Hochofenwerk Uckange
1 Rue du Jardin des Traces, 57270 Uckange, Frankreich
Texte und Dokumente
Chronik
Alena Maria Lauer: Die Hütte Uckange
Bernard Colnot: Das Hochofenwerk in Uckange– Stilllegung und Schwierigkeiten der Erhaltung als Denkmal
Literatur





Chronik


1704
Ansiedlung der Familie de Wendel in Hayange; Beginn der industriellen Förderung und Verarbeitung von Erzen im Lothringen

Seit 1865
Erwerb umfangreicher Minettefelder durch Gebr. Stumm in Lothringen zur Versorgung der Stumm-Hütte in Neunkirchen mit Erz; Minetteerze sind phosphorhaltig und haben einen Eisengehalt von etwa 30 %

1871
nach Ende des deutsch-französischen Krieges wird Lothringen von Deutschland teilweise annektiert; Unternehmen aus dem Ruhrgebiet und dem Saarland erwerben vermehrt Erzkonzessionen und errichten Hüttenwerke

1879/80
starke Aufwertung der phosphorreichen Erzvorkommen(Minette) in Lothringen und Luxemburg durch Erfindung und Einführung des Thomas-Verfahrens; de Wendel erwarb schon 1879 die Rechte an diesem Verfahren; verstärktes Interesse von Unternehmen aus dem Ruhrgebiet, Saarland und Belgien für den Bau von Hüttenwerken im Minette-Gebiet

1881
die Dillinger Hüttenwerke aus dem Saarland bauen die Redinger Hütte, 1888 entstehen die Rombacher Hüttenwerke(Rombas); 1898 errichtet Röchling die Karlshütte in Diedenhofen; herausragende Industrieplanungen der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg waren die Adolf-Emil-Hütte in Luxemburg 1909-14 (sh. Belval) und die Thyssen-Hütte in Hagondange (1911-14); in diesem Rahmen ist die auch die Stumm-Hütte in Uckange zu sehen

1887
Erwerb von Grundstücken in der Umgebung von Uckange durch Gebr. Stumm

1890-1913
Bau der Hochofenanlage in Uckange durch Gebr. Stumm 1

1891
Hochofen 1 fertiggestellt

1897/98
Bau von vier weiteren Hochöfen; die Hütte in Uckange versorgte das Stumm-Stammwerk in Neunkirchen zusätzlich mit Roheisen

1906
auf dem ca. 70 ha großen Hüttengelände stehen 5 Hochöfen mit je 442 m3 Fassungsvermögen; Jahreserzeugung: 240.000t Roheisen Gichtgase wurden genutzt zur Kesselfeuerung, für die Erhitzung des Gebläsewindes und den Betrieb von Gaskraftmaschinen; Koks wurde aus dem Neunkircher Eisenwerk und aus Gruben im Ruhrgebiet geliefert 520 Beschäftigten in Uckange Erzeugung von Thomas- und Puddelroheisen

1913
216.000t Jahresproduktion; 590 Beschäftigte

1913-20
Bau von zwei weiteren Hochöfen

1918
Enteignung der Hütte durch den französischen Staat

1919
Erwerb von 60% durch Société Anonyme des Forges et Aciéries de Nord et Lorraine (FANL); 40% Anteile hielt der deutsche Industrielle Otto Wolf; Reduktion der Hochofenanlage auf 4 Öfen; Modernisierung der Produktion mit Leistungserhöhung der Hochöfen; die Hochöfen 1, 2 und 4 produzierten bis zu 120 Sorten Gusseisen

1929-31
Modernisierung und Neubau Hochofen 4

1965
Umwandlung in Vereinigte Hochofenwerke Saulnes und Uckange „HFRSU“ = Hauts Fourneaux Réunis de Saulnes et Uckange); nach der Fusion der beiden Hüttenwerke wurden die Hochöfen in Saulnes stillgelegt HFRSU war Teil des Unternehmens USINOR. Eingliederung des Hochofenwerks in Uckange in eine Gruppe mit den Hütten in Rombas und Hayange/Patural sowie der Kokerei in Serémange. Name dieser Gruppierung: LORFONTE-SOLLAC Spezialisierung in Uckange auf die Produktion von Gießerei-Roheisen; Uckange war das einzige Werk in Frankreich für Gießerei-Roheisen; Modernisierung der Produktionsanlagen und Umstellung auf die Verwendung von Hämatiterze aus Übersee mit 60-65% Eisengehalt 1 Mio t Jahresproduktion; 1150 Beschäftigte

