Im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs ging das qualitätvolle Empfangsgebäude in Neobarockformen (Arch. C. Sommer) und auch die Gestalt des darauf bezogenen Republikplatzes verloren. Auch der Güterbahnhof wurde stark beschädigt und nur teilweise und zudem in reduzierten und veränderten Formen wieder aufgebaut. Das Empfangsgebäude entstand 1951 als Neubau.
Weitgehend erhalten blieb das Bahnbetriebswerk West, das in den 1950er Jahren eine neue Wagenhalle, sowie Vorsteher- und Wirtschaftsgebäude erhielt. Der 16-ständige Lokschuppen wurde durch Sturm 1988 so stark geschädigt, dass er teilweise abgebrochen werden mußte. Erhalten blieb damit ein Bahnbetriebswerk in seinen wesentlichen Funktionsteilen, geprägt durch die Grenzlage des Standortes und veranlasst durch die großzügige Neuordnung der Aachener Eisenbahnanlage zwischen 1906 und 1910.
Im Zentrum der Anlage stehen
Die Halle wird überspannt von genieteten Stahlbindern mit streben- und Ständerfachwerk. Die Binder sind in der nördlichen Außenwand auf Wandvorlagen und im Süden auf genieteten Stahlstützen zwischen den Toren aufgelagert. In der Halle befinden sich sechs in Ziegeln gemauerte Reparatur- und Montagegruben.
Dem Ringlokschuppen vorgelagert ist die
Die Betriebswerkstätten mit Magazin (1908-10) sind in einem eingeschossigen Backsteintrakt auf T-förmigem Grundriss untergebracht. Direkt an den Lokschuppen schließt sich die Dreherei an mit segmentbogigen Öffnungen und kleinsprossigen Metallfenstern. Das Satteldach wird von Holzbindern getragen, die zusätzlich durch zwei Holzständer unterstützt werden. In der Dreherei ist eine Meisterbude erhalten. Rechtwinklig an die Dreherei ist der längere Schenkel der T-förmigen Anlage angefügt mit Schlosserei, Schreinerei und Magazin. Dieser schmale, lang gestreckte Backsteinbau ist mit Pultdach gedeckt und hat ebenfalls segmentbogige Öffnungen mit kleinsprossigen Metallfenster, in die teilweise Türen eingefügt sind. Der zur Torseite des Lokschuppens und zur Drehscheibe orientierte Magazintrakt ist durch einen außermittig gelagerten, querorientierten dreiachsigen Gebäudekörper mit flachgeneigtem Satteldach gegliedert. Der Backsteinbau ist nachträglich weiß gestrichen, hat nach Osten und Norden eine Rampe und trägt im Dreiecksgiebel der Westseite eine Inschrift: "Bw Aachen. Est. Aachen-West". In dieser Fassade sind die Fenster teilweise mit Mauerwerk zugesetzt.
Südlich dem Lokschuppen vorgelagert ist die
Das Bahnbetriebswerk wurde über die beiden Stellwerke R 2 und R 3 gesteuert. Am Stellwerk R 3 befindet sich ein Unterkunfts- und Aufenthaltsgebäude für Zugpersonal.
Das Betriebswerk Aachen-West war Teil einer großzügigen Neuordnungsmaßnahme des Schienenverkehrs in Aachen, aus der u. a. auch der heutige Hauptbahnhof hervorgegangen ist und die insgesamt das Aachener Stadtbild nachhaltig geprägt hat. Der Westbahnhof, der Güterbahnhof mit Zollabfertigung und das Bahnbetriebswerk waren von großer Bedeutung für die Entwicklung der Stadt im Nordwesten und die Bauten hatten das Stadtbild in diesem Teil des Stadtgebiets erheblich verbessert. Auch wenn diese Aussage maßgeblich dem neuen Westbahnhof zuzuordnen ist, muss doch der Gesamtanlage erhebliche stadt- und stadtbaugeschichtliche Bedeutung zugeordnet werden. Da diese Bedeutung am Empfangsgebäude und dem Güterbahnhof in der Substanz nicht mehr abzulesen ist, kommt diese Dokumentationsaufgabe nun dem Betriebswerk Aachen-West zu.
Seit den Anfängen spielte im Eisenbahnwesen die regelmäßige Wartung des rollenden Materials eine große Rolle. Die Betriebswerke dienten zur täglichen Pflege der Fahrzeuge und zu ihrer Versorgung mit Wasser und Kohle. Das Betriebswerk Aachen-West ist im funktionalen Bestand relativ weitgehend erhalten. Es ist insofern von überörtlicher Bedeutung als hier die schweren Schlepptenderdampflokomotiven für den grenzüberschreitenden Verkehr gewartet und versorgt wurden.
Guido Hartmann: Region Aachen setzt auf Forschung und Hightech, in: Welt Online vom 16. 11. 2008
Die baulichen Anlagen des Bahnbetriebswerkes Aachen West