Die bis 1997 an der Liebigstraße produzierende Firma Heinrich Paulus hatte sich um zu einem erfolgreichen Unternehmen auf dem Gebiet des Brücken- und Dampfkesselbaus entwickelt. Als besondere Spezialität wurden Keil- und Schraubenklemmen für den Eisenbahnbedarf zur Fixierung von Schienen auf den Schwellen. Das neue Werk wurde 1913/14 nach Plänen des Aachener Architekten Franz de Lamotte errichtet.
Die dreischiffige Stahlfachwerkhalle mit hohem Mittelschiff und Belichtungsraupe über dem First wird in den Fassaden geprägt durch die annähernd quadratischen Gefache und Fensteröffnungen. Die kleinsprossigen Metallfenster sind zusammengefasst zu vierbahnigen Fensterbändern. Die einsteinstarke Ausfachung in den Gefachen ist steinsichtig. In den Fassaden dominieren als gliedernde Elemente die tragenden Ständer aus zusammengesetzten Profilen und die dünneren Riegel und Ständer der Wandkonstruktion. Belichtet wird die Halle zusätzlich über den Obergaden und die in den satteldachförmigen Dachflächen vollständig verglaste Belichtungsraupe über den First. Der Zugang zur Halle erfolgt über ein großes Tor in der südlichen Traufseite. Daneben befindet sich ein eingeschossiger Anbau mit Pultdach.
Die Innenkonstruktion besteht aus einer Doppelreihe kräftig ausgebildeter Stahlstützen. Auf diesen Stützen ruht die Kranbahn für das Mittelschiff und über kurzen Stummelstützen auch die Dachkonstruktion. Die Dachbinder mit Strebenfachwerk folgen zumindest in der Anordnung der Streben dem Bild der Polonceauträger. Das Dach besteht aus Holzsparren, Holzdielen und Dachpappe. Als Ausstattung ist in der Konstruktionshalle nur ein Doppelbrückenkran in Fachwerkbauweise mit untergehängter Führerkanzel im Mittelschiff erhalten.
Rechtwinklig zur Konstruktionshalle entstand die in ihrer Namensgebung auf das Spezialprodukt des Unternehmens hinweisende Klemmenhalle als 10-schiffiger Shedbau. Die Traufwände sind analog zur Konstruktionshalle in Stahlfachwerk mit annähernd quadratischen Fenstern und Gefachen ausgeführt. Auch hier sind die Metallsprossenfenster zu horizontalen Bändern zusammengefasst. Zum Hof ist der Halle ein Anbau mit Pultdach vorgelagert(Lager). Die westlich der Halle angegliederte Gleisüberdachung von 1918 ist nicht erhalten. Besonders architektonisch ausgeformt wurde die Straßenseite als Putzfassade mit Pilastern und zwei Scheingiebeln in neoklassizistischer Art. Die Konstruktion der Halle besteht aus einer Reihe Mittelstützen zur Auflagerung der Dachkonstruktion. Die Sheds sind in den Dachflächen nach Norden vollständig verglast mit durchlaufenden Stahlfachwerkträgern in der Glasebene. Zur Konstruktionshalle ist die Klemmenhalle ohne Trennwand, so dass hier ein durchgängiges Raumkontinuum entsteht. An der anderen Schmalseite liegen verteilt auf zwei Geschosse Sozialräume und zugänglich über eine Stahltreppe Büros mit einer zur Halle gelegenen Glaswand mit kleinsprossiger Verglasung.
Direkt an das Verwaltungsgebäude schließt sich der Werkseingang mit verputzten und ursprünglich mit Kugeln geschmückten Mauerwerkspfeilern an. Die Einfahrt wurde ehemals überspannt von einer Blechtafel mit der Aufschrift "Paulus". Die Werksmauer ist ebenfalls verputzt und wird gegliedert durch Wandvorlagen.
Im Prozess der Industrialisierung und vor allem auch der Verkehrserschließung des Landes hat das Material Eisen und Stahl als Baustoff eine große Rolle gespielt. Die herausragenden Firmen für die Erstellung von Eisenkonstruktionen waren die Gutehoffnungshütte in Oberhausen, die Brückenbauanstalt Harkort in Duisburg und das MAN-Werk Gustavsburg bei Mainz. Bedingt durch Kriegszerstörungen und Modernisierungen nach dem Krieg sind von diesen Werken denkmalwerte Anlagen nicht erhalten geblieben. Das Werk der Fa. Paulus ist im baulichen Bestand dagegen fast komplett und mit nur wenig Veränderungen im Erscheinungsbild überliefert und muss daher als herausragender Repräsentant dieser Industriebranche eingestuft werden.