1964/65 Abbruch Hochofen 2
1966/67 Stilllegung Hochofen 3
1976 Neuzustellung Hochofen 4
1988 Hochofen 4 wird wieder angeblasen 2
Erwerb durch ARCELLOR; zuletzt Teil des Konzerns ARCELOR/MITTAL

1989
Gründung der Kommunalvereinigung ESFOLOR; Vorsitz: Bernhard Carnot

1991
Stilllegung Hochofen 1 am Tag nach der Stilllegung: Vorbereitung Antrag auf Eintragung in die Denkmalliste; auf Bitte des Bürgermeisters Michel Paradeis übernimmt der ehem. Chef-Ingenieur und Produktionsleiter Bernard Carnot diese Aufgabe

2001
endgültige Eintragung in die Denkmalliste, nachdem die Eintragung von 1991 zuvor durch den Alteigentümer erfolgreich gerichtlich angefochten worden war

2011
Eröffnung „Park der Spuren“



Alena Maria Lauer
Die Hütte Uckange



Eisenerzbergbau in Lothringen

Hochofenanlage in Uckange (Schütz 1908)
Der Eisenerzbergbau in Lothringen spielt eine wesentliche Rolle für die Entstehung des Hüttenwerkes in Uckange. Die Ursprünge des Eisenerzbergbaus in Lothringen gehen auf das 8. Jahrhundert n. Chr. zurück. Zu dieser Zeit wurde bereits Eisenerz in Lothringen abgebaut. Bei diesem Eisenerz handelte es sich um das sogenannte „fer fort“, ein Bohnerz aus Brauneisenstein, das einen Eisengehalt von etwa 50 % besitzt und nahezu kein Phosphor enthält. Das größte Eisenerzvorkommen in Lothringen befand sich auf einem 450 Meter hohen Erzberg in der Nähe der französischen Gemeinde Aumetz. Um das Erz weiterverarbeiten zu können, wurden nach und nach Hüttenwerke, die sogenannten „forges“, errichtet. Ein wesentlicher Standortfaktor für die Errichtung der Hüttenwerke stellte die Nähe zu Flüssen dar, da mithilfe des Wassergefälles die notwendigen Maschinen betrieben werden konnten. Neben der Flussnähe spielte der Waldreichtum eine große Rolle, da eine große Menge an Holzkohle für die Verhüttung benötigt wurde.

Schnitt durch Hochofen 4 mit Winderhitzer (links) und Gießhalle / Staubsack (rechts)
Durch das Zeitalter der Industrialisierung, das Mitte des 18. Jahrhunderts einsetzte, erfolgte ein Wandel in der Geschichte des Eisenerzbergbaus. Als wesentliche Neuerung galt dabei die Ablösung der Holzkohle durch Steinkohle in Form von Koks, der als Brennstoff für die Verhüttung der Erze verwendet wurde. Einen weiteren wichtigen Schritt in der Entwicklung des Eisenerzbergbaus in Lothringen stellte die Ansiedlung der Großindustriellenfamilie de Wendel in Hayange, einer französischen Gemeinde im Département Moselle, dar. Diese betrieb dort ab 1769 erstmals einen Hochofen mit Koks in einem Hüttenwerk. Mit der Änderung des Bergrechts nach 1810, das die Trennung von Bergwerkkonzession und Grundeigentum vorsah, begann eine erfolgreiche Entwicklung des Bergbaus. Während die Mengen an fer fort immer stärker abnahmen, verlagerte sich der Abbau schließlich auf „Minette“, ein phosphorhaltiges Sedimentgestein mit einem Eisenanteil von ca. 20 bis 35 %. Da Minette einen hohen Phosphoranteil enthält, konnte es anstatt zur Erzeugung von gebrauchsfähigem Stahl lediglich für die Herstellung von Gusseisen verwendet werden.

