Das preußische Hauptzollamt im Rheinauhafen - Schokoladenmuseum Lindt
Am Schokoladenmuseum




Alexander Kierdorf
Die Drehbrücke im Rheinauhafen Köln

eisenhuette
Rheinauhafen von Norden mit Zollamt (links) und Malakoffturm (rechts)
Zu den historisch und aktuell markantesten Gebäuden im Rheinauhafen gehört das preußische Hauptzollamt, das heutige Schokolandemuseum Lindt. Es thront an der Spitze der für die Hafengebäude hergerichteten Landzunge, gegenüber dem Malakoffturm und reckte markant den preußischen Adler der Kölner Altstadt und dem Dom entgegen.

Es wurde errichtet nach einem Wettbewerb 1896 durch den Kölner Architekten Georg Eberlein. Der Außenbau entstand in Formen der Renaissance unter Verwendung spätgotischer Motive.

Nach Kriegsschäden brannte das Gebäude bis auf die Erdgeschoßdecke nieder. Nur die Treppenhäuser blieben erhalten. Der Wiederaufbau erfolgte 1948 in starker Vereinfachung. Der in Bonn ansässige Provinzialkonservator (heute Landeskonservator in Brauweiler) wurde wegen der Nähe des Gebäudes zur romanischen Kirche St. Maria Lyskirchen um eine Stellungnahme gebeten und schrieb: „Es ist sehr zu begrüßen, daß das wenig geglückte neugotische Gebäude vereinfacht wird.“

Nach Eintragung in die Denkmalliste 1984 forderte der Stadtkonservator mit einer inzwischen geänderten Einstellung zur Architektur des 19. Jahrhunderts die Zollbehörde auf, das Gebäude schrittweise zu rekonstruieren.

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Rheinauhafen von Norden mit Zollamt (links) und Malakoffturm (rechts)
Knapp 10 Jahre später entdeckte Schokoladenfabrikant Hans Imhoff den Bau und erachtete ihn als geeignet für die Einrichtung eines Museums. Der Düsseldorfer Architekt Fritz Eller (andere Arbeiten: Schloß Oberhausen, Schirmfabrik Brauer – Ludwig Forum Aachen, Landtag Düsseldorf) erhielt den Auftrag zum Umbau und zur Erweiterung. Durch großformatige Anbauten an den Altbau wurde das seit den 1920er Jahren in der Architektur beliebte „Dampfermotiv“ aufgegriffen: aus der Ferne soll die Anlage als ein am Ufer vor Anker gegangenes Schiff erscheinen. Der Umbau wurde in 13monatiger Bauzeit 1993 vollendet.

Der Museumsgründer Hans Imhoff (1922-2007) hatte als Vorstand der Schokoladenfirma Stollwerck während des Umzugs von der Kölner Südstadt nach Porz alte Maschinen und Gegenstände in Kisten verpacken und rettete diese Dinge damit vor der Verschrottung und Entsorgung. Die geretteten Objekte wurden von dem Kunsthistoriker und Museologen Vaclav Hepner gesichtet, geordnet und für das Museumskonzept eingeplant. Einbezogen wurden später weitere Stücke zur Kultur- und Industriegeschichte der Schokolade. In dem Museum wird dem Besucher die Produktion von Schokoladeartikel präsentiert. Auf 4000 m2 Ausstellungsfläche wird die Schokoladenherstellung bei den altamerikanischen Kulturen, wie Maya und den Azteken, über das Barockzeitalter und die Industrialisierung bis in die Gegenwart nachgezeichnet. In einem gläsernen Palmenhaus zwischen den Treppentürmen ist ein kleines Stück Regenwald mit Kakaopflanzen nachempfunden. Angeboten werden Führungen, Verkostungen und Schokoladenkurse.

2002 verkaufte Hans Imhoff Stollwerk an die Barry Callebaut AG. Nach deren Rückzug aus dem Museum 2006 und Verkauf an Lindt & Sprüngli heißt die gut besuchte Ausstellung mit einer gläsernen Schokoladenfabrik heute Schockoladenmuseum Lindt.