Die in Deutschland zunächst sehr stark mittelständischem Gedankengut verpflichtete Genossenschaftsidee mit einem noch 1870 starkem Übergewicht (87 1/2 %) der Kreditgenossenschaften (Volks- und Gewerbebanken, Vorschußvereine etc.) entwickelte sich im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts immer stärker zu einem Selbsthilfeinstitut der Arbeiter. Angestrebt wurde die Versorgung der Arbeiterhaushalte mit preiswerten Gütern und Dienstleistungen. Seit 1880 hatten die Arbeiter eine klare Mehrheit in der Berufsstatistik der Genossenschaften und ab 1900 überwogen erstmals die Konsum- gegenüber den Kreditgenossenschaften. Nach anfänglicher Ablehnung wurden die Genossenschaften ab 1910 auch von den Sozialdemokraten getragen und galten vielfach neben Partei und Gewerkschaften als dritte Säule der Arbeiterbewegung.
Schon in den 1870er und 1880er Jahren hatten sich viele Konsumgenossenschaften handwerkliche Betriebe, zumeist Bäckereien und Schlachtereien angegliedert. Mit der Zeit entwickelten sich aus den Handwerksbetrieben größere Fabriken und schließlich moderne Großbetriebe.
Durch Gründung der Großeinkaufsgesellschaft Deutscher Consumvereine (GEG) 1894 mit Sitz in Hamburg schufen sich die Konsumgenossenschaften eine neue Basis. Aus kleinen Anfängen heraus organisierte die GEG den zentralen Einkauf von Importwaren, zunächst Kaffee, Trockenfrüchte, Hülsenfrüchte, Reis, Schmalz, Zucker, Petroleum und englische Steinkohle, bald auch Butter. Angeregt durch eine Besichtigungsfahrt nach England 1899, wo die Genossenschaftsbewegung große Betriebe zur Eigenproduktion geschaffen hatte, strebte auch die GEG den Bau eigener Produktionsanlagen an. Teilweise durch Übernahme bereits existierender Produktionsgenossenschaften schuf und betrieb die GEG seit 1903 eigene Fabriken: Kaffeerösterei, Gewürzmühle, Tabak und Kautabak, Zündhölzer, Teigwaren, Kisten und Seife. Seit 1906 verkaufte die GEG ihre Eigenerzeugnisse unter dem GEG Zeichen, das als Schutzmarke eingetragen war. Bis 1914 hatte sich die GEG gewandelt von einer Großeinkaufsagentur zu einem selbständigen Import-, Großhandels- und Produktionsunternehmen. Schon frühzeitig bemühte sich die GEG um den Bau einer eigenen Seifenfabrik. Seife gehörte zu den Artikeln, für die starke Nachfrage bestand. Der Bedarf ließ sich offenbar nur schlecht durch die zersplitterte und unzureichend ausgestattete Seifenindustrie Deutschlands decken und man hatte auf der Englandfahrt von 1899 mit großem Interesse die schon 1874 in Durham gegründete Seifenfabrik der englischen Genossenschaften besichtigt. Erste eigene Projekte ab 1 903 in Thüringen und Sachsen-Anhalt scheiterten am Widerstand der Behörden und der ortsansässigen Bevölkerung. Die 1909-10 in Gröba bei Riesa (in der Nähe von Meißen) erbaute Seifenfabrik erwies sich als großer Erfolg. 1912 wurde der Beschluß zum Bau einer zweiten Seifenfabrik in Düsseldorf gefaßt, ein 18000 m2 großes Grundstück von der Stadt Düsseldorf gepachtet und die neue Anlage 1913-15 im wesentlichen fertiggestellt.
Durch eine kräftige Expansionspolitik in den 1920er Jahren wurden die Seifenfabriken in Gröba und Düsseldorf Teil eines umfangreichen genossenschaftlich geführten industriell-gewerblichen Komplexes zur Produktion von Nahrungsmitteln und Gebrauchsgütern. 6646 Beschäftigte waren in den GEG Betrieben 1931 tätig. Die beiden Seifenfabriken zählten zu den größten Produktionsanlagen der GEG.
Die Düsseldorfer Seifenfabrik der GEG Die Seifenfabrik der GEG entstand nach Plänen der Düsseldorfer Architekten Salzmann und Ganzlin auf einem langgestreckten Grundstück zwischen einem Hafenbecken des Düsseldorfer Hafens und der Hamburger Straße. Der Bauantrag für das Hauptgebäude und die benachbarte Verwaltung wurde 1913, für die Kraftzentrale 1914 gestellt. Das Hauptgebäude war noch vor Kriegsausbruch im Juli 1914 fertiggestellt. Die Produktion konnte jedoch erst 1915 aufgenommen werden. Das Werk wurde in den 1920er Jahren im Süden noch ergänzt durch ein Kistenlager mit Autogaragen und Wohnungen. Im Norden wurden Lager und Magazingebäude angefügt. Verwaltungsgebäude, Pförtner und der Verbindungstrakt zwischen Haupt- und Verwaltungsgebäude wurden 1952-59 durch Aufstockungen und Erweiterungen entstellend verändert. Da die Bauten der 1920er Jahre von geringerer Qualität sind, Kraftzentrale, Verwaltung, Pförtner und Verbindungsgang verändert wurden, beschränkt sich der Denkmalwert auf das Hauptgebäude.
Die Gliederung der Fassaden erfolgt durchgängig mit Wandvorlagen, die unter den Traufen durch mehrfach gestufte Gesimse miteinander verbunden sind. Die in ihrer Höhe geschoßweise abnehmenden Rechteckfenster sind in den beiden Untergeschossen überwiegend durch einen, im dritten Geschoß durch zwei Backsteinpfeiler vertikal in schlanke Formate unterteilt. Die engsprossigen Metallfenster in den Öffnungen sind weitgehend erhalten. In den Brüstungsfeldern sind die Ziegelsteine ornamental zu Fischgrät- oder Quadratmustern geordnet. Im Inneren besteht das Gebäude aus einer Stahlbetonkonstruktion mit doppelten und vierfachen Stützenreihen. Die Haupterschließung erfolgt über ein Steintreppenhaus im Wasserturm. Weitere Treppenhäuser sind den anderen drei Eckbauten zugeordnet. Zum Hafenbecken sind diese Treppenhäuser als erkerartige Anbauten, die von geschweiften Knickgiebeln bekrönt werden, ausgebildet. Ursprünglich waren die zum Hafenbecken und zur Hamburger Straße gelegenen Flügel nur zweigeschossig ausgebildet, so daß der turmartige Charakter der Eckbauten noch deutlicher in Erscheinung trat. Die egalisierenden Aufstockungen von 1949 halten sich in den Fassadengliederungen an das vom Ursprungsbau vorgegebene System. Erhaltenswerte Innenausstattung ist nicht erhalten.
• E. Hasselmann, Geschichte der deutschen Konsumgenossenschaften, Frankfurt a.M. 1971
• Klaus Novy u.a., Anders leben. Genossenschaftliche Selbsthilfe als politische Kultur. Ausstellungszeitschrift o.O., o. J. (um 1983)'