Grube Wohlfarth
Hellenthal, Aufbereitung II Nr. 1

Kurztext

Die „Grube Wohlfahrt“ in Hellenthal-Rescheid stellt ein typisches Beispiel für den Gangerzbergbau auf „Glasurerze“ in der nördlichen Eifel dar. „Glasurerze“ sind Bleierze einer besonderen Qualität, die insbesondere frei von silber-, zink- und arsenhaltigen Beimengungen sind.



Norbert Knauf
Grube Wohlfarth


Geschichte der Grube Wohlfahrt

Die Ersterwähnung des „bergwerck Reischeidt“ datiert auf das Jahr 1543 aber seine Ursprünge sind mit Sicherheit viel älter.

Montanarchäologische Untersuchungen zeigen, dass bereits kurz nach der Ersterwähnung, beim Bau eines über 1000 m langen Wasserlösungsstollens, für die damalige Zeit innovative Streckenvortriebstechniken angewendet wurden. Damit fand ein Übergang vom Eigenlöhner-Bergbau zu einem vom Grundherrn organisierten Bergbau statt. Es ist aber davon auszugehen, dass diese Entwicklung nur kurzfristig anhielt, denn für das 17. und 18. Jh. sind nur spärliche Belege über einen wenig bedeutenden Bergbau durch Ortsansässige bekannt.

Das ändert sich nach dem Einmarsch der französischen Revolutionstruppen und der Einführung des modernen französischen Bergrechts um das Jahr 1800. Bergwerkskonzessionen werden an solvente Unternehmerpersönlichkeiten oder an entsprechende Gesellschaften verliehen, die aus der „Grube Wohlfahrt“, die seit 1824 unter diesem Namen firmiert, ein mit neuester Technik ausgestattetes Unternehmen machen. In Folge gehörte die „Grube Wohlfahrt“ ab Mitte des19. Jh. zu den produktionsstarken Bergwerken der Nordeifel. Im Jahre 1849 wird auf „Wohlfahrt“ die erste Dampfmaschine eines Eifeler Bergwerks installiert.

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Schwalenbach um 1910, Grube Wohlfahrt. historisches Foto
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Konzession Grube Wohlfahrt verb. mit Schwalenbach. historische Karte
Ab 1877 übernimmt ein englisches Unternehmen den Grubenbetrieb, erweitert den Abbau um den Betriebspunkt „Schwalenbach“ und treibt die Elektrifizierung voran. Ab 1907 fährt auf „Wohlfahrt“ die erste elektrisch betriebene Grubenbahn der Eifel, zunächst mit im Betrieb selbst erzeugtem Strom. Im Jahre 1914 wird dann der Anschluss an das damals größte Wasser-Kraftwerk Europas in Heimbach / Eifel realisiert. Im Jahr 1918 erreichten die Schächte auf dem Betriebspunkt „Schwalenbach“ eine Teufe von mehr als 500m. Die „Grube Wohlfahrt“ ist so die mit Abstand tiefste Grube der Eifel. Im Jahre 1922 wird der Betrieb wegen Unrentabilität geschlossen.

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Tagesbauten um 1930. historisches Foto
In Zuge der Autarkiebestrebungen des „3. Reiches“ übernimmt 1936 der Kabelhersteller Felten & Guilleaume Carlswerk AG die Grube und lässt eine moderne Flotationsanlage zur Erzaufbereitung errichten. Im Jahre 1941 wird die Grube Wohlfahrt wegen Erschöpfung der Erzmittel endgültig stillgelegt.

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Stollen 5 von ca. 1850. Foto: 2011
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Stark vereinfachter Saigerriss der Grube Wohlfahrt
Der „Tiefe Stollen“ der „Grube Wohlfahrt“ ist noch weitgehend im Originalzustand erhalten. Seit 1993 ist er auf etwa 900 m als Besucherbergwerk im Rahmen von Führungen für die Öffentlichkeit zugänglich. Teile des ehemaligen Bergbauareals sind unter Einbeziehung der vorhandenen Pingenzüge als Bodendenkmal ausgewiesen.

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Einstiegsgebäude. Foto: Knauf, 2011
Auf dem ehemaligen Zechenplatz der „Grube Wohlfahrt“ sind das Büro- und Wohngebäude des Betriebsführers (19. Jh.), der Fachwerk Schuppen der ehemaligen Förderanlage (um 1930), sowie das ehemalige Direktoren-Wohnhaus (19. Jh.) erhalten. Im Bereich „Aufbereitung“ existiert noch das sog. „Steigerhaus“ (19. Jh.) und das stark veränderte Transformatorenhaus der Flotation von 1938 als Teil eines Wohngebäudes. Auch der Gasthof „Auf Wohlfahrt“ besteht im Kern aus einem ehemaligen Betriebsgebäude. Vom Betriebspunkt Schwalenbach ist nur noch das ehemalige kombinierte Verwaltungs- und Steigerhaus (Ende 19. Jh.) als Wohngebäude erhalten geblieben. Weiterhin wurde das Mundloch des alten Schwalenbacher Wasserlösungsstolles wiederhergestellt und der Stollen selbst bis zu einem Versturz nach ca. 30 m zugänglich gemacht. Im Kambachtal wurde das Mundloch des Süreberg-Stollens wiederhergestellt und der Stollen bis zu einem Versturz nach ca. 200m zugänglich gemacht. Am neu errichteten Huthaus (Einstiegsgebäude) des Besucherbergwerks befindet sich seit 1998 ein Fördergerüst aus dem Jahre 1964 nebst zugehöriger Fördermaschine, welche ursprünglich zur Tongrube Braun in Witterschlick bei Bonn gehörten. Diese Einzeldenkmale stehen bisher nicht unter Schutz.


