Farbenlager und Bayer-Kreuz
Leverkusen, Kaiser-Wilhelm-Allee 1


Walter Buschmann
Bayerwerk Leverkusen | Farbenlager und Bayer-Kreuz





Kurztext

Das Farbenlager B9 war der erste Großbau im Bayerwerk Leverkusen nach dem Krieg(1950-52). Auf dem Dach wurde 1958 das Bayer-Kreuz montiert. Schon vor dem Krieg hatte es eine solche Leuchtreklame seit 1933 gegeben. Das Bayer-Kreuz leuchtet weit in die Region hinein. Es ist das erste, was der Autofahrer aus Osten kommend auf der A4 von der Rheinebene sieht.


Farbenlager B9 und Bayer-Kreuz

Lagerhaltung war seit der Werksgründung eine zwingende Notwendigkeit. Lagerbauten verteilten sich über das ganze Werksgelände mit Holz als bevorzugtem Baumaterial. Neben den Rohstofflagern am Werksbahnhof und am Rheinkai waren die Lager für Fertigprodukte und hier speziell für die Farben besonders bedeutend: hier spiegelte sich das Weltgeschäft des Unternehmens in immer steigenden Farbstoffmengen und Versandzahlen nach allen Teilen der Erde. Vor dem Krieg war des Farbenlager im H-Block untergebracht (H 1/2, H 4/5, H 8). Es war ein Hallenkomplex aus drei parallel stehenden Hallen. Als Ersatz für diese im Krieg weitgehend zerstörten Hallen entstand 1950-52 das Farbenlager B 9 als Geschoßbau. Das Gebäude war über einen Verbindungstunnel mit der Farbstoffmühle verbunden. 1955 wurde als zweiter Bauabschnitt der zur Friedrich-Ebert-Str. gelegene Westflügel erbaut und 1958 wurde der Ostflügel auf die gleiche Höhe mit dem Westflügel gebracht. Zwischen beiden Flügeln erhebt sich seither das Bayerkreuz als Großlichtreklame

Der Stahlbetonbau des Farbenlagers entwickelt sich über U-förmigem Grundriß. Die drei achtgeschossigen Flügel formen einen Innenhof, der durch eine eingeschossige Halle überbaut ist. Wesentliche Elemente der Baumassengliederung sind die an jeder Gebäudeecke vor die Flucht der Fassaden vorspringenden und die Flügel noch überragenden Erschließungstürme. Die beiden ersterbauten Flügel sind auch in der Fassadenausbildung reine Stahlbetonbauten mit horizontal lagernden Fenstern in den mit einem hellen Schutzanstrich versehenen Sichtbetonflächen. Im zweiten Bauabschnitt wurden bei dem östlichen, zur Straße orientierten Flügel Treppentürme und Brüstungen mit Verblendziegeln verkleidet.

Die Innenkonstruktion der drei Flügelbauten besteht aus Stahlbetonstützen, die in einem Raster von 6x6 Meter aufgestellt sind. Die dreischiffige Halle im Innenhof wird von Stahlbetonbindern mit einer Spannweite von 17,0 Metern im Mittelschiff und zwei mal 6,75 Meter in den Seitenschiffen überspannt.

In den Fensteröffnungen sind überwiegend kleinteilige Metallsprossenfenster eingesetzt. Vor dem Erdgeschoß sind überdachte Rampen angeordnet, wobei die Rampenüberdachungen ebenfalls in Beton konstruiert sind.

Die wichtigsten Funktionsteile im Inneren des Gebäudes sind sechs Lastenaufzüge mit je 3t Tragkraft. Die Farbbehälter wurden mit Elektrokarren, den sog. Eidechsen transportiert, wobei die Lastenaufzüge so dimensioniert waren, dass sie die beladenen Elektrokarren aufnehmen konnten. Die Farbe kam zumeist in Fässern mit einem Transportband durch den zur Farbstoffmühle reichenden Tunnel. Für die 450 Arbeiter in dem Gebäude gab es einen Paternoster.

chemie_bayerwerk_leverkusen_farbenlager_b9_bayer-kreuz
Farbenlager mit Bayer-Kreuz. Quelle: Fotostelle Leverkusen, 1998
Als das Gebäude im ersten Bauabschnitt 1951 fertiggestellt worden war, wurde es in allen örtlichen Zeitungen mit Superlativen vorgestellt: Die Kölnische Rundschau sprach vom größten Gebäude Leverkusens, die Rheinische Zeitung stufte es als größtes Farbenlager der Bundesrepublik ein und der Kölner Stadt-Anzeiger hielt es für das größte und modernste Fabrikgebäude Deutschlands und wahrscheinlich für eines der größten Fabrikgebäude überhaupt. (alle vom 9. 11. 1951) Dieser Enthusiasmus resultierte sicher auch daraus, dass nun die unmittelbare Nachkriegszeit überwunden galt und mit diesem Großbau nunmehr auch ein Zeichen gesetzt wurde für die erwartete große Zukunft. Bezeichnenderweise sah man diese Zukunft erneut im Farbengeschäft, jener Sparte, die zur Gründung des Unternehmens knapp 90 Jahre zuvor geführt hatte. Nach Vollendung hatte man 1958 mit einer Gesamtlagerfläche von 11620 qm einen interessanten Beitrag zur Entwicklung der Lager- und Speicherbauten geschaffen.


Das Bayer-Kreuz

Von historischen Interesse ist auch das als Großlichtreklame 1958 zwischen zwei Pfosten gespannte Bayer-Kreuz. Es hatte hierzu eine Vorläuferanlage gegeben, die 1933 als größte freitragende Lichtreklame der Welt zwischen die Schornsteine des Kraftwerks gespannt worden war. Carl Duisberg erläuterte den Sinn der Anlage: " Wie das Kreuz des Südens dem Seefahrer richtungsgebend und Hoffnung spendend leuchtet, so soll dieses Kreuz des Westens im Herzen des deutschen Industriezentrums dem deutschen Kaufmann, dem deutschen Unternehmer und dem deutschen Arbeiter aufleuchten als Zeichen unseres Mutes und unserer Zuversicht. Dem Auslande möge es ein Zeichen sein für die Sorgfalt und Qualität deutscher Arbeit." Nach Übernahme des Bayer-Kreuzes als Pharmazeichen wurde es weltweit verbreitet und wo immer möglich auch als Lichtzeichen angebracht. Das Großkreuz im Leverkusener Werk wurde wegen der Verdunklungsvorschriften am 31. 8. 1938 abgeschaltet und nach 1945 demontiert. Das am 2. 9. 1958 erstmals aufleuchtende Nachbau war mit einem Durchmesser von 51 Metern etwas kleiner als der Vorgänger, hatte 1680 Glühbirnen und wog 300t.

Das Farbenlager ist ein in Größe, Konstruktion und Architektur beeindruckendes Beispiel eines Speicher- und Lagergebäudes. Es verdeutlicht die großen Anforderungen an die Lagerhaltung in der chemischen Industrie. Das Bauwerk verdeutlicht die Aufbauleistung im Werk Leverkusen nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Bayer-Kreuz hat für das Werk und für die Stadt Leverkusen Wahrzeichencharakter.


Literatur

sh. Bayerwerk Leverkusen