Crefelder Lagerhausgesellschaft Schou
Silostraße, Krefeld




Christoph Becker
Crefelder Lagerhausgesellschaft Schou

Vorgeschichte

Eduard Schou war im Uerdinger Schiffumschlaggeschäft Jacobi & Schmitz als kaufmännischer Angestellter tätig und machte sich am 6.1.1908 mit einem angemieteten Lagerhaus selbständig. Nach der Übernahme von Jacobi & Schmitz firmierte die Firma ab dem 1.5.1908 als Eduard Schou & Co., nun im Rheinhafen ansässig und wurde 1930 als Krefelder Spedition weitergeführt.

Mit seinem Bruder Alex Schou gründete Eduard Schou im Jahre 1911 eine Getreide-Spedition und Lagerung, die Crefelder Lagerhaus-Gesellschaft Schou & Co. Man befasste sich mit dem Umschlag, der Bearbeitung und Trocknung von Getreide und außerdem auch mit dem Umschlag und der Lagerung von Stückgütern.

Mühlenindustrie

Anfang des 20. Jahrhunderts erlebte die Mühlenindustrie in Deutschland einen großen Aufschwung. Das Deutsche Reich hatte Handelsverträge mit etlichen Getreide exportierenden Ländern abgeschlossen. Das Getreide, insbesondere Weizen, kam mit Seedampfern in Rotterdam und Antwerpen an und wurde von dort weiter transportiert zu den Rheinhäfen, wo es gelagert und weiterverteilt wurde. So wurden Mühlenbetriebe sowie Getreidelagerhäuser und -silos zu bedeutenden und prägenden Bestandteilen aller Rheinhäfen.

Das Silogebäude

Dazu wurde im Rheinhafen ein Getreide- Lagerhaus mit 15.000t Kapazität aus Eisenbeton nach Entwürfen des renommierten Krefelder Architekten Hugo Koch errichtet. Koch, 1846 in Aachen geboren, studierte Architektur an der Technischen Hochschule in Aachen.1872 machte er sich selbständig.

Die Bauzeit betrug lediglich sechs Monate. Wahrscheinlich wurde der Bau von Wayss & Freytag ausgeführt, die zuvor bereits für die Beton- / Eisenbetonkonstruktion des städtischen Lagerhauses am Hafenkopf des Krefelder Hafens, sowie für die Lokremiese mit freitragender Monierdecke der Hafenbahn verantwortlich gezeichnet hatte.

Die funktionale Gliederung des Getreidespeichers ist am Außenbau gut ablesbar: Im hoch aufragenden nördlichen Kopfbau mit dreiachsigem Risalit und Turmbekrönung befinden sich der Maschinenraum sowie das Treppenhaus mit dem Aufzug. Daran schließt der leicht auskragende Trakt mit den Schüttböden an, der durchfenstert bzw. mit Lüftungsklappen ausgestattet ist. Die Auskragung nimmt den um die Schüttböden außen entlang laufenden Gang auf. Charakteristisch für die Auskragung sind die seitlichen Abrundungen zu den anschließenden Gebäudeteilen. An die Schüttböden schließt südlich der Trakt mit den Silozellen an, der sich äußerlich durch geschlossene Wände mit einem Relief auszeichnet, das formal auf die Silozellen im Inneren hindeutet.

Silos aus Eisenbeton

Der Baustoff eröffnete regional, national und international zu dieser Zeit die neuen Möglichkeiten, auf begrenztem Raum ein hoch aufragendes sehr tragfähiges Gebäude zu errichten. Silowände wurden bisher in der Regel aus Holz, Eisen, Ziegelmauerwerk hergestellt. Seit dem Aufschwung der Eisenbetonbauweise um die Jahrhundertwende ergaben sich allerdings bedeutende Vorteile für die moderne Eisenbetonbauweise. Denn bei Getreideschächten wurde bisher ein sehr wesentlicher Teil durch die Konstruktion selbst in Anspruch genommen, erst bei den in Eisenbeton ausgeführten Bauten ergaben sich bedeutende Einsparungen jener Konstruktionen, es konnte annähernd das doppelte Fassungsvermögen bei gleich umbautem Raum erzeugt werden.

Zudem hatte Eisenbeton entscheidende Vorzüge bei der Feuerbeständigkeit, den geringeren Unterhaltungskosten, der besserer Formbarkeit der Behälter. Durch die größere Widerstandsfähigkeit des Materials konnten bedeutend dünnere Wände errichtet werden, die wiederum eine bessere Raumausnutzung ermöglichten. Bei Getreidesilos in Eisenbetonkonstruktionen ist zudem der bessere Schutz vor Feuchtigkeit und Ungeziefer gegeben.

ls rationelle Lagermöglichkeit von Schüttgut waren Silos in Amerika schon längere Zeit in Dienst, in Deutschland waren bisher Stückgutlagerhäuser für die Getreideeinlagerung verwendet worden, Silos setzten sich erst nach 1900 durch. In den 1920er Jahren wurden Silos zudem zu einer eigenen Baugattung mit einer eher kubischen und ornamentfreien Ästhetik.

Einordnung

Der Getreidespeicher Schou ist als eines der repräsentativen frühen Beispiele der in Eisenbeton ausgeführten Speicher. Es handelt es sich um einen relativ frühen monolithischen Eisenbetonbau in Deutschland. Der Bau ist mit seiner Konstruktion ein anschaulicher Beleg da für, wie attraktiv und erfolgreich monolithische Eisenbeton-Konstruktionen in der Folgezeit noch sein würden.

Christoph Becker, Verein zum Erhalt des historischen Klärwerks in Krefeld Uerdingen

Literatur:

von Emperger, Friedrich Ignaz, Landwirtschaftliche Bauten (=Handbuch für Eisenbetonbau, Band 12), 1913

Doffine, Ernst, Entwicklung Linns seit der Eingemeindung 1899, Heimat Krefeld, Verein für Heimatkunde e.V. Krefeld, Nr. 41, 1970

Kronsbein, Stefan: 100 Jahre Rheinhafen Krefeld, Krefeld, 2006