Die Entstehung der Anlage in Hoffnungsthal geht zurück auf den in Zündorf bei Köln am Rhein ansässigen Kaufmann Rudolf Phillipp Boullé. Gegründet auf den für ein Hammerwerk guten Standortbedingungen in dem nördlich von Rösrath gelegenen Volberg mit der Wasserkraft der Sülz, den Erzvorkommen und den Kohlenmeilern in den umliegenden Wäldern erhielt Boullé 1773 die Konzession zur Anlage eines Hammerwerks mit zwei Stab- und einem Reckhammer.
Anfangs erzielte der Hammer gute Ergebnisse, so dass Boullé die Anlage weiterer Hämmer im Sülztal plante. Doch schon sechs Jahre nach Inbetriebnahme kam es 1789 zur Stilllegung und in der Folgezeit zur Demolierung des Hammers. 1805 verkaufte Boullé die Anlage an den in der Färbergasse zu Köln wohnenden Großhändler Heinrich Gallenkamp. Angaben zum Betrieb gibt es erst für das Jahr 1809. Von zwei vorhandenen Hämmern war nur einer in Betrieb. Drei Arbeiter produzierten 150000 Pfd. Stabeisen, das nach Holland, Frankreich, Portugal und Spanien geliefert wurde.
Gallenkamp fiel mit seiner Gattin 1814 einer in Köln wütenden Thypusepedemie zum Opfer. Das zum Verkauf angebotene Hammerwerk wurde 1816 von den Gebrüdern Reusch für 7000 Reichsthaler erworben. Die im Bergischen wöchentlichen Intelligenzblatt 1815 veröffentlichte Verkaufsanzeige ist ein wertvolles Dokument über den baulichen Umfang und die Ausstattung des Hammerwerks.
Das Hammerwerk lag an der Westseite des Stauweihers, war in einem Gebäude auf Rechteckgrundriss(118x57 Fuß) eingerichtet und bestand nach der Verkaufsanzeige von 1815 aus zwei Stab- und einem Reckhammer, einer Schleifmühle, einer kleinen Handschmiede, dem Eisenmagazin und einer Wohnung im Obergeschoß. Zum Hammerwerk gehörte außerdem ein Kohlenschuppen mit Zimmermannswerkstatt, die Wohnung des "Faktors" und der Hammerschmieden mit Stall für vier Pferde und zwei Kühe.
Nach dem Plan von 1828 zweigten von dem Stauweiher rechtwinklig vier Zuflüsse ab und führten in das Hammerwerk hinein. Zwei Wasserräder sind eingezeichnet, von denen eines zu dieser Zeit eine Ölmühle betrieb.
Hoffnungsthaler Hämmer, Eisen- und Stahlhammerwerk
Fast 25 Jahre lang betrieben die Gebr. Reusch das Hoffnungsthaler Werk als Reck- und Stahlhammer. Produziert wurde Stab- und Fasseisen, Stahl für Messer, Federn, Beile, Schneide, Schaare und Rutschenfedern. Aus dem Reckhammerbetrieb resultierten platte, vier- und achteckige Eisen. Der Absatz ging nicht mehr ins Ausland, sondern vorwiegend in die Weinanbaugebiete am Rhein.
Die 1879 im Ruhrgebiet aufgenommene Flussstahlproduktion bewirkte in Hoffnungsthal das Ende des Puddelofenbetriebs. Der Flussstahl wurde anfangs in schweren Blöcken vom Stahlwerk bezogen, im Schweißofen erhitzt, mit schweren Dampfhämmern bearbeitet und unter nochmaligem Erhitzen zu langen Stangen ausgeschmiedet. Später wurde vorgewalztes Material in Brammen angeliefert, im Schweißofen erhitzt und zu langen Stäben ausgewalzt. Vermutlich wurde mit Verwendung von Flussstahl die Stahlproduktion in den Puddelöfen aufgegeben.
1887 wurde der Hammerbetrieb aufgegeben und die letzten Hammerwerkseinrichtungen abgebrochen. Eine Schnellwalzenstraße mit Turbinen- und Dampfmaschinenantrieb erweiterte die Leistungsfähigkeit erheblich.
Der Fremdbezug von Stahl musste die Transportprobleme verstärken. Überlegt wurde sogar eine Werksverlegung. Mehrere Projekte für einen verbesserten Materialtransport wurden ausgearbeitet. Schließlich wurde der Bau einer Sekundärbahn von Bensberg nach Hoffnungsthal erreicht. Die Bahn wurde 1890 bis Hoffnungsthal eröffnet. Das um 1895 entstandene Schaubild präsentiert stolz das Bild eines im Wesentlichen zwischen 1866 und 1890 entstandenen Blechwalzwerks mit Eisenbahnanschluss.
Nach einer schon 1929 spürbaren Absatzkrise musste die Produktion 1931 stillgelegt werden. Die Maschinen und die übrige technische Ausstattung wurden verschrottet, die Gebäude verfielen.
