Mühlenwerke Gottschalk AG
Düsseldorfer Str. 193, Krefeld




Christoph Becker
Mühlenwerke Gottschalk AG Krefeld

Vorgeschichte

Gründer des Unternehmens war Hermann Gottschalk, der 1832 aus einer Elberfelder Kaufmannsfamilie der Textilbranche stammend, die Getreidemühle „obere Lehnsmühle“ in Hilden an der Itter übernahm. Er verwendete diese mit zwei Wasserrädern angetriebene Mühle nun zum Mahlen von Farbhölzern, um Produkte für Färbereien herzustellen. Nach einiger Zeit wechselte er aber zur Getreideverarbeitung zurück und baute die Mühle 1859 mit einer ersten Dampfmaschine weiter aus.

1862 übernahm der Sohn Julius Gottschalk die Leitung der Mühle und setzte die Modernisierung mit einer neuen Dampfmaschine und einer Turbine statt dem Hauptwasserrad fort. 1880 wurde die Leistungsfähigkeit durch eine 125PS starke Dampfmaschine weiter erhöht und bereits 1882 das neue Verfahren der Walzenmüllerei, das zuvor in Süddeutschland und Budapest bestand, auch in Hilden eingesetzt. Dabei wird das Getreide statt mit Mühlsteinen durch Walzen zerkleinert, was den Durchsatz an Getreide erheblich erhöhte, es wurden statt 75 nun 150 Doppelzentner (15t) Weizen täglich gemahlen.

Die Mühle wurde nun von den Söhnen Julius und Albrecht zusammen fortgeführt und 1884 wurden bereits 32,5t täglich gemahlen. 1898 wurde die Erprather Mühle in Neuss erworben, modernisiert, mit Dampfmaschine ausgestattet und kam auf eine Tagesleistung von 100t Weizen und Roggen. Die Nachfrage nach Mehl war aber noch höher, als die Unternehmensstandorte Hilden und Neuss liefern konnten. Insbesondere die Versorgung mit ausländischem Getreide war an den alten Standorten, mangels Anschluss an das für Massentransportgüter erforderliche Wasserstraßennetz, nicht gegeben.

Krefelder Mühle

1907 wurde daher im 1906 eingeweihten Krefelder Rheinhafen ein Gelände am Hafenbecken erworben und im Juli 1908 dort eine moderne Mühle mit Lademöglichkeiten zur Wasserstraße und zur Eisenbahn in Betrieb genommen werden. Ausgeführt wurde die Mühle durch die „Braunschweigische Mühlenbauanstalt Amme, Giesecke und Konegen“, die bei der Pariser Weltausstellung 1900 vertreten war, zudem als der bedeutendste Mühlenbaubetriebe zählte. Die Mühle wurde mit zwei Dampfmaschinen der „Ascherslebener Maschinenbau Act.-Ges.“ mit je 900PS ausgestattet und kam damit in Spitzenzeiten auf eine Tagesleistung von bis zu 400t Getreide. Neben der Mühle wird ein modernes Silogebäude aus Eisenbeton errichtet, das 12.000t Lagerfähigkeit aufweist.

1912 wird das Unternehmen in eine Aktengesellschaft umgewandelt, die „Krefelder Mühlenwerke Gottschalk A.G.“, in der die beiden älteren Mühlen in Hilden und Neuss sind nun Zweigniederlassungen der Krefelder Großmühle. Die Aktienmehrheit geht an eine Gruppe süddeutscher Großmühlen. 1927 werden die schon seit 1912 beteiligten Mannheimer „Werner & Nicola, Germania-Mühlenwerke“ mit eigener Tagesleistung von 330t / Tag, der Mehrheitsaktionär der „Krefelder Mühlenwerke Gottschalk A.G.“.

1932 wird das 100jährige Bestehen der Mühle in Krefeld gefeiert. Um 1936 wurde die Hildener Mühle verkauft und 1995 stillgelegt. 1937 werden die "Mühlenwerke Gottschalk AG" in Krefeld mit der "Werner & Nicola“ in Manheim verschmolzen, die Firma Gottschalk erlischt. Die Krefelder Mühle hat 1977 den Mühlenbetrieb eingestellt und wird seitdem nicht mehr für den Mühlenbetrieb, sondern für Speditions- und Lagerzwecke benutzt.

In der Nachbarschaft errichtete die Firma „Goodmills Deutschland“ 2019 eine neue Großmühle mit 1000t Tageskapazität.

Christoph Becker, Verein zum Erhalt des historischen Klärwerks in Krefeld Uerdingen

Literatur:

Rembert, Karl, Zwei Großmühlen für Öl und Weizen in Krefeld-Uerdingen, Heimat Krefeld, Verein für Heimatkunde e.V., Krefeld, Nr. 15, 1936, S.73

Kronsbein, Stefan: 100 Jahre Rheinhafen Krefeld, Krefeld 2006

Links:

http://gottschalksmuehle.de

www.albert-gieseler.de, Albert Gieseler, Mannheim