Lageplan der Hochofenanage mit vier Hochöfen.
Durch den Deutsch-Französischen Krieg, der von 1870 bis 1871 anhielt, wurde das Département Moselle nach der Niederlage Frankreichs durch den Norddeutschen Bund (Preußen) deutsches Gebiet.Als bedeutender Wegbereiter für die Montanindustrie galt zu dieser Zeit das Unternehmen der Gebrüder Stumm, ein Montankonzern, der bereits 1806 von den drei Brüdern Friedrich Philipp Stumm, Christian Philipp Stumm sowie Johann Ferdinand Stumm gegründet wurde und zu den größten deutschen Industrieunternehmen zählte.5 Infolge der französischen Niederlage kauften die Gebrüder Stumm zwei Minettefelder, die zum Abbau freigegeben wurden. Hierbei handelt es sich um die heutigen französischen Gemeinden Hettange-Grande sowie Sainte Marie aux Chênes. Diese Minettefelder wurden für die Versorgung der Stumm-Hütte, dem Hauptwerk in Neunkirchen, mit Eisenerz benötigt.

Einen wichtigen Schritt in der Entwicklung der Stahl- und Eisenindustrie stellte die Erfindung und Einführung des Thomas-Verfahrens im Jahr 1879/1880 dar. Das Thomas-Verfahren ermöglichte das Zuführen von Sauerstoff in das flüssige Roheisen, sodass der ablaufende Oxidationsprozess ausreichend Wärme erzeugte, um den Stahl flüssig zu halten. Der verwendete Konverter, die sogenannte Thomas-Birne, war insbesondere für die Verarbeitung von phosphorreichen Roheisen gut geeignet. Somit gewannen durch diese Technologie phosphorreiche Roheisenvorkommen an Bedeutung und das Interesse von Unternehmen aus dem Ruhrgebiet, dem Saarland und Belgien an dem Bau von Hüttenwerken in den Gebieten mit Minette-Vorkommen stieg an. Bereits im Jahr 1879 erwarb die Familie de Wendel Rechte an diesem Verfahren.


Die Hütte Uckange

Das Hüttenwerk Uckange zählt zu einem der bedeutendsten Werke der Stahl- und Eisenindustrie in Lothringen und basiert auf einer umfangreichen Historie mit zahlreichen Entwicklungen und Veränderungen. Bereits kurz nach der Erfindung des Thomas-Verfahrens und dem daraus resultierendem Interesse an lothringischen Minette-Gebieten erwarb das Unternehmen Gebrüder Stumm im Jahr 1887 ein 24 Hektar großes Gelände in Uckange, einer französischen Gemeinde im Département Moselle in Lothringen. Als wichtiger Standortfaktor galt dabei die Mosel, die unmittelbar am Gelände vorbeiführt. Im Jahr 1890 wurde auf diesem Gelände ein Eisenhüttenwerk, die „Eisenhütte Gebrüder Stumm“ errichtet.Zwischen 1890 und 1897 entstanden dort vier Hochöfen11 und der erste Hochofen wurde bereits 1891 in Betrieb gesetzt.12 In den Folgejahren (1904-1906) wurde die Anlage um einen fünften und einen sechsten Hochofen erweitert. Weiterhin wurde das Gelände im Zuge dessen auf 70 Hektar ausgebaut.

Mit dem Ende des Ersten Weltkrieges 1918 erlebte das Werk einen neuen Wandel. Durch den Vertrag von Versailles gehörte das Département Moselle wieder dem französischen Staatsgebiet an. Infolgedessen erhielt die Vereinigung „Forges et Acieries de Nord et Lorraine“ (FANL), Vereinigung der Eisen- und Stahlhüttenwerke des Nordens und Lothringens, das Besitzrecht für das Hüttenwerk Uckange.Die folgenden Jahre von 1929 bis 1931 waren geprägt von ersten Investitionen in das erneuerte Werk sowie von der Modernisierung und dem Neubau des Hochofens 4. In dieser Zeit wurden die sechs Hochöfen auf insgesamt vier aktive Hochöfen reduziert. Insgesamt blieb das Werk jedoch von radikalen Veränderungen unberührt.