Es ist geradezu selbstverständlich, dass ein Unternehmen für Eisenkonstruktionen die eigene Produktionsstätte auch zur Selbstdarstellung der ihr innewohnenden Schaffenskraft verwendet. Fabrikarchitektur hatte immer auch werbenden Charakter, wie die zahlreichen Werksansichten auf den Briefköpfen der Industrieunternehmen im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert zeigen. Mit der Stahlfachwerkbauweise wählte die Fa. Paulus eine Bauart, die erst 1870 mit dem Bau der Schokoladenfabrik Menier in Noisiel-sur-Marne bei Paris in die Architektur und besonders in die Fabrikarchitektur eingeführt worden war. Nach anfänglicher Zurückhaltung der Bauherrn und Architekten erlebte die Stahlfachwerkarchitektur zur Jahrhundertwende eine Blütephase. Die Vorteile dieser Bauweise waren: preiswerte und schnelle Ausführung, hohe Flexibilität bei Anbauten, Durchbrüchen und sonstigen Veränderungen und Elastizität der Konstruktion mit optimaler Reaktion auf Erschütterungen, Bodensenkungen etc. Die Überlegenheit des Stahlfachwerks gegenüber der Massivbauweise führte dazu, dass ganze Werksbilder innerhalb der Fabrikmauern durch diese Architektur geprägt waren, während man freilich für die Außenpräsentation der Firmen nach wie vor die Monumentalarchitektur des Historismus oder seit 1900 auch die Formen der Übergangsstile bevorzugte. Stahlfachwerkbauten wurden auch Gegenstand baukünstlerischer Gestaltung, wie die Maschinenhalle der Zeche Zollern II in Dortmund von Bruno Möhring, die Haltestellen der Wuppertaler Schwebebahn oder die Pariser Metrostationen zeigen. In den 1920er Jahren machten die Industriearchitekten Martin Kremmer und Fritz Schupp das Stahlfachwerk zu einem Markenzeichen moderner Architektur im Ruhrgebiet und Mies van der Rohe verwendet diese Formensprache für die Bauten des Illinois Institute of Technologie in Chicago nach dem Zweiten Weltkrieg. Im Bereich der Fabrikarchitektur sind nicht mehr viele Zeugnisse dieser Bauweise erhalten geblieben. Die überlieferten Objekte verweisen auf die Ursprünge dieser Architektur und ermöglichen die Einordnung der genannten Spitzenprodukte dieses Genre in eine allgemeine Architekturentwicklung mit breiter Basis in der Zeit um 1900.
Ebenfalls architekturgeschichtlich bedeutend ist die für die Firma Heinrich Paulus gewählte Gestaltung von Verwaltungsgebäude und anschließendem Schaugiebel. Besonders durch die Arbeiten von Peter Behrens war ein stark auf seine Grundelemente reduzierter "Rohbauklassizismus" als Übergangsstil zwischen Historismus und Klassischer Moderne weit verbreitet. Typisch sind die auf schlichte Putzstreifen vereinfachten Kapitelle der Pilaster. Mit seinen beiden Blendgiebeln weist die Schaufassade vor der Klemmenhalle auf das bereits erwähnte Grundmuster der Fabrikarchitektur im 19. und frühen 20. Jahrhundert hin: die als Zweckbauten errichteten Produktionsstätten wurden an der Nahtstelle zum öffentlichen Raum regelrecht kaschiert durch Formen der Monumentalarchitektur. Insofern muss auch die an das Werkstor anschließende Fabrikmauer zum Denkmal dazugerechnet werden.
Schließlich ist die Fabrikanlage der Fa. Paulus Teil der Aachener Industriegeschichte, und verdeutlicht den Prozess der Randwanderung eines Teils der Industrie. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang die trotz abseitiger Lager verwirklichte aufwendige Architektur für die Schauseite des Werks. Hier wird einmal mehr der werbende Charakter von Industriearchitektur deutlich, ihre Rolle zur Selbstdarstellung des Unternehmens gegenüber Kunden und nicht zuletzt auch gegenüber den eigenen Beschäftigten.