Fa. Robert Herder
Solingen, Ellerstr. 16

Jochem Putsch
Die Firma Robert Herder in Solingen


Mit der 1905 eingeführten Marke „Windmühle“ konnte die 1872 gegründete Stahlwarenfabrik auf den Benelux-Märkten einen breiten Kundenstamm aufbauen. 1898 hatte der Firmengründer Robert Herder ein Patent für ein Verfahren erlangt, nach dem Klingen aus Bandstählen gestanzt wurden, die bereits gehärtet, geschliffen und poliert waren. Während die Firma Herder nach dieser Methode überwiegend so genannte „Boschermesser“ (Macheten) für Holländisch-Indien herstellte, machte sich die Firma Gillette das Verfahren für die Rasierklingenproduktion zu nutze.

Demgegenüber konzentrierte man sich bei Herder auf die Messerproduktion. Es sollten hochwertige Haushaltsmesser zu einem vernünftigen Preis angeboten werden. Die Prinzipien der Herstellung sind im wesentlichen bis heute gleich geblieben. Die Herder-Messer weisen traditionell einen sehr dünnen Schliff auf, der sich durch besondere Schärfe und Schnitthaltigkeit auszeichnet, allerdings besondere Anforderungen an die Handwerkskunst der Schleifer stellt. Es werden überwiegend Messer mit nicht-rostfreiem Kohlenstoffstahlklingen hergestellt, die zum Teil noch heute in Handarbeit blau gepliestet werden. Es handelt sich um eine aufwendige Solinger Schleiftechnik, die das Material sehr stark verdichtet und damit gegen Rost schützt. Das Sortiment reicht vom einfachen Küchenmesser den sogenannten „Zöppken“ über Tischmesser bis zum Brotmesser. Die überwiegend aus heimischem Buchen- oder Kirschbaumholz gefertigten Messergriffe werden nicht mit Lacken oder Beizen, sondern allein mit Öl bearbeitet und veredelt. Bis heute hat sich bei Herder trotz vieler technischer Neuerungen ein hoher Anteil handwerklicher Arbeit erhalten. Das Unternehmen unternimmt besondere Anstrengungen, die klassischen Qualifikationen zu erhalten.

Auf Massenproduktion und die Preiskonkurrenz mit Billigimporten möchte sich das Unternehmen nicht einlassen. Konsequent werden die traditionelle Qualitätsproduktion und ein zeitloses Design gepflegt. Viele der heute produzierten Modelle entstanden bereits vor mehr als 100 Jahren. Auch neue Modelle orientieren sich primär an dem großen Fundus funktionaler klassischer Produkte. Zu dieser Philosophie passt auch die Übernahme der Marke Eichenlaub im Jahre 1998. Sie gilt geradezu als Symbol für erstklassige geschmiedete Backenbestecke. Daneben betätigt sich die Firma Herder als Importeur hochwertiger, handgemachter japanischer Küchen- und Kochmesser. Der hohe Anspruch der japanischen Schneidwarenhersteller gilt der Fa. Robert Herder als Vorbild.