Einen weiteren Einschnitt in die Entwicklung des Hüttenwerkes von Uckange stellte der Zweite Weltkrieg dar. Nach der Annektierung des französischen Gebiets durch Deutschland zwischen 1940 und 1945 wurde das Werk in „Neunkirchen Eisenwerk Ückingen“ umbenannt. Mit der Niederlage Deutschlands wurde das Département Moselle endgültig wieder französisches Staatsgebiet, sodass das Hüttenwerk erneut seine ursprüngliche Bezeichnung durch de FANL erhielt. 1965 erfolgte eine Fusion mit den Hüttenwerken der französischen Gemeinde Saulnes. Infolgedessen wurde die Vereinigung „Hauts-Fourneaux Réunis de Saulnes et Uckange“ (HFRSU), die als Teil desfranzösischen Stahlkonzerns „Union Sidérurgique du Nord de la France“(USINOR) galt, gegründet.Während die Hochöfen in Saulnes nach der Fusion stillgelegt wurden, erfolgte in Uckange eine Spezialisierung auf die Produktion von Gießerei-Roheisen. Damit galt die Hütte in Uckange als einziges Werk in Frankreichmit dieser Produktion. In dieser Zeitfanden vor allem Modernisierungen der Produktionsanlagen sowie eine Umstellung auf die Verwendung von Hämatiterzen, die einen Eisengehalt von 60 bis65 % aufweisen und aus Übersee importiert wurden, statt. Zwischen 1964 und 1965 erfolgte der Abrissdes Hochofens 2, woraufhin in den beiden folgenden Jahren der Hochofen 3 stillgelegt wurde.Einwichtiger Schritt in der technischen Entwicklung desWerkesgelang1975 mit der Durchführung zahlreicher technischer Experimente in Zusammenarbeit mit dem „Institut de Recherche de la Sidérurgie“ (IRSID). Hierbei wurden Öl und Kohleanstelle des traditionellen Koks pulverisiert. Der Betrieb der Hochöfen richtete sich nach der aktuellen Auftragslage, sodass die Hochöfen nach Bedarf an- und ausgeschaltet wurden. Im Jahr 1976erfolgte der Neubau des Hochofens 4, der erst zwölf Jahre später wieder angeblasen wurde. Im selben Jahr wurden alle Hochofenanlagen Lothringens (Lorfonte) vereinigt.

Das Jahr 1991 gilt als wesentlicher Wendepunkt in der Historie des Hüttenwerks Uckange. Bereits im Sommer dieses Jahreswurde die Schließung der Anlage angekündigt. Dies hatte zahlreiche Demonstrationen gegen die Schließung zur Folge. Für Unterstützung der Demonstranten sorgte im Oktober 1991 der Sänger Bernard Lavilliers, der ein Konzert im Hüttenwerk gab. Dennoch erfolgte am17.Dezember 1991 der letzte Abstich des Hochofens 4. Vier Jahre später, am 31. Juli1995, wurde durch den Präfekten von Lothringen ein Verfahren eingeleitet, das die Aufnahme der Hochofenanlage in die Denkmalliste beschloss. Dieser Beschluss untersagte jegliche Abbrüche im denkmalgeschützten Bereich.Erst im Jahr 2001 erfolgte ein zweites Verfahren mit der endgültigen Eintragung des Hüttenwerks in die Denkmalliste. Im selben Jahr wurde der Beschluss zum Erwerb des Geländes durch die „Communauté d’Agglomération du Val de Fensch“, die im Mai2005 das Gelände endgültig in Besitz nahm, gefasst. Als erste Umstrukturierungsmaßnahme wurden anschließend Asbestsanierungsarbeiten sowie Sicherheitsmaßnahmen auf dem Gelände durchgeführt. Im Jahr 2007 folgte die Eröffnung des Hüttenwerks als musealer Landschaftspark, die durch ein Projekt des Künstlers Claude Lévêque begleitet wurde. Seit 2008 öffnet die Anlage jährlich in der Saisonzeit zwischen April und November.


