Eisenbahn-Ausbesserungswerk Oppum
Breitenbachstraße 69, Krefeld




Christoph Becker
Eisenbahn-Ausbesserungswerk Oppum

Vorgeschichte

Das heutige Werk Krefeld der „DB Fahrzeuginstandhaltung“ wurde 1892 als "Werkstätten-Inspektion Oppum“ der preußischen Staatsbahn eröffnet. Nachdem am 5. Oktober 1849 die erste Eisenbahnstrecke der Privatbahn Ruhrort-Crefeld-Kreis Gladbacher Eisenbahn Krefeld berührte und auf der Strecke Homberg-Krefeld-Viersen in Betrieb genommen worden war, folgte bereits am 26 Januar 1856 die Strecke Neuss- Krefeld der Privatbahn Cöln-Krefelder Eisenbahngesellschaft.

Am Krefelder Bahnhof bestand bereits in den 1850er Jahren eine Werkstätte, die zusammen mit dem Personenbahnhof und dem Güterschuppen für beträchtliches Verkehrsaufkommen auf dem Schienennetz gesorgt hat. Im Jahre 1890 zeigte man sich in den Berichten der Stadtverwaltung erfreut darüber, dass man aus dem Beginn des Baues der Reparaturwerkstätten in Oppum und damit der Verlegung dieser aus dem Bahnhofsgebiet auch an den Neubau des Bahnhofs herangegangen wurde.

Diese erste Werkstatt in Bahnhofsnähe war 1856 vermutlich von der Cöln-Crefelder Eisenbahngesellschaft erbaut worden. Hier wurden Arbeiten verrichtet, die für den reibungslosen Betrieb der Bahn unumgänglich waren. Durch den stark steigenden Umfang des Bahnbetriebs, die folgende Verstaatlichung und Zusammenfassung der großen Eisenbahnunternehmen zur preußischen Staatsbahn, beginnend 1880, entstand der Bedarf nach neuartigen und großen „Ausbesserungswerken“, in denen Platzbedarf für das zu reparierende Material und die eigenen unterschiedlichen Werkstätten eine Rolle spielten, aber ebenso die Erweiterungsmöglichkeiten. Daher wählte man für die Ausbesserungswerke neue Standorte, die dennoch gut an die Streckensysteme angebunden sein sollten.

Bei der Wahl des neuen Standorts am unteren Niederrhein fiel die Entscheidung auf Oppum, weil dies nahe an Krefeld, der für den Niederrhein zur damaligen Zeit bedeutendsten Stadt lag, am Gleisdreieck der Strecken Homberg-Krefeld-Osterath und der Strecke von Köln nach Krefeld.

Werkstätten-Inspektion Oppum

Am 2. Januar 1892 nimmt die „Werkstätten-Inspektion Oppum“ mit 120 Mitarbeitern den Betrieb für die Instandhaltung von Güter- und Personenzugwagen auf. Eine Lokomotiv-Reparatur verblieb jedoch vorerst am Bahnhof in Krefeld. Bereits im Jahre 1899 nimmt das Werk aber zusätzlich die Instandhaltung von Dampflokomotiven auf. Das Werk trägt nunmehr den Namen "Königliche Eisenbahn-Hauptreparaturwerkstatt Oppum“.

Während des ersten Weltkriegs arbeitet das Werk unverändert weiter, 1919 werden jedoch im Zuge der hohen Arbeitslosigkeit unter den Kriegsheimkehrern, 2800 Personen im Werk beschäftigt. 1924 erfolgte die Übernahme des Werkes als "Ausbesserungswerk Krefeld-Oppum“ durch die „Deutsche Reichsbahn“, das staatliche deutsche Eisenbahnunternehmen der Weimarer Republik, die 1925 die Lokomotiv-Reparatur schließt. Auch die Errichtung der bisher zahlreich entstandenen Dienst- und Werkswohnhäuser in der Umgebung des Werkes, endete nun.

1926 sind im Bereich der Deutschen Reichsbahn insgesamt 89 Ausbesserungswerke verzeichnet, im Einflussgebiet der Reichsbahndirektion Köln sind es vier Werke, Köln-Nippes, Jülich, Opladen und Krefeld-Oppum. Nach Beschädigungen im zweiten Weltkrieg wurde das Werk wiederaufgebaut, lag das nun unter der DB Bundesbahn geführte Werk bei der Reisezugwagen- Ausbesserung mit etwa 1000 Beschäftigten, neben den weiteren Hauptwerken Frankfurt, Stuttgart, Neumünster auf einem guten Platz.

Dennoch drohten durch den Rückgang des Arbeitsaufkommens die Schließung. Die Werkleitung, Personalrat (ÖPR) und die Stadt Krefeld bemühen sich nun intensiv um die Erhaltung der Arbeitsplätze. Die Rettung des Werkes ist vermutlich aber den neuen „26,4 - Meter-Reisezugstandardwagen“ zu verdanken, die als „UIC-X-Wagen“ mit mehr als 6.145 Wagen bei der Deutschen Bundesbahn ab 1952 in Dienst gestellt wurden und rund 50 Jahre lang in D-Zügen und im IC-Verkehr fuhren. Diese Wagen waren in Oppum ohne wesentliche bauliche Veränderungen instandzusetzen. 1955 wird Oppum daher zur zentralen Aufarbeitungsstelle für Stoßdämpfer der Reisezugwagen. 1975 ist das Werk für Personen, Gepäckwagen und Bahndienstwagen gelistet, und kann 1992 sein 100-jähriges Bestehen feiern.

Zuletzt meldete das Werk rund 950 Beschäftigte, davon 120 Auszubildende. Das Werk hat sich nun auf die Instandhaltung von elektrischen Triebzügen, darunter auch Hochgeschwindigkeitszüge, spezialisiert und führt zudem Unfallreparaturen an Schienenfahrzeugen durch.

Bauwerke

Das Werk Krefeld-Oppum besteht aus ausgedehnten, großflächigen Wagen- und Lokomotivrichthallen, deren Giebelfronten sich nebeneinander aufreihen. Das Werk ist durch eine Gleisharfe erschlossen. Über zwei Schiebebühnen im Außenbereich vor und hinter den Hallen gelangen die Fahrzeuge in die Hallen. Der besondere Eindruck der Giebelfronten ist auch heute fast unbeeinträchtigt möglich, weil sich die Zufahrtstore an den Längsseiten des Hallenkomplexes befinden und deren bauliche Veränderungen sich nicht auf die Fronten ausgewirkt haben. Kriegsschäden wurden durch sorgfältige Reparaturen ausgeglichen. Die Verwendung des Krefeld-Oppumer Ausbesserungswerks, der hohe Durchsatz an wartungs- und reparaturbedürftigen Personenwagen, führte zu diesen außergewöhnlichen, mit Schiebebühnen erschlossenen, eingeschossigen Flächenhallen.

Vor der Werkseinfahrt verdeutlicht ein kugelförmiger Wasserhochbehälter auf einer Stahlkonstruktion einen späteren Erweiterungsabschnitt des Ausbesserungswerks.

Christoph Becker, Verein zum Erhalt des historischen Klärwerks in Krefeld Uerdingen

Literatur:

Scheel, Hans-Hartmut: 100 Jahre Ausbesserungswerk Krefeld-Oppum, Krefeld 1992

ICOMOS, Eisenbahn und Denkmalpflege, Berlin 1997