Das „bergwerck Reischeidt“ in der frühen Neuzeit

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Pinge. Foto: 2011
In den Anfängen des Rescheider Bergbaus, die im Dunkeln liegen, wurden die Erze zunächst an den Stellen abgebaut, wo sie die Erdoberfläche erreichten. Dies geschah von oben her zur Tiefe hin. Etwa 8 bis 10 Meter Tiefe erreichten diese Schächte und Gruben. Zur Hinterlassenschaft der frühen Erz-gräber gehören Vertiefungen von den inzwischen meist eingestürzten Schächten und untertägigen Abbauräumen. Diese sind umgeben von Erdhügeln, die vom Aushub her stammen. Man bezeichnet solche Spuren an der Erdoberfläche als „Pingen“. Da die Erzgänge den Spalten im Gebirge folgen, die an der Erdoberfläche linear ausstreichen, sind auch diese Oberflächenformen linear angeordnet und werden deshalb in ihrer Gesamtheit als „Pingenzüge“ bezeichnet. Es waren so genannte „Eigenlöhner“, die den Bergbau auf dem Ausgehenden der Erzgänge betrieben und auf diese Weise die „Pingenzüge“ entstehen ließen. Diese „Eigenlöhner“ waren meist Ortsansässige, die den Bergbau auf eigene Kosten im Nebenerwerb betrieben. Gegen eine geringe Abgabe an den Landesherrn erhielten sie die Erlaubnis, in seiner Herrschaft Erze zu suchen und auszubeuten. Noch heute kann man süd-östlich der Landstraße 17 die Bereiche dieser „Pingenzüge“ wegen des mangelnden Bewuchses im Gelände gut ausmachen. Auf Betreiben des Heimatvereins Rescheid e.V. sind sie als Bodendenkmal geschützt und als Aufschlusspunkte des „Rescheider Bergbaupfades“ mit Informationstafeln versehen.

Absatz fanden die Rescheider Erze, wie auch die anderen Bleierze der Nordeifel, in den mittelalterlichen Töpferzentren im rheinischen und maasländischen Raum. Hier konnten sie fein gemahlen, ohne einen vorherigen Verhüttungsprozess durchlaufen zu haben, unmittelbar zur Erzeugung von Bleigla-suren eingesetzt werden. Dies ermöglichte die besondere Reinheit der Bleierze aus der Nordeifel, die frei von anderen farbbeeinflussenden Bestandteilen, eine hochwertige Glasur ergaben. Diese sog. „Glasurerze“ wurden über Köln gehandelt und firmierten daher unter der Bezeichnung „Kölnisch Blei“. (vergl. Knauf 2003).

Die steilstehenden, spaltenförmigen Erzgänge zwangen die Bergleute dazu, den Erzen in immer größeren Tiefen nachzugehen. Dadurch wurde aus Spalten und Klüften des Gesteins eindringendes Wasser zunehmend zu einem Problem. Um die Erzgruben auf Dauer trocken zu halten, baute man schon früh mit hohem Aufwand so genannte „Wasserlösungsstollen“. Deren Aufgabe war es, die Erz-vorkommen möglichst tief zu unterfahren und so als künstlicher Abfluss mit leichtem Gefälle die darüber liegenden Grubenbereiche zu entwässern. Sie dienten nicht der Erzförderung und waren dementsprechend gering dimensioniert.

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Pingen im Boertal, Relikte der „Lichtlöcher“. Foto: Knauf
Die ebenfalls als Bodendenkmal ausgewiesenen Pingen, welche das heute trockene Tal (Boertal) unterhalb der Landstraße 17 in seiner Erstreckung durchziehen, sind Relikte von sog. „Lichtlöchern“. Dies sind enge Schächte die auf einem solchen, ursprünglich spätmittelalterlichen Wasserlösungsstollens, dem sog. „Alten Tiefen Stollen“ enden.


Der „Alte Tiefen Stollen“ – ein Wasserlösungsstollen mit besonderer Bautechnik

Bei der Anlage des neueren „Tiefen Stollens“ im 19. Jahrhundert blieben die alten „Lichtlöcher“ erhalten und wurden teilweise in das Bewetterungssystem (Belüftungssystem) der neueren Anlage einbezogen. Da dieser Stollen aus dem 19. Jahrhundert jetzt auch zur Erzförderung dienen sollte, musste der ursprüngliche sehr geringe Stollenquerschnitt des alten Wasserlösungsstollens erweitert werden. Der größte Teil des „Alten Tiefen Stollens“ ist so im neueren Stollen aufgegangen und damit verloren. An einigen Stellen ist man bei diesen Arbeiten jedoch geringfügig vom ursprünglichen Verlauf des „Alten Tiefen Stollens“ abgewichen, so dass er dort noch in Teilen erhalten blieb.

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„Tiefer Stollen“. Anschnitt auf Niveau der heutigen Stollensohle. Foto: Knauf, 2011
Eine solche Stelle befindet sich nicht weit vom heutigen Besuchereinstieg entfernt. Hier wird der „Alte Tiefe Stollen“ auf dem Niveau der heutigen Stollensohle schräg angeschnitten. Der rechteckige Querschnitt beträgt hier nur etwa 60 cm x 90 cm und ist damit ein Beleg dafür, dass beim Stollenvortrieb nur eine Person an der Ortsbrust gearbeitet haben konnte. Der Stollen wurde in kniender Haltung von Hand mit „Schlägel und Eisen“ aufgefahren. Dieser „Alte Tiefe Stollen“ erstreckt sich vom Tal-Ausgang in Richtung des „Eisernen Thürganges“ unter einer Überdeckung von maximal 50 m. Seine Spuren lassen sich noch heute unter Tage auf einer Länge von etwa 1060 m verfolgen.