Das ursprüngliche Hüttenwerk

Das ursprüngliche Hüttenwerk Uckange umfasste im Jahr 1901 bereits ein umfangreiches Gelände mit zahlreichen Gebäudekomplexen, das in einem historischen Lageplan dargestellt ist. Während das gesamte Gelände etwa 70 Hektar umfasste, waren davon knapp 51 000 Quadratmeter als überbaute Fläche zu verzeichnen.

Zu dieser Zeit bestand die Anlage aus vier Hochöfen, die ein Fassungsvermögen von je 340 Kubikmetern aufwiesen und täglich im Durchschnitt 480 Tonnen Roheisen erzeugten. Die Jahresproduktion belief sich im Jahr 1901 auf 170 000 Tonnen. Die Hochöfen selbst entsprachen den damaligen Anforderungen an moderner Technik. Dies wird dadurch verdeutlicht, dass sie mit einem freistehenden Schacht ohne Mantel sowie einem doppelten Gichtverschluss versehen waren.

Obwohl die austretenden Gichtgase im Jahr 1901 noch zur Kesselfeuerung und zur Erhitzung des Gebläsewindes verwendet wurden, wurde bereits zu diesem Zeitpunkt auf eine zukünftige Verbrennung der Gichtgase für den Betrieb von Gaskraftmaschinen hingewiesen. Die Kühlung der Böden und Gestelle der Hochöfen erfolgte durch die Zugabe von Wasser.

Im Anschluss an die einzelnen Hochöfen befanden sich das Maschinenhaus sowie die Dampfkessel auf dessen gegenüberliegender Seite. Die Kesselanlage umfasste zu dieser Zeit insgesamt 17 Flammrohrkessel von je 104 Quadratmetern Heizfläche, wovon jedoch nur ein Teil in ständigem Betrieb war. Bis 1908 wurde die Anlage um vier weitere Flammrohrkessel erweitert. Die Erhitzung der einzelnen Kessel erfolgte lediglich durch die Gichtgase.

Einen wesentlichen Bestandteil der Hochofenanlage stellt die Winderhitzung der Hochöfen dar. Um 1901 umfasste die Anlage insgesamt 18 steinerne Winderhitzer, die sich unmittelbar an den einzelnen Hochöfen aufreihten und Temperaturen von bis zu 850 °C erreichten. Deren Anzahl wurde im Jahre 1908 auf 22 erhöht.

Den notwendigen Gebläsewind erzeugten vier stehende Verbund-Gebläsemaschinen.

Hochbahn und Erz- /Kokslager
Im Südwesten der Anlage lag die Hochbahn mit Erzbehältern, zu der paralleldie Koksgleise verliefen. Da das Werk zu diesem Zeitpunkt noch keine eigene Kokerei besaß, wurden das Koks sowie das Erz, die für den Betrieb des Hochofens notwendig sind, aus dem Neunkircher Werk und aus Westfalen durch Bahntransporte geliefert. Zum Ausladen der Erze diente die Hochbahn mit den Erzbehältern, denen der entsprechende Bedarf an Erz entnommen wurde. Eine historische Zeichnung von 1901 zeigt die Hochbahnanlage für die Entladung der Erzbehälterauf der rechten Seite sowie die dazu parallel verlaufenden Koksgleise auf der linken Seite.

Gichtbühne. Erz und Koks werden mit Handkarren in den Hochofen eingegeben
Das Erz und das Kokswurden durch die Arbeiterschaft in Loren zu den Hochöfen gefahren. Auf der Gichtbühne fand im Anschluss die Entladung der beiden Rohstoffe in den Hochofen statt.

