Anna II | Kaue & Verwaltungsgebäude
Alsdorf
Walter Buschmann
Kaue & Verwaltungsgebäude


Im Zentrum und historischen Kern der mehrteiligen Gebäudeanlage, die sich über die Herzogenrather Straße hinweg erstreckt, befindet sich die Kaue von 1906, die sich mit ihrer ursprünglichen Fassadenausbildung nur noch zu den Gleisanlagen präsentiert. Es handelt sich um einen höheren zweigeschossigen Gebäudekörper mit neun Fensterachsen und einen niedrigeren, ebenfalls zweigeschossigen Teil mit sechs Achsen. Der Fassadenaufbau beider Gebäudeteile ist annähernd gleich und ähnelt der Formensprache des Fördermaschinenhauses mit rundbogigen Fenstern, stützpfeilerartigen Wand vorlagen und dem Wechsel von roten Ziegelsteinen für die gliedernden Elemente und hellen Hochofenschlackesteinen für die Wandflächen. Die Rundbogenfenster wurden in den 1950er Jahren teilweise zugemauert und auf Rechteckformate verkürzt.

Die schlank-hochrechteckigen Fenster im Obergeschoß des höheren Gebäudetraktes zeigen die hier noch immer untergebrachte Hakenkaue an, die über Stufen mit den Duschräumen im Obergeschoß des niedrigeren Gebäudetraktes verbunden ist. In den Untergeschossen befinden sich ebenfalls Kauen, die hier allerdings erst später eingerichtet wurden. Hier sind die wohl noch von 1906 stammenden gusseisernen Säulen der Sitzbänke aus der oberen Kaue wieder verwendet worden.

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Lageplan mit Umnutzungsplanung für das Alsdorfer Bergbaumuseum
Zwischen Schachthalle und Kauengebäude wurde 1930/31 ein zweigeschossiger Backsteinbau eingefügt, in dem im Obergeschoß die Lampenstube und im Erdgeschoß Büros untergebracht sind. Der Gebäudekörper lehnt sich winkelförmig an die Kaue an. In dem kürzeren Schenkel ist der Westfassade der Kaue ein opulentes Treppenhaus vorgelagert, das zur Haupterschließung von Kaue und Lampenstube dient. Lampenstube und Kaue sind über ein Brückenbauwerk mit der Schachthalle verbunden.

Zeitgleich mit der Lampenstube wurde auf der gegenüberliegenden Straßenseite 1930/31 das neue Verwaltungsgebäude als dreigeschossiger Backsteinbau mit Flachdach errichtet. Es handelte sich ursprünglich um ein Gebäude von anspruchsvoller Architektur - in der Qualität vergleichbar etwa den Bauten, die die Architekten Erberich und Scheeben für Zeche und Kokerei bauten. Das Sockelgeschoß war und ist mit kräftigen Gesimsstreifen aus Naturstein betont. Die darüber in zwei Reihen angeordneten Rechteckfenster (unten 13, oben 12 Achsen) waren ursprünglich in den oberen Sprossenfeldern durch Kreuzsprossen geschmückt. Mittig der Fassade vorgelagert waren zwei einläufige Treppen, die von links und rechts kommend ein Podest vor zwei großen zweiflügeligen Türen erschlossen. Die Grundrissgliederung des Verwaltungsgebäudes ist weitgehend erhalten mit Büros zur Straßenseite und einer nach hinten sich erstreckenden Lohnhalle. Die Straßenfassade wurde jedoch bei den Erweiterungsmaßnahmen 1956/57 durch Abbruch der Treppenanlage, Ergänzung der Natursteingesimse, Egalisierung der Fensterachsen verändert.

Die Erweiterung des Kauengebäudes erfolgte 1956/57, nachdem mit der Fertigstellung des Franzschachtes und dem Bau der Koksofenbatterien 5 bis 8 die Produktivität von Zeche und Kokerei erheblich gestiegen war. Nach Plänen des Düsseldorfer Architekten Görgen entstand ein Baukörper in Stahlbetonskelettbauweise mit Ziegelausfachungen, der das Verwaltungsgebäude über die Straße hinweg mit der alten Kaue von 1906 verband. Über den Neubau erfolgte nun der zentrale Zugang zur Schachtanlage mit zwei einläufigen Treppen und großzügig verglaster Windfanganlage unter dem Brückenbauwerk. Im Erdgeschoß waren Markenkontrolle und Kantine untergebracht. Eine geräumige Treppe führte zum Brückenbauwerk, in dem die Weißkaue eingerichtet wurde. Ein Gang neben der Kaue, der sich fortsetzte in einer 1958 erbauten "provisorischen" Holzbrücke, erlaubte eine direkte Verbindung zwischen Verwaltungsgebäude und Lampenstube für die Betriebsaufsicht.