Wegen der damals wenig effektiven und überaus kostenintensiven Methoden der Wasserhebung, zum Beispiel durch Pumpensätze, war im ausgehenden Mittelalter das Anlegen eines Wasserlösungsstollens für einen dauerhaften und wirtschaftlichen Betrieb eines Bergwerks im Tiefbau unumgänglich. Wie auch der „Alte Tiefe Stollen“ in Rescheid, sind solche Stollen nicht selten mehrere hundert Meter lang und lieferten in der Regel kein Erz, da sie meist durch taubes Gestein führen. Sie erforderten deshalb eine hohe finanzielle Vorleistung bevor ein solches Bergwerk zu einer produktiven Förderung übergehen konnte. Neuere Untersuchungen haben ergeben, dass der „Alte Tiefe Stollen“ im „Rescheider Bleiberg“ zwischen 1549 und 1555 begonnen und vom Grafen Johann IX. von Reifferscheid finanziert wurde. Die Kosten dieses Großvorhabens können mit 5700 Gulden angesetzt werde, eine bedeutende Summe, wenn man bedenkt, dass die Mitgift der damaligen Gräfin 5000 Gulden betrug! Graf Johann IX. weilte in der fraglichen Zeit nicht in Reifferscheid, so dass als höchster Beamter des Grafen der jeweilige Amtmann die Leitung eines solchen Unternehmens übernehmen musste. Ob dieses Amt noch der Bergmeister Bastian von Stuckart bekleidete, der am 3. März 1543 ernannt wurde, muss offen bleiben, wäre aber durchaus möglich (vergl. Knauf 2009). Bei dieser Ernennung eines „Bergmeisters“, also eines Aufsichtsbeamten über den Bergbau, handelt es sich gleichzeitig um die erste - bisher bekannte - urkundliche Erwähnung des Bergbaus im „bergwerck Reischeidt“. (vergl. Hübinger 1991, S.24-25)

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Bauweise des „Tiefen Stollens“. Querschnitt
Der geringe Querschnitt des Stollens, bei dem nur ein Bergmann vor Ort arbeiten konnte, ließe eigentlich eine sehr lange Bauzeit erwarten. Aus den erhaltenen Relikten des „Alten Tiefen Stollens“ in Rescheid lässt sich jedoch ableiten, dass der „Alte Tiefe Stollen“ mit Hilfe der sog. „Lichtlochtechnik“ angelegt wurde, einer besonderen Bautechnik, deren Kennzeichen die in kurzer Distanz angelegten senkrechten Schächte, die „Lichtlöcher“ sind. Dieses Verfahren, das im Vorderen Orient vor rund 3000 Jahren entwickelt wurde und über die Römer nach Europa kam, wird auch „Quanat-Verfahren“ genannt. Es ermöglicht solche Bauvorhaben nicht nur in wesentlich kürzerer Zeit zu erstellen, sondern auch mit der erforderlichen Präzision.

Von den Römern wurde dieses Verfahren zum Bau von Wasserleitungen an mehreren Stellen im Rheinland angewandt. Die Praxis dieser Methode ging während der Völkerwanderungszeit verloren, Beschreibungen der „Lichtlochtechnik“ wurden aber im antiken Schrifttum überliefert. (Vitruv 1. Jh. n.Ch.) Im Hochmittelalter wurde mit dieser Technik von den Mönchen des Klosters Maria Laach in der Eifel der Seespiegel abgesenkt und auch der „Tiergartentunnel“ zur Wasserversorgung der Burg Blankenheim wurde 1470 auf diese Weise gebaut. (vergl. Grewe 2002, S. 29; 47 ff.; 59 ff.) Bisher konnten 22 solcher „Lichtlöcher“ mit einem mittleren Abstand von knapp 50 m in Verlauf des Stollens ausgemacht werden. Die „Lichtlöcher“ sind, wie die Arbeitsspuren zeigen, alle händisch von oben her abgeteuft worden. Sie dienten als Bauschächte und hatten für den Stollenvortrieb eine entscheidende technische und wirtschaftliche Bedeutung.

Der Begriff „Lichtloch“ stammt aus der traditionellen Bergmannssprache und wird in diesem Zusammenhang in der Bedeutung von „offenem Loch“ benutzt, wie auch bei den Begriffen „lichte Weite“ und „lichte Höhe“. Ein „Lichtloch“ hat also nichts mit Licht im Sinne von Beleuchtung zu tun.

Als erstes wurde der geplante Verlauf des Stollens über Tage abgesteckt. Dann wurde der Wasserlösungsstollen an seinem tiefsten Punkt, hier am Wolferter Bach, angeschlagen und gleichzeitig entlang der Stollentrasse mit dem Niederbringen der 22 „Lichtlöcher“ begonnen. Vom Fuß dieser Schächte aus wurde dann in beiden Richtungen der Stollen vorgetrieben. Die Bauschächte durften aber aus wirtschaftlichen Gründen nicht zu tief sein. Deshalb wurde die Streckenführung des „Alten Tiefen Stollens“ so gewählt, dass diese - leicht in Richtung Hang versetzt - dem Talgrund des Boertales folgt. Durch das Verschieben der Trasse aus dem Talgrund heraus zum Hang, wird sichergestellt, dass Oberflächenwasser, welches sich während der Schneeschmelze und nach Starkregen im Talgrund sammelt, nicht durch die „Lichtlöcher“ in den Stollen läuft. Die Vorteile dieser Bau-Technik liegen auf der Hand: Der Wasserlösungsstollen konnte auf diese Weise von zahlreichen Stellen aus gleichzeitig angegangen werden, was den Stollenbau wesentlich beschleunigt.

Bei dem geringen Stollenquerschnitt wäre es bei zunehmender Stollenlänge immer mühsamer geworden den Abraum zu Tage zu bringen. Wegen des geringen Abstandes der „Lichtlöcher“ war jedoch kein Transportweg unter Tage wesentlich länger als 25 m. Von den „Lichtlöchern“ aus konnte der Abraum so problemlos zu Tage gehaspelt werden. Die Bewetterung (Belüftung) enger Stollen bereitet schon nach 100 m Länge Probleme. Durch die „Lichtlöcher“ wurde eine ausreichende Bewetterung gewährleistet.

Durch die Aufteilung der Stollentrasse in viele kleinere Abschnitte sind die unterirdisch aufzufahrenden Strecken kurz. Auf diese Weise werden die unvermeidbaren Fehler bei der Richtungsbestimmung verringert.

