Römischer Hafen
- Hafengasse: Roncalliplatz (2)
- Speicherbauten: An Groß St. Martin 1
Walter Buschmann / Matthias Hennies / Alexander Kierdorf
Der römische Hafen in Köln
Das römische Köln. Perspektive aus der Vogelschau mit der bereits weitgehend verlandeten Hafenrinne, den Speicherbauten auf der Rheininsel und dem nun direkt im Flußbett liegenden Hafen
Römischer Hafen
Die Colonia Claudia Ara Agrippinensium (CCAA), jene römische Stadt, aus der das heutige Köln entstand, wurde 50 n. Chr. unter Kaiser Claudius gegründet. Es war die Hauptstadt der römischen Provinz Germania inferior (Niedergermanien).
Die ummauerte römische Colonia entstand auf dem Hochufer über dem Rhein; davor befanden sich Kaianlagen und eine unbefestigte Insel. Der etwa auf Höhe von Alter Markt und Heumarkt gelegene Rheinarm zwischen Ufer und Insel versandete zunehmend und wurde später zugeschüttet, so dass in hochmittelalterlicher Zeit auf der einst vorgelagerten Insel ein neues Kaufmannsviertel angelegt werden konnte.
Reste der Speicherbauten in der Unterkirche von Groß St. Martin
Speicherbauten
Doch schon in römischer Zeit war auch die Insel bebaut: Im Bereich des späteren Martinsklosters befand sich auf einem planierten Areal im 1. Jahrhundert vermutlich ein Sportplatz mit Wasserbecken. Nach Aufgabe dieser Nutzung wurden vier Lagerhallen errichtet, die sich u-förmig um einen durch eine Mauer abgeschlossenen Hof gruppierten. Ausgrabungen der 1960er und 70er Jahre haben diese Bauphasen erschlossen, die heute in einer archäologischen Krypta unter der Kirche Groß St. Martin sichtbar sind; weitere Erkenntnisse über den Hafen und seine Kaianlagen ergab jüngst der Bau der Nord-Süd-U-Bahn.
Der Rhein bildete nicht nur die Ostgrenze der römischen Provinz Niedergermanien, sondern auch ihren Hauptverkehrsweg mit einer Verbindung der durch die Römer gegründeten Rheinstädte zwischen Basel und Nimwegen. Die Lagerhäuser dienten den hier flussauf- und abwärts transportierten Waren, aber wohl auch für Rohstoffe und Handelsgüter aus dem unbesetzten, sehr wohl aber wirtschaftlich genutzten rechtsrheinischen Raum.
Eine dieser Lagerhallen scheint auch in nachrömischer Zeit noch existiert zu haben und wurde mehrfach renoviert und verschönert. Möglicherweise ging aus diesem, inzwischen in die Kaufmannsvorstadt integrierten Bau das im 10. Jahrhundert ursprünglich als Stift begründete Benediktinerkloster Groß St. Martin mit seiner dem Heiligen Martin geweihten Kirche hervor. Zumindest entstand noch auf den römischen Grundmauern bzw. Fundamenten auch die im dritten Viertel des 12. Jahrhunderts errichtete spätromanische Martinsbasilika, deren monumentaler Vierungsturm bereits als zentraler Bestandteil des Kölner Rheinpanoramas konzipiert und gebaut wurde.
Das römische Köln hatte über vier Jahrhunderte hinweg einen Hafen als lebensnotwendige Verkehrsanlage für die Zufuhr von schweren Gütern, wie Holz vom Mittel- und Oberrhein und Natursteine vom Moselgebiet, Mittelrhein, Odenwald und Lothringen. Trotz gut ausgebauter Straßen, war der Wasserweg 60mal billiger als der Landweg. Die topographischen Voraussetzungen für den Hafen bot eine Rheininsel, die den Hauptstrom trennte von einer westlich davon gelegenen Fahrrinne. Der Hafen hatte einen mit Holzpfählen befestigten Kai. Die 3,8 Meter langen Pfähle wurden in Sägegruben in Vierkantform hergerichtet. An der Spitze ermöglichten eiserne Pfahlschuhe das Einrammen der Pfähle. Reste dieser dendrochronologisch auf die Zeit um 100 n. Chr. datierten Kaibefestigung sind im Römisch-Germanischen Museum zu sehen. Der Aufwand für diese Ausbildung der Kaiwände verweist auf eine hoch organisierte und sichere Fahrrinne, in der die flachen römischen Schiffe in mehreren Reihen vertaut waren.
Ablagerungen aus Kies und Sand ließen die Fahrrinne verlanden, so dass der Hafen im 2. oder frühen 3. Jahrhundert an den Hauptstrom verlegt wurde.
Hafengasse
Stadtkarte des römischen Kölns
Der Hafen war durch drei Tore zugänglich: ein Südtor bei St. Maria im Kapitol, das mittlere Marstor und das Nordtor.
Zum nördlichen Rheintor (Tor 53) führte eine 1969|70 aufgedeckte und untersuchte Straße von 65 Metern Länge. Die fünf Meter breite Straße war mit großformatigen Basaltlavablöcken gepflastert.
Die Hafengasse lag unglücklicherweise genau dort, wo in den 1970er Jahren die Einfahrt der Domgarage geplant war. Die Pflasterung wurde daher aufgenommen und an die jetzige Stelle verlegt. Vom Original gingen dabei die leichte Wölbung der Fahrbahn, der rot gefärbte Mörtel und die ursprüngliche Pflasterart verloren. Die Steine waren in römischer Zeit enger verlegt, so dass sich eine gut für Wagen befahrbare Fläche ergab. Die leichte Wölbung der Fahrbahnmitte wurde aus Sicherheitsgründen nicht wieder hergestellt. Das zur Hafengasse gehörende Rheintor ist ebenfalls im Zuge der Grabungen freigelegt worden. Es liegt heute unter der Oberfläche verborgen.
Das neben der Hafenstraße aufgestellte Stück eines Abwasserkanals wurde 1979 weiter östlich unter dieser Straße entdeckt. In den Kanal wurde das Schmutzwasser aus den Häusern in Holzrohren zugeführt. Der Kanal führte zu einem Auffangbecken im Osten der Stadt.