Wasserturm Kempener Feld
Gutenbergstraße 27, Krefeld




Stephan Strauß
Wasserturm Kempener Feld

Der tradierte Name des Wasserturms deutet es an: bei seiner Erbauung 1876/77 war hier noch freies Feld, von der expandierenden Stadt Krefeld getrennt durch das Gleis der Crefeld-Kreis Kempener Industrie-Eisenbahn-Gesellschaft (ab 1880: Krefelder Eisenbahn-Gesellschaft). Als Architekt fungierte der damalige Krefelder Stadtbaumeister Johann Burkart, die technische Infrastruktur konzipierte der Dresdener Ingenieur Bernhard Saalbach. Der Wasserturm gehörte zur technischen Infrastruktur der Stadt, kurz vorher war an der Kempener Allee ein Wasserwerk errichtet worden. 1893 entstand für den wachsenden Wasserbedarf ein weiteres Wasserwerk an der Gladbacher Straße, ergänzt 1897/98 durch einen 1974 gesprengten Wasserturm.

Der Wasserturm Kempener Feld an der heutigen Gutenbergstraße ist ein technisches Bauwerk, das allerdings in seiner ziegelsichtigen Hülle aufwändig geschmückt und prägnant gegliedert ist. Dabei ist der eiserne Flachbodenbehälter, der in 36m Höhe liegt, auch im Äußeren ablesbar: hohe umlaufende Wandpilaster am zylindrischen Turmschaft tragen die Segmentbögen eines leicht vorspringenden Zylinders, der durch schmale Rundbogenfenster durchbrochen ist. Ähnliche Fenster belichten auch die darunterliegenden Ebenen, die aus einem kreuzförmig geteilten Kern und einem Kranz von acht identischen Räumen besteht. In der Ebene des Hochbehälters belichteten die Fenster einen schmalen Umgang, der nur durch einen Steigschacht im Außenmauerwerk zu erreichen war. Hier führt eine schmale Treppe am genieteten Hochbehälter entlang auf einen Steg, von dem aus man in den seinerzeit wassergefüllten, nach oben offenen Behälter blicken konnte. Auch die Leitungen, mit denen das Wasser aus dem Wasserwerk in den Hochbehälter hinaufgefördert wurde und von dort einen gleichbleibenden Wasserdruck für die Haus- und Industriewasserversorgung bereitstellte, sind erhalten. Den Stolz der Krefelder auf diesen technische Bauwerk verdeutlicht bereits der Eingang, der durch einen großen Rundbogen aus gelbem Klinker gerahmt ist und über dem Eingang in einer aufwändigen Steinmetzarbeit das damalige Stadtwappen mit dem Hl. Dionysius zeigt, gerahmt durch Rankenwerk und mit einem Mauerring als Krone.

Der denkmalgeschützte Wasserturm blieb nach der Außerdienststellung erhalten und ist heute in Privatbesitz. Ein Vorbesitzer nahm um die Jahrtausendwende im Inneren Veränderungen vor; dabei wurde der Hochbehälter in Teilen aufgeschnitten und durch eine neue Treppe erschlossen.

Stephan Strauß, Historische Bauwerke GbR / Krefeld + Bremen

Literatur:

Franken, Gabriele / Waninger, Götz (Hg.): Krefelder Wasser. 125 Jahre zentrale Wasserversorgung. Krefeld 2002.