Berechnungen ergeben, dass mit dieser „Lichtloch-Technik“ der Bau des „Alten Tiefen Stollens“ innerhalb eines Zeitraums von 2 bis 3 Jahren sicherlich zu bewältigen war und das mit den in der unmittelbaren Umgebung vorhandenen Kräften. Nur für die durchaus anspruchsvollen planungs- und vermes-sungstechnischen Probleme die sich dabei ergeben, musste wohl auf auswärtige Fachleute zurückgegriffen werden. (vergl. Knauf 2009)


Ein Bleiboom als Investitionsanreiz

Der Bau des „Alten Tiefen Stollens“ war eine überaus kostenträchtige Investition des Reifferscheider Grafen, die sich nur dann rechtfertigen lässt, wenn der Absatz des Bleierzes entsprechend hohe Gewinne erwarten lässt. Hier kann ein Blick auf die Wirtschaftsgeschichte des Bleihandels und die Entwicklung der Bleipreise in der fraglichen Zeit weiterhelfen. Der Schlüssel zur Entwicklung des Bleipreises in dieser Zeit ist im so genannten „Saigerhandel“ zu suchen.

Unter Saigerhandel versteht man die Beschaffung von Rohstoffen zur Entsilberung von silberhaltigem Rohkupfer hauptsächlich aus dem Mansfelder Revier mit Hilfe eines speziellen hüttentechnischen Verfahrens, dem „Saigerverfahren“, und den Verkauf des so gewonnenen Silbers sowie des hochwertigen so genannten „Garkupfers“. Für das „Saigerverfahren“ benötigte man große Mengen von besonders reinem Blei, welches damals vornehmlich aus England aber auch aus der Eifel nämlich aus Rescheid, Mechernich und Bleialf bezogen und über Köln als Handelsplatz vertrieben wurde. (vergl. Knauf 2003)

Etwa ab 1535 stieg der Preis für „Garkupfer“ bis 1548 stetig an und ging dann, nach einem kurzen Preiseinbruch, ab Mitte der 50er Jahre steil nach oben, nicht ohne Folgen für den Bleipreis, denn ab 1549 sank unvermutet das Angebot von englischem Blei rapide, und die Preise für Blei schossen die in die Höhe, indem sie sich bis 1553 gegenüber 1540 verdreifachten. Die Bleierzproduzenten aus der Eifel und aus dem kurkölnischen Teil Westfalens, die über die speziell benötigten hochreinen Bleierze verfügten und den Kölner Bleimarkt damit versorgten, konnten nicht sofort mit einer Ausweitung der Produktion antworten. Sie mussten erst investieren, um davon profitieren zu können. Einer solchen Investition stand ab 1549 dafür eine entsprechend hohe Gewinnerwartung bei einem gleichzeitig gesicherten Absatz des Bleierzes an die Mansfelder Saigerhütten gegenüber, ein Zustand, der bis etwa 1562 anhielt. (vergl. Westermann 2009, S. 94)

Wie wir heute wissen, sind die Rescheider Bleierze nahezu frei von Beimengungen wie Silber, Zink und Arsen und waren wegen dieser Reinheit damals für den „Saigerprozess“ besonders geeignet und begehrt (vgl. Knauf 2003, S.30-31). Graf Johann IX. von Reifferscheidt war zu dieser Zeit hoch verschuldet. Um seiner Schulden Herr zu werden, wollte er sich wohl die zu erwartenden handfesten Gewinne nicht entgehen lassen und musste noch einmal Schulden machen, um auf seinem „bergwerck Reischeidt“ zu investieren. (vergl. Knauf 2009) Seine Investition hat ihm nicht wirklich geholfen.

Als Graf Johann IX. stirbt, hinterlässt er einen riesigen Schuldenberg von 24000 Talern alleine aus seinen beiden Herrschaften Dyck und Alfter. Über die Schulden aus der Herrschaft Reifferscheid und den anderen Gebieten ist nichts bekannt (vergl. Bremer 1959, S. 66).


Die gesellschaftlichen Auswirkungen des frühneuzeitlichen Großprojektes

Das Großprojekt „Alter Tiefer Stollen“ muss den Charakter des Bergbaus am „Rescheider Bleiberg“ völlig verändert haben. Ähnlich wie aus anderen Bergbaugebieten überliefert, ist mit dem Bau eines großen Wasserlösungstollens meist auch das Ende des „Eigenlöhner-Bergbaus“ eingeläutet.

Der Landesherr, bestrebt seine Investitionen zu amortisieren, wird die nun durch die Wasserlösung neu zu erschließenden tieferen Erzlager an Investoren vergeben, die einen aushaltenden Bergbau organisieren können, um sich so eine verlässliche Einnahmequelle zu sichern. So war es wohl auch am „Rescheider Bleiberg“. Man darf davon ausgehen, dass mit dem neuen Wasserlösungsstollen ein geregelter Bergbau begann, bei dem aus einem eigenverantwortlichen, nebenberuflichen „Eigenlöhner“ ein lohnabhängiger, weisungsgebundener Bergmann im Hauptberuf wurde, mit allen daraus resultierenden sozialen Folgen. Es ist dies oft auch der Zeitpunkt an dem der Landesherr eine Berg-ordnung erlässt, welche die Rechte und Pflichten der Bergbautreibenden neu regelt. Für die Grafschaft Reifferscheid ist uns bisher keine solche Bergordnung bekannt. Es existierte aber aus dem Jahre 1716 ein Entwurf zu einer Belehnung mit Bergeigentum an eine Investorengruppe, die möglicherweise auf solchem, in den Reifferscheider Landen geübtem Bergrecht basiert. Soweit wir aber Nachrichten aus dem 18. Jh. besitzen, müssen zu dieser Zeit wieder den Eigenlöhnern ähnliche Strukturen am Rescheider Bleiberg geherrscht haben. (vergl. Hanf 2001). Es ist also davon auszugehen ist, dass der vom Grundherrn unmittelbar organisierte Bergbau nur eine kurze Episode darstellte.