Im Osten der Anlage grenzt das Roheisengleis unmittelbar an die einzelnen Hochöfen an. Dieses Gleis diente dem Verladen des Roheisens aus dem Hochofen. Das Ausstellungsgleis verlief im Südwesten parallel zur Hochbahn, an dessen Stelle heute die Bahngleise für den Zugverkehr liegen. Im Nordwesten des Lageplans ist eine Abzweigung von dem Ausstellungsgleis abgebildet, die die Ausziehgleise darstellen. Unmittelbar an die Dampfkesselgrenzten mit drei Gebäudekomplexen die Werkstätten, Lagerräume und der Betriebsdienst an. Zusammen mit dem Lokomotivschuppen formten sie einen rechteckigen Hof. Eine weitere Lagerhalle befindet sich nördlich der zuvor benannten Gebäudekomplexe in Form eines Schuppens für feuerfeste Steine. Den Abschluss bildet schließlich ein kleines Gebäude, in dem die Schlackenbrecherei untergebracht ist. Die Schlacke, die aus den Zuschlägen für die Herstellung von Roheisen im Hochofen entsteht, spielt eine wesentliche Rolle für den Hochofenprozess. In der Schlackenbrecherei wurde die aus dem Hochofen entfallene Schlacke, die zuvor durch den Gussmeister überprüft wurde, klein geschlagen. Verwendung fand sie sowohl in der Bettung von Bahngleisen, als auch in Form von Schlackensand für Schlackensteine sowie für die Mörtel-und Zementaufbereitung.

Die südliche Bebauung der Anlage beinhaltet die öffentlichen Einrichtungen und Wohnhäuser der Arbeiterschaft, die sich entlang einer Straße, die heutzutage in die gesamte Parkanlage integriert ist und lediglich als Fußgängerpfad fungiert, aufreihen. Während südwestlich eine Speise- und Badeanstalt sowie ein Laboratorium angesiedelt waren, befanden sich im Südosten ein Wirtschaftsgebäude, ein Verwaltungsgebäude sowie ein Schlafhaus und eine kleine Kapelle. Um diese einzelnen öffentlichen Einrichtungen gruppierten sich einzelne Wohnhäuser.

Das Hochofenwerk Uckange galt lediglich als Produktionslieferant von Roheisen, das zur weiteren Verarbeitung in das Neunkircher Werk abtransportiert wurde. Hierbei handelte es sich um manganfreies Thomasroheisen, das nach dem Thomas-Verfahren benannt ist. Nachdem das zunächst flüssige Roheisen aus dem Hochofen in die Gießhalle floss, wechselte es durch das Erkalten in den festen Zustand. Um das Roheisen transportieren und weiterverarbeiten zu können, wurde es durch die sogenannten Masselschläger zerkleinert. Aufgrund des hohen Kraftaufwands für das Zerschlagen des Roheisens, entstanden zu dieser Zeit Überlegungen zur Anfertigung einer mechanischen Gießvorrichtung in Form eines Bandes mit entsprechenden Gießformen. Als Endprodukt dieses Vorgangs entstanden kleine Roheisenblöcke, die als Masseln bezeichnet werden.
Masselschläger


Für die Herstellung von brauchbarem Stahl wurden die Roheisenblöcke für den Thomas-Prozess nach Neunkirchen versandt. Neben dem Thomasroheisen wurden ca. 45 000 Tonnen der gesamten Jahresproduktion an Roheisen für Puddelroheisen verwendet. Hierbei handelt es sich um die Weiterverarbeitung des Roheisens in Stahl mithilfe des Puddelverfahrens. Durch den Vorgang des Frischens wurde der Kohlenstoffanteil des Eisens sowie der Anteil weiterer schädlicher Stoffe mittels Sauerstoffzufuhr verringert. Das Schmiedeeisen fand unter anderem Verwendung in der Herstellung von Schienen und Blechen sowie im Brückenbau.