1939 gab es den Versuch eines Neuanfangs mit der Produktion von Heizkörpern. Dazu wurden die inzwischen stark schadhaften Gebäude umgebaut. Anstelle der Rundbogenfenster wurden große Rechtecköffnungen in die Fassaden gebrochen. Die südlichen Giebelfassaden des Blechwalzwerks wurden fast völlig erneuert. Bald nach Fertigstellung des Umbaus begann der Zweite Weltkrieg. Für Heizkörper gab es keinen Markt mehr weil der Wohnungsbau weitgehend ruhte. Hoffnungsthal wurde zu einem Rüstungsbetrieb mit der Produktion von Bomben und Granaten. Die Belegschaft erhöhte sich schnell von 100 auf 600, darunter viele Frauen und Fremdarbeiter besonders aus Holland.
Nachdem das Werk kurzzeitig von alliierten Truppen besetzt war, gab es 1948 einen Neuanfang. Die Produktion von Stahlheizkesseln und seit 1949 Stahlradiatoren begründeten ein stetiges Werkswachstum. Gegenüber dem alten Blechwalzwerk verdoppelte sich die von Hallen bebaute Werksfläche. 1964 arbeiteten 400 Beschäftigte im Werk.
Das überlieferte Gebäude ist bis zu der im Lageplan gekennzeichneten inneren Querwand in wesentlichen Teilen um 1870 mit der Umwandlung des Werkes in ein Blechwalzwerk entstanden. Es handelt sich um ein Komplex von verputzten Backsteinhallen mit Satteldächern. Der Komplex endet im Norden mit einem in die nördliche Querwand einbezogenen Schornstein.
Seitlich neben diesem Doppelgiebel ist der Sockel des vorderen Schornsteins erhalten. Dahinter schließt sich mit knappem Abstand das Kessel- und Maschinenhaus an (später: Kupferschmiede). Das Maschinenhaus für die zum Antrieb der Blechwalzanlage erforderliche Dampfmaschine ist zum Werkshof giebelständig ausgebildet. Im Giebeldreieck sind die Balken des Dachstuhls und die profilierten Balkenköpfe der Pfetten sichtbar.
Die Außenarchitektur ist generell durch die verputzten Backsteinfassaden und die großen rechteckigen Fensteröffnungen mit gußeisernem Sprossenwerk von 1939 gekennzeichnet. In den Rundfenstern der Südgiebel befinden sich kleinteilige Sprossenfenster wohl aus der Zeit um 1870 mit einer an florale Grundformen erinnernden Sprossengliederung. Am rechten Rundfenster sind als Emblem Schlägel und Eisen montiert.
Im Inneren des Fabrikbaus befindet sich noch die zum Antrieb des Blechwalzwerks 1911 eingebaute Turbine. Es handelt sich um eine Francis-Turbine von Briegleb&Hansen/Gotha. Die etwa 90 bis 95 PS starke Turbine und die ungefähr gegenüberliegende Dampfmaschine trieben die Walzgerüste des Blechwalzwerks.
Schon 1903 war mit der Antriebsachse des Blechwalzwerks auch eine Dynamomaschine zur Stromerzeugung verbunden. Von den in den folgenden Jahrzehnten immer weiter ausgebauten Anlagen zur Stromerzeugung ist ein 1939 erworbener Generator der Fa. Poge/Chemnitz erhalten. An der Wand hinter dem Generator befinden sich zwei Ölabscheider und ein großes Meßinstrument vermutlich zur Angabe der Wasserdurchflussmenge in m³/Minute.
Der Generator wird von einer quer durch den Turbinenraum reichenden Achse über Seile angetrieben. Diese Achse ist mit der Turbine mittels Antriebsrad und Transmissionsriemen verbunden.
Die dreischiffige Halle wird von kräftig dimensionierten Holzbindern überspannt. In den eingeschossigen Backsteinwänden befinden sich teilweise zugemauerte Rundbogenöffnungen.
In allen offen gebliebenen Fensteröffnungen der beiden Hallen sind kleinteilige Gusseisenfenster erhalten.
In den Hallen befand sich ursprünglich die Glüherei, in der die Rohstücke zur Vorbereitung des Walzvorganges geglüht wurden. Die Glühöfen wurden seit dem Bau einer Generatorenanlage 1926 von dort mit Wärme versorgt. Vermutlich seit Aufnahme der Produktion von Radiatoren wurden die Hallen zur Montage genutzt.
• Denkschrift zum hundertjährigen Geschäftsjubiläum der Firma Gebrüder Reusch in Hoffnungsthal. Bez. Köln, Köln 1916
• Geschichtsverein Rösrath(Hg.): Rösrath ein Tor zum Bergischen Land, Rösrath 2000/01
• Jux, Anton: Aus den Anfängen des Hoffnungsthaler Hammers, in: Jahrbuch der Rheinisch-Bergischen Kreises 1939, S. 118-136
• Raab, Kurt: Firmen und Personengeschichte der Gebr. Raab in Kleinfischbach bei Wiehl 1750-1900, Rösrath 1997
• Reusch, Günther: "Dass des Führers Wille werde, dienen wir mit unserem Tun". Die Firma Reusch im Zweiten Weltkrieg, in: Schriftenreihe des Geschichtsvereins für die Gemeinde Rösrath und Umgebung e.V., 5. Band 1/81, Rösrath 1981, S. 70-81
• Rutt, Theodor: Heimatchronik des Rheinisch-Bergischen Kreises, 2. Aufl. Köln 1964
• Rutt, Theodor: Rösrath im Wandel der Geschichte, Rösrath 1970
• Zepp, J.: Die Geschichte des Familienunternehmens Gebr. Reusch, Hoffnungsthal 1966