Die „Grube Wohlfahrt“ im 19. Jahrhundert

Auf Anregung des Heimatvereins Rescheid e.V. entstand 1991 am Historischen Seminar der Universität Bonn eine Dissertation, die sich schwerpunktmäßig mit der Unternehmensgeschichte der „Grube Wohlfahrt“ im 19. und beginnenden 20 Jh. beschäftigt. (Hübinger 1991) Hierbei wurde besonders auf die reichen Bestände des Archivs im Deutschen Bergbaumuseum in Bochum und des Archivs der Firma Felten & Guilleaume in Köln zurückgegriffen, so dass dieser Zeitraum der Grubengeschichte am besten dokumentiert ist. Die folgenden Darstellungen basieren, falls nicht anders vermerkt, im Wesentlichen auf dieser Dissertation.


Private Investoren

Mit dem Einmarsch der Franzosen ins Rheinland im Jahre 1794 wurde das moderne französische Bergrecht eingeführt, welches ab 1815 von den Preußen übernommen wurde. Nunmehr wurden Bergwerkskonzessionen an solvente Unternehmerpersönlichkeiten oder an entsprechende Gesell-schaften verliehen, die durch dieses Bergrecht zu einem kontinuierlichen und nachhaltigen Bergbau verpflichtet waren.

Am 16. September 1824 wird bei der Veröffentlichung einer solchen Konzessionsvergabe im „Amtsblatt der Regierung zu Aachen“ erstmalig der heute noch übliche Grubenname „Wohlfahrt“ verwendet. (vergl. Knauf; Reger 2007) Mit dem Industriepionier John Cockerill, der durch sein Engagement in der Montanindustrie des Lütticher Raumes Weltgeltung erlangte, treten ab dem Jahr 1839 auch überregional bedeutende Konzessionäre in Rescheid in Erscheinung. Die Bergwerkskonzession von John Cockerill maß 174.212 Quadratlachter (Lachter ca. 2 m). Sein Schwiegersohn, der Aachener Ehrenbürger und Museumsgründer Barthold Suermondt lässt die Konzession 1847 auf 1.442.585 Quadratlachter erweitern und gründet im Jahre 1849 die Commandit-Aktien-Gesellschaft von „Wohlfahrt und Glücksanfang“. Bereits 1849 lässt er auf der „Grube Wohlfahrt“ eine der ersten Dampfmaschinen auf einem Eifeler Bergwerk installieren. Sie diente dem Betrieb von Pumpen, um dem zufließenden Wasser in der Grube Herr zu werden. Suermondt war jedoch auf schnellen Ertrag aus. Er lässt „Raubbau“ betreiben, so dass die Bergbehörde interveniert und der Bergbau bald mangels erschlossener Erzvorräte eingestellt werden muss. Suermondt beendete daraufhin sein Engagement in Rescheid. Ungefähr 200 Arbeiter verlieren ihre Arbeitsstelle.

Im Jahre 1861 kaufte der Brauereibesitzer und Rentier Bernhard August Wirtz aus Stolberg die Kon-zession als Spekulationsobjekt. Außer ein paar kleineren Schürfarbeiten ließ Wirtz allerdings keine bergbaulichen Aktivitäten durchführen. Er verpachtete im Jahre 1877 die Gruben „Wohlfahrt und Schwalenbach“ an eine englische Firma. Bergbauspezialisten aus England

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„Tiefer Stollen“. Aufweitung für den Eisenbahnbetrieb. Foto: Knauf, 2011
Diese englische Firma, die „Continental Diamond Rock Boring Company Limited“ mit Sitz in London und Leipzig, richtete zunächst auf „Wohlfahrt“ und ab 1880 innerhalb der gleichen Konzession auch auf einem weiteren Betriebspunkt in „Schwalenbach“ einen sehr modernen Betrieb ein. Da in der Sektion „Wohlfahrt“ die Erze mit zunehmender Teufe vertaubten, wurde der Betrieb hier jedoch schon im Jahre 1885 aufgegeben. Das Hauptaugenmerk richtete sich nun auf den „Schwalenbacher A-Gang“, der sich sehr reich auftat. Bei der Erschließung der „Grube Schwalenbach“ stieß man auf zwei Tiefbausohlen, welche die „Alten“ schon unter der Stollensohle angelegt hatten. Dabei wurden die Reste alter hölzerner Entwässerungspumpen gefunden. Der Betrieb im Bereich „Wohlfahrt“ beschränkte sich auf Prospektion. Um die moderne Erzaufbereitung auf „Wohlfahrt“ auch für den Betriebspunkt „Schwalenbach“ nutzen zu können, beschloss man die beiden Grubensysteme zu verbinden. Dazu wurde der „Tiefe Stollen“, der damalige Wasserlösungsstollen auf „Wohlfahrt“, bis zu den Schächten auf „Schwalenbach“ verlängert. Die Arbeiten wurden im Gegenortvortrieb aufgefahren und der Durchschlag erfolgte im Jahre 1893. Gleichzeitig wurde der „Tiefe Stollen“ erweitert und für einen Eisenbahnbetrieb hergerichtet. Weiterhin wirkte sich positiv aus, dass nunmehr die zu hebenden Grubenwässer von den tieferen „Schwalenbacher“ Sohlen nur noch bis auf das Niveau des „Tiefen Stollens“ gehoben werden mussten, was eine Einsparung von ca. 50 m erbrachte.

Im „Tiefen Stollen“ verkehrte zunächst eine pressluftbetriebene Lokomotive. Der Zug beförderte Erze und Haufwerk zur Aufbereitung am „Wohlfahrter“ Stollenmundloch und nahm auf der Rückfahrt Kohlen für die Dampfkessel oder Grubenholz etc. mit nach „Schwalenbach“. Ab Mitte des19. Jh. gehörte die „Grube Wohlfahrt“ zu den produktionsstarken Bergwerken der Nordeifel, da gerade die Rheinischen Glasurerze wegen Ihrer besonderen Eigenschaften stark gefragt waren. (Knauf 2005)


Die „Grube Wohlfahrt“ im 20. Jahrhundert

Im Jahre 1906 gab es erstmals einen Streik der Grubenbelegschaft um höhere Entlohnung. Im Jahre 1907 betrug die Lohnsumme der 236 Mitarbeiter 5150 Reichsmark im Monat.