Eine Besonderheit der Arbeit im Hochofenwerk um 1900 stellten die Arbeitsbedingungen dar. Insbesondere auf der Ebene des Abstichs, wo das flüssige Roheisen bei1470 °C aus dem Ofen herausfloss und Raumtemperaturen von bis zu 50° C in der Gießhalle erreicht wurden, galt die Arbeit als gefährlich. Zu den Erschwernissen zählten weiterhin neben schweren Erz-und Koksladungen die heißen Maschinen, Lärm und Staub. Das Hüttenwerk musste in ständigem Betriebs sein, sodass das Personal in Schichten rotierte. Lediglich für Wartungen sowie Unfälle wurde die Produktion kurzzeitig eingestellt. Erst mit dem Beginn der 1950erJahre verbesserten sich die Arbeitsbedingungen allmählich. Hierzu zählten die Einführung von Schutzmaßnahmen wie zum Beispiel die Ausrüstung mit Helmen, Schutzbrillen und Schutzkleidung aus Asbest.

Luftbild
Das Hüttenwerk heute Das Hüttenwerk Uckange erlebte in den letzten Jahrzehnten einen enormen Wandel. Am aktuellen Luftbild der Anlage wird das Ausmaß der Veränderungen im Vergleich zur Zeit um 1900 erkennbar.

Die heutige Anlage, die 1991 stillgelegt wurde, enthält von den ursprünglichen sechs Hochöfen lediglich einen Hochofen, den Hochofen 4, der in den 1930er Jahren modernisiert wurde, seit 1969 unter Denkmalschutz steht und das Herzstück der Anlage darstellt. Trotz diverser Reparaturarbeiten im Jahr 1969 blieb die Gesamtstruktur des Hochofens bezüglich des äußeren Erscheinungsbildes sowie der Originaltechnik der Beschickung erhalten.

Schnitt durch Hochofen 4
Eine Schemaskizze des Hochofens 4 verdeutlicht den Aufbau. Die rote Markierung stellt den Schachtbereich, den Hauptteil des Hochofens, dar. In diesem Bereich reagieren die Eisenerz- und Koksschichten aufgrund des Hochofens miteinander. Im Anschluss befindet sich ein schmaler zylindrischer Zwischenring, der Kohlensack (orange). Hier verstärkt sich die Reaktion zwischen Koks und Erz, sodass Roheisen entsteht. Darunter befindet sich die Rast in Form eines Kegelstumpfes (gelb), die in das zylindrische Gestell (hellgelb) übergeht. In der Rast entstehen die heißesten Temperaturen aufgrund des Heißwindes, der über die Heißwindringleitung in den Ofen eingeführt wird. Im Gestell werden schließlich die flüssige Schlacke und darunter das Roheisen gesammelt, die durch den Abstich herausfließen.

Die ursprüngliche Kesselanlage mit den 17 Flammrohrkesseln ist heute nicht mehr erhalten. An deren Stelle trat eine Kesselhalle, die Dampfkessel für den Antrieb der Gebläsemaschinen enthielt und sich im nördlichen Teil der Gesamtanlage befindet. Bei den Dampfkesseln handelt es sich um fünf Steilrohr-Kessel der Firma Babcock & Wilcox aus dem Jahr 1929, die mit dem aus dem Hochofen austretenden Gichtgas befeuert wurden und einen hohen Seltenheitswert aufweisen.

Die Winderhitzung für den Hochofen basiert heute lediglich auf drei Cowpern, die sich unmittelbar am Hochofen befinden.

Auf der gegenüberliegenden Seite der Kesselhalle knüpft unmittelbar die Gebläsehalle, die erst am Anfang des 20. Jahrhunderts entstand, an. Diese beinhaltet vier Dampfturbinen, die durch den Dampf der Kesselbetrieben wurden und den Heißwind für den Hochofen erzeugten. Die originalen Kompressoren aus der Zeit der Gebrüder Stumm sind heute nicht mehr erhalten, da sie im Laufe der Zeit durch Elektromotoren ersetzt wurden.Die Gebläsehalle zeichnet sich durch einen besondere Innenraum aus, der durch eine Treppenanlage im Jugendstil akzentuiert wird.

