher- und Remisengebäude wird heute als Lager genutzt.



Denkmalschutz

Am 26. 07. 1983 wurden unter der Denkmallistennummer 1557 folgende Bereiche unter Schutz gestellt:


Die straßenseitige Einfriedung mit den beiden Toren, das vordere Gebäude mit Sudhaus, Maschinen- und Kesselhaus mit dem Schornstein und dem jetzigen Brennereigebäude, der Verwaltungsbau mit der seitlichen Kellereihalle und der Laderampe sowie das Kutscher- und Remisengebäude. Eine ursprünglich ebenfalls sich auf dem Gelände befindliche Schmiede stand auch unter Denkmalschutz, da sie dem noch älteren Zechengelände zugerechnet wurde. Nach Widerlegung dieser Annahme wurde das Gebäude (nach längerem Rechtsstreit) für eine Betriebserweiterung wohl der restlichen Unterschutzstellung geopfert.


Bei einer größeren Sanierungsmaßnahme in den Jahren 1989-91 wurden bei den beschriebenen Gebäuden vielfältige Maßnahmen durchgeführt.


Die gesamten Außenfassaden wurden gereinigt und hydrophobiert. Defekte Vormauerziegel wurden ausgetauscht, die Verfugung nach altem Vorbild wieder hergestellt. Die Natursteinfensterbänke aus Dolomitstein (straßenseitig) bzw. rotem Sandstein wurden ausgebessert, ebenso die Gurtgesimse.


Alle Fenster wurden ausgebaut, z. T. neu hergestellt und z. T. saniert. Im vorderen Gebäude sind auch die neuen Fenster aus Eisen entsprechend den alten Vorbildern wieder hergestellt worden mit ähnlich schmaler Profilierung und Einscheibenglas (auch im Aufenthaltsbereich der Mitarbeiter). Allerdings wurden bei den neuen Fenstern die Mittelstege der T- Profile nach innen angeordnet, im Gegensatz zu den vorhandenen Fenstern, bei denen sie nach außen weisen. Die Fenster des Brennereigebäudes sind mit wesentlich breiteren Profilen und Isolierglasscheiben lediglich dem Aussehen nach den vorhandenen nachempfunden worden. Beim Verwaltungsgebäude sind modern profilierte Fenster mit weißen Aluminiumprofilen eingesetzt worden; teilweise scheinen auch Fensteröffnungen zugemauert worden zu sein.


Das Dach wurde nach starken Zerstörungen im Krieg komplett erneuert. Die alte Dachkonstruktion besteht straßenseitig aus einem pyramidenförmigen Mansarddach und ist mit Tondachziegeln in Biberschwanzform eingedeckt. Teile des Daches sind in Kupfer eingedeckt, ebenfalls sind Regenrinnen und Fallrohre in Kupfer angefertigt.


Sämtliche Umbaumaßnahmen im Inneren sind so ausgeführt worden, dass der Brauereibetrieb mit heutiger Technik problemlos funktionieren kann. Dass dabei auch alte Substanz zerstört oder verändert wurde (Wand- und Deckendurchbrüche, Abmauerungen, abgehängte Decken, etc.) ist unvermeidlich. Dennoch ist insbesondere die Tatsache, dass fast alle Produktionsabläufe bzw. ihre Standorte auf dem Gelände erhalten wurden, als sehr positiv zu werten, und das geschlossene Erscheinungsbild der Brauerei ist zumindest in Köln einmalig. Der Umgang mit der Substanz während der letzten Sanierung wird aus Sicht des zuständigen Stadtkonservators als gelungen betrachtt. Der Anstrich des Brennereigebäudes und die Fenster des Verwaltungsgebäudes trüben dieses Bild ein wenig.


(Gekürzte und bearbeitete Fassung einer Semesterarbeit im Lehrgebiet Denkmalpflege RWTH Aachen vom SS 2001.)



Literatur

• Klein-Meynen, Dieter/ Meynen, Henriette/ Kierdorf, Alexander: Kölner Wirtschafts-Architektur. Von der Gründerzeit bis zum Wiederaufbau, Köln 1996
• Wieger, Hermann (Hg): Handbuch von Köln, Köln 1925
• Buetzlar, Heinrich: Geschichte von Kalk und Umgebung, Köln- Kalk 1910
• Landeskonservator Köln (HG): Denkmalverzeichniss 12.6 Stadtbezirke 7 und 8 ( Porz und Kalk ), Köln 1980
• Meynen, Henriette: Kalk und Humbold- Gremberg, Köln 1990