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Elektrische Lokomotive der „Grube Wohlfahrt“. Schaubild
Ab 1907 wurde die Anlage elektrifiziert und auf „Wohlfahrt“ fuhr die erste elektrisch betriebene Grubenbahn der Eifel, die eigens als Prototyp von der Maschinenbau-Gesellschaft Heilbronn (MGH) gebaut wurde. (Reger, 2004) Der Strom wurde mittels Dampfmaschinen und Generatoren vor Ort produziert.

Kurz vor Ausbruch des 1. Weltkriegs, im Jahre 1914, wurde dann der Stromanschluss an das damals größte Wasser-Kraftwerk Europas in Heimbach realisiert. Dies erwies sich als glücklicher Umstand, denn mit Kriegsbeginn war an einen Kohlentransport mittels Eisenbahn nicht mehr zu denken. Sämtliche Züge wurden für Truppentransporte und Nachschub benötigt. Im Jahre 1918 hatte man auf Schwalenbach die 480 m-Sohle erreicht und den Schacht auf 520 m abgeteuft. Bis heute ist die „Grube Wohlfahrt“ damit die mit Abstand tiefste Grube der Eifel. Die Betriebskosten der Grube stiegen aber umso höher, je weiter man die Erze in die Tiefe verfolgte. Zugleich erwies sich die Erzführung als immer schlechter. Die Grube konnte sich nur aufgrund des im Krieg enorm gestiegenen Verkaufspreises für Blei halten. Gegen Ende des Krieges war ein Betrieb nur noch mit Zubußen aufrecht zu erhalten.

1919 übernahm die Hausbank „Sal. Oppenheim & Cie.“ aus Köln die marode Grube. Im Jahre 1922 wurde der Betrieb gänzlich eingestellt.


Letzte Versuche

Die Besitzer der Konzession, die „Wirtz'sche Bergwerke Grube Wohlfahrt und Schwalenbach GmbH“, ließen auch nach der Stilllegung nichts unversucht, die Gruben erneut gewinnbringend zu verpachten. In den 1910er Jahren wurde im „Kambachtal“ und im „Rennebenden“ ein Stollen („Sürebergstollen“) angesetzt, der im Gegenortvortrieb unter Giescheid hindurch zum Durchschlag kommen sollte. Hier suchte man offensichtlich die nördliche Fortsetzung der Schwalenbacher Erzgänge. Ein weiterer Versuch wurde Ende der 1920iger Jahre mit Hilfe eines Wünschelrutengängers im Bereich „Zehnstelle“ gestartet.

Im Jahre 1936 wurden die Bemühungen der Besitzer endlich von Erfolg beschieden. Im Rahmen der Autarkiebestrebungen des „Dritten Reiches“ übernahm der Köln-Mülheimer Kabelhersteller Felten & Guilleaume Carlswerk AG die „Grube Wohlfahrt“. Ausschlaggebend für dieses Engagement waren Gutachten, die zum einen Erzmittel im Wohlfahrter Revier und zum anderen ca. 5000 t Bleischlamm aus den ehemaligen Aufbereitungsteichen prognostizierten. Mit erheblichen Subventionsmitteln ließ Felten & Guilleaume eine moderne Flotationsanlage durch die Firma Klöckner-Humboldt-Deutz im heutigen Ortsteil „Aufbereitung“ errichten. Trotz unermüdlicher Versuche blieb das Unternehmen ein Zubußbetrieb. Auf der neu aufgefahrenen 176 m-Sohle traf man nur geringe, nicht bauwürdige Erze an; die prognostizierten Erzmittel waren längst abgebaut. Auch die Teiche brachten nur etwa 1000 t Bleierz-Schlämme, so dass die Ausbeute in 5 Betriebsjahren lediglich 1200 t Blei-Metall betrug. Im Jahre 1941 wurde die Grube Wohlfahrt endgültig stillgelegt.

Die „Wirtz'sche Bergwerke Grube Wohlfahrt und Schwalenbach GmbH“ ging am 22.03.1961 in Liquidation und wurde aus dem Handelsregister (Bonn HRB 1071) gelöscht. Die Bergwerkskonzession liegt nach einer Verfügung des Landesoberbergamtes vom 07.12.1992 seit dem 22.05.1990 im Bergfreien. In den 1950- und 1960iger Jahren wurden sämtliche Schächte und Stollenmundlöcher aus Sicher-heitsgründen verfüllt.


Das Besucherbergwerk „Grube Wohlfahrt“

Seit 1985 hat der Heimatverein Rescheid e.V. im „Tiefen Stollen“ der „Grube Wohlfahrt“ ein Besucherbergwerk eingerichtet. (www.GrubeWohlfahrt.de) Dabei arbeitete man eng mit dem Geologischen Institut der RWTH Aachen (Prof. Dr. W. Kasig) zusammen. Wesentliche Unterstützung erfuhr das Vorhaben durch die Arbeitsverwaltung (Arbeitsämter: Brühl, Euskirchen, Kall, Köln und Aachen) Beteiligt waren die NRW-Stiftung, das Historische Seminar der Universität Bonn, die Firma Felten & Guilleaume Carlswerk AG, der Kreis Euskirchen, der Landschaftsverband Rheinland, die Gemeinde Hellenthal sowie zahlreiche private Spender und ehrenamtlich tätige Vereinsangehörige. Der Heimatverein Rescheid e.V. hat auch die montanhistorische Erforschung des Grubenreviers weiter vorangetrieben. Die Ergebnisse der Untersuchungen werden regelmäßig in den „Vereinsnachrichten“ veröffentlicht. Besonders über die Geschehnisse am „bergwerck Reischeidt“ im ausgehenden Mittelalter und der frühen Neuzeit konnten neue Erkenntnisse gewonnen werden. Ehemaliger Zechenplatz der Grube Wohlfahrt (Gemarkung Hollerath, Flur 27)


Büro- und Wohngebäude des Betriebsführers der Grube Wohlfahrt, 2. Hälfte 19. Jh. (53940 Hellenthal, Grube Wohlfahrt Nr.1 Flurstück 45)

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Büro- und Wohngebäude des Betriebsführers. Direktion. Foto: 2011
Zweigeschossiges, in Bruchstein erbautes Haus mit Satteldach mit bleiglasierten schwarz-grauen Hohlziegeln. In der vierachsigen, glatt verputzen Vorderfront fällt besonders der Doppeleingang mit separaten Türen wohl zum Büro- und Wohnbereich ins Auge. Heute wird das Gebäude ausschließlich zu Wohnzwecken genutzt. Im Erdgeschoss sind die Rechteckfenster mit Holz umrahmt, im Oberge-schoss die stichbogigen Öffnungen mit Natursteinlaibungen aus rotem Sandstein versehen. Die Sohlbänke sind leicht vorkragend ausgebildet. Der linke Giebel ist überwiegend mit Asbestplatten verkleidet, das rechte Giebel-Dreieck trägt eine alte, vertikale, braune Holzverbretterung.