Von links nach rechts : Erzbunker, Winderhitzer, Hochofen mit Senkrechtaufzug
Von der ursprünglichen Hochbahnanlage und de Koksgleis sind keine Spurenmehr sichtbar. An deren Stelle ist ein Speisesilo getreten, das als Eisenerzbunkerfungiert. In diese findet die Befüllung der Gefäße statt, über die die Beschickung des Hochofens erfolgt. Über einen senkrechten Aufzug wurden diese mithilfe von Kransystemen zur Gichtbühne transportiert. Der Senkrechtaufzug mit dem Titel „System Fa. Stähler“ stellt eine Besonderheit im Vergleich zu anderen Transportmitteln in anderen Hüttenwerken dar. Als herkömmliche Beschickung gilt die Beschickung über einen Schrägaufzug. Die Beschickung über einen senkrechten Aufzuggilt als wesentliche Ursache für die denkmalpflegerische Erhaltung des Hochofens vier, da die Hochöfen drei und eins auf der herkömmlichen Beschickung über das Skip-System, das die Wagenbeschickung über einen Schrägaufzug bezeichnet, basieren. Ein langer Pfad, der östlich der Anlage an dem Hochofen vorbeiführt, weist auf die Lage desursprünglichen Roheisengleises hin. An der Stelle des Ausstellungsgleises im Westen der Anlage liegt heutzutage das Bahngleis für den Zugverkehr. Die ursprünglichen Lagerräume, Werkstätten und Schuppen wurden im Laufe der Zeitdurch neue Gebäude ersetzt. Hierbei handelt es sich einerseits um die Kompressorenhalle, die unmittelbar an die Gebläsehalle angrenzt .Weiterhin wird das Gebäudeensemble durch Mechanikwerkstätten als auch durch eine Elektrohalle ergänzt. Letztere dient der Steuerung der Maschinen und enthält zahlreiche Elektroschränke zur Stromversorgung. Die heutige Gießhalle, in die das flüssige Roheisen floss, befindet sich direkt hinter dem Hochofen.


Projekt U4 – Erhaltungskonzept
MECILOR


Die Erhaltung des Hüttenwerks Uckange wird durch einen kontinuierlichen Planungsprozess erreicht. Als wesentlicher Schritt nach der Stilllegung der Anlage 1991 galt die Gründung der Vereinigung „Mémoire Culturelle et Industrielle de Loraine“ (MECILOR). Die Zielsetzung dieser Vereinigung besteht insbesondere in der Bewahrung der Industriekultur von Uckange durch die Erhaltung des einzigen Hochofens aus dem 20. Jahrhundert als Denkmal, dem Hochofen 4. Im Zusammenhang damit wurde das Projekt „Evol’U4“ in einem kulturellen, technischen, wissenschaftlichen, künstlerischen sowie sozialen Rahmen geschaffen. Evol’U4 umfasst im Wesentlichen die Schaffung einer Parkanlage mit dem Hochofen als Hauptattraktion sowie der umliegenden Bebauung als „Garten der Spuren“ (Jardin des Traces). Um einen Erinnerungsort für die Industriekultur von Uckange zu schaffen, erfolgt eine Aufwertung des Geländes mit einer konsequenten, bewusst modernen Gestaltung und Ausrichtung auf die Zukunft. Neben dem Hochofen sollen Akzente der Stahl- und Eisenindustrie insgesamt, das industrielle Erbe sowie Zeugnisse aus der Vergangenheit hervorgehoben werden. MECILOR setzt sich dabei zum Ziel, Verbindungen zwischen Generationen zu schaffen, indem technische Modalitäten des Hüttenwerks sowie Methoden und Arbeitsbedingungen der ehemaligen Arbeiterschaft vermittelt werden. Insgesamt soll somit ein der Stahl- und Eisenindustrie gewidmeter Erinnerungsort in humanitärer, sozialer, territorialer sowie technologischer Hinsicht entwickelt werden.

Zur Erhaltung des Hüttenwerks Uckange wurden bis heute einige Umstrukturierungsmaßnahmen vorgenommen. Hierzu zählen sowohl die Reinigung als auch die Schaffung von Sicherheitsvorkehrungen für einen Teil des Geländes. Als erste obligatorische Maßnahme der Renovierungsarbeiten gilt zunächst die Asbestsanierung des Geländes. Asbest ist ein feuerfestes Mineral, das früher in der Industrie zum Brandschutz und zur