Fördermaschinenhaus der Grube Wohlfahrt, 1. Hälfte 20. Jh.

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Fördermaschinenhaus. Foto: 2011
Kleines, mit Pultdach gedecktes Gebäude. Das Fachwerk in den Seitenwänden ist mit Ziegeln ausgefacht. Die Gefache sind verputz und weiß gestrichen. Zur Vorderseite ist das Gebäude massiv erweitert worden mit großer Toröffnung.


Ehemaliges Direktoren-Wohnhaus der Grube Wohlfahrt, 2. Hälfte 19. Jh. (53940 Hellenthal, Grube Wohlfahrt Nr.3, Flurstück 46)

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Direktoren-Wohnhaus. Foto: 2011
Unmittelbar am Zechenplatz ist ein weiteres Wohnhaus der Grube Wohlfahrt erhalten. Es handelt sich um einen eingeschossigen, verputzten Massivbau in Hanglage mit teilweise frei zugänglichem Kellergeschoss. Das dreiachsige, traufständige Gebäude ist mit einem flachen Walmdach aus bleiglasierten schwarz-grauen Hohlziegeln gedeckt. Die Fensteröffnungen im Hauptgeschoss sind verändert. Das Dach wird durch schmale Einzelgauben belichtet.


Besucherbergwerk „Grube Wohlfahrt“ (Gemarkung Hollerath, Flur 28)

Fördergerüst von 1964 (53940 Hellenthal, Aufbereitung II Nr.1)

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Fördergerüst aus Witterschlick. Foto: 2011
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Fördermaschinenhaus, mit elektrisch betriebener Haspel
Direkt am neu errichteten Eingangsbauwerk („Huthaus“) des Besucherbergwerks „Grube Wohlfahrt“ ist ein aus Witterschlick bei Bonn von der Tongrube Braun stammendes Fördergerüst aufgestellt. Das Fördergerüst ist in genieteter Stahlkonstruktion erstellt (Höhe bis zu den Seilscheiben: 9 m). Führungsgerüst und Streben sind mit Andreaskreuzen ausgesteift. Die beiden Seilscheiben(d = 0,77 m) werden durch einfache Doppel-T-Profile für die Seilscheibenbühne getragen und sind vor Witterung geschützt durch ein flaches, segmentbogiges Wellblechdach. Im Fördergerüst erhalten ist ein Förderkorb für die auf Rasenhängebankebene abgezogenen und aufgeschobenen Förderwagen. Das Fördergerüst hat keine Verbindung mit den untertägigen Anlagen der „Grube Wohlfahrt“. Das Fördermaschinenhaus ist ein rekonstruierter, mit Holzbrettern verkleideter eingeschossiger Bau mit Pultdach. Die originale Fördermaschine aus Witterschlick, ein elektrisch betriebener Haspel (d=0.60 m)mit mechanischem Teufenanzeiger, ist erhalten.


Gasthof „Auf Wohlfahrt“ (ehem. Betriebsgebäude) (53940 Hellenthal, Aufbereitung II Nr.2, Flurstück 112)

Der weiß verputzte Teil des Gasthofs „Auf Wohlfahrt“ am Besucherbergwerk „Grube Wohlfahrt“ ist ein ehemaliges Betriebsgebäude des Bergwerks, die Dienstwohnung des Lokführers der Grubenbahn, welches später die „Gaststätte Linden“ beherbergte und nun, mit Anbauten versehen, vollständig zum Landgasthof umgestaltet wurde.


Ehemalige Aufbereitung der Grube Wohlfahrt

Steigerhaus der Grube Wohlfahrt, 19. Jh. (53940 Hellenthal, Aufbereitung I Nr.2, Flurstück 18)

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Steigerhaus der Grube Wohlfahrt
Im Bereich der ehemaligen Aufbereitung etwa 250 m unterhalb des Parkplatzes zum Besucherbergwerk befindet sich an der Straße auf einer kleinen Terrasse im Hang das Steigerhaus der Grube Wohlfahrt. Es handelt sich um einen zweigeschossigen, traufenständigen Fachwerkbau mit Schwemmsteinausfachung. Stichbogige Fensteröffnungen mit Sprossenfenstern gliedern die beiden Stockwerke des vierachsigen Gebäudes. Die Eingangstüre an der Vorderfront nimmt den Platz des dritten Fensters im Untergeschoß ein. Die ursprüngliche, komplette, horizontale Holzverbretterung ist zwischenzeitlich in ähnlicher Ausführung erneuert worden. Das allseitig überständige, ziegelgedeckte Satteldach bezieht die an den beiden Giebeln nahezu mittig vorgesetzten Kamine mit ein. Das Gebäude wird heute als Wochenendhaus genutzt.


Ehemaliges Transformatorenhaus der Aufbereitungsanlage von 1938 (53940 Hellenthal, Aufbereitung I Nr.1, Flurstück 50)

Im Bereich der ehemaligen Aufbereitung etwa 500 m unterhalb des Parkplatzes zum Besucherbergwerk ist als einziges Gebäude der Aufbereitungsanlage von 1938 das ehemalige Transformatorenhaus als integrierter Teil eines später errichteten Wohnhauses erhalten geblieben. Die ursprüngliche Lage der oberen Fenster unmittelbar unter dem Dachüberstand wurde auch bei dem neueren Anbau übernommen, der sich getrennt durch ein mit Glasbausteinen ausgestattetes Treppenhaus rechts anschließt. Das Transformatorenhaus besaß nur diese oberen Fenster, Alle weiteren Fenster sowie die Haustüre wurden neu gebrochen. Das gesamte Gebäude wird heute ausschließlich zu Wohnzwecken genutzt.

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Aufbereitung. historisches Foto
Die neue Aufbereitung, eine moderne Flotationsanlage, wurde 1938 im Auftrag des damaligen Pächters der Grube Wohlfahrt, dem Kabelhersteller Felten & Guilleaume Carlswerk A.G. bei der Kölner Humboldt-Deutzmotoren A.G. für 76 000 RM in Auftrag gegeben. Das Transformatorenhaus ist auf der historischen Aufnahme als schmales hohes Gebäude hinter dem Personenwagen zu erkennen.



Ehemaliger Zechenplatz des Betriebspunktes Schwalenbach (Gemarkung Hollerath, Flur 20)

Steigerhaus / Verwaltung des Betriebspunktes Schwalenbach, Ende 19. Jh. (53940 Hellenthal, Schwalenbach Nr.25, Flurstück 245)

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Eingang des Verwaltungs- & Steigerhauses. Betriebspunkt Schwalenbach
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Verwaltungs- & Steigerhaus des Betriebspunktes Schwalenbach
Im Bereich des ehemaligen Zechenplatzes des Betriebspunktes Schwalenbach ist als Baudenkmal einzig das ehemalige Steigerhaus mit der Verwaltung im Untergeschoß erhalten geblieben. Es handelt sich um einen traufständigen, zweigeschossigen Massivbau mit Satteldach. In der fünfachsigen, glatt verputzen Vorderfront des Gebäudes befindet sich der ebenerdige Eingang zum ehemaligen Verwaltungstrakt in der vierten Achse. Alle Fenster des Hauses und die Türöffnung sind mit stichbogigen, grau abgesetzten Natursteinlaibungen aus ursprünglich rotem Sandstein versehen. Die Sohlbänke sind leicht vorkragend ausgebildet. Die originalen zweigeteilten Sprossenfenster mit Oberlicht sind erhalten. Auffallend ist das zum ehemaligen ebenerdigen Verwaltungsbereich gehörige größere, dreiteilige Fenster in der ersten Fensterachse. Der rechte Giebel ist zweiachsig mit einem kleineren zentralen Fenster im Dachbodenbereich. Das linke Fenster in Parterre und die Fenster im Obergeschoß sind hier als Scheinfenster angelegt. An der Rückseite des Gebäudes ist im Bereich der Mittelachse ein vorgestelltes Treppenhaus mit parallel zur Hausfront stehendem Giebel mit Satteldach angebaut. Mit eigenem seitlichem Eingang versehen, ermöglichte das Treppenhaus ursprünglich den separaten Zugang zu den Wohnbereichen der leitenden Grubenbeamten in Parterre und im Obergeschoss. Die Anbauten am anderen Giebel sind neueren Datums und zitieren ähnliche Vorgängerbauten aus der Betriebszeit der Grube. Heute wird das Gebäude ausschließlich zu Wohnzwecken genutzt und ist in einem ausgezeichneten Zustand.


Literatur

• Bremer, J. (1959): Die reichsunmittelbare Herrschaft Dyck. Landkreis Grevenbroich (Hrsg.), M.-Gladbach
• Grewe, K. (2002): Historische Tunnelbauten im Rheinland. Materialien zur Bodendenkmalpflege im Rheinland, 14, Bonn
• Hanf, W. (2001): Der Bleierzbergbau bei Rescheid im 18. Jahrhundert. - Vereinsnachrichten, 7, Heimatverein Rescheid e.V. (Hrsg.), 7-12, Hellenthal
• Hübinger, B. (1991): Geschichte des Bleierzbergwerks Gruben Wohlfahrt und Schwalenbach in Rescheid/Eifel 1543-1940. Diss. Univ. Bonn, Heimatverein Rescheid e.V. (Hrsg.), Büllingen (1994)
• Knauf, N. (2003): Silber und Blei - Kupfer und Galmei. Ein Beitrag zur Eifeler Montangeschichte im ausgehenden Mittelalter. - Vereinsnachrichten 9, Heimatverein Rescheid e.V. (Hrsg.): 23-33, Hellenthal
• Knauf, N. (2005):Vom Qualitätsgeheimnis Eifeler Glasurerze. Vereinsnachrichten 11, Heimatverein Rescheid e.V. (Hrsg.): 26-38, Hellenthal
• Knauf, N. (2009): Der „Alte Tiefe Stollen“ in Rescheid - Ein technisches Meisterwerk zur Zeit des Bleibooms im ausgehenden Mittelalter. Vereinsnachrichten, 15, Heimatverein Rescheid e.V. (Hrsg.), 38-54, Hellenthal. Knauf, N., Reger K. (2007):„Wohlfahrt“. - Vereinsnachrichten 13, Heimatverein Rescheid e.V. (Hrsg.): 20-22, Hellenthal
• Krämer, D. (1964): Das Amt Hellenthal, ein ehemaliges Bergbaugebiet. Heimatkalender des Kreises Schleiden, Kreis Schleiden (Hrsg.), 64-73, Schleiden
• Reger K. (2004):Unsere Neuentdeckung: Eine Abbildung der ersten elektrischen Grubenlock auf Wohlfahrt. Vereinsnachrichten 10, Heimatverein Rescheid e.V. (Hrsg.): 48, Hellenthal
• Westermann, E. (2009): Die Bergfreiheit Silbach und ihre überregionalen Beziehungen um die Mitte des 16. Jahrhunderts. Zum „mansfeldischen Intermezzo“ im westfälischen Bleibergbau 1558 bis 1562. - Süd Westfalen Archiv 9, Stadtarchiv Arnsberg (Hrsg.), 83-110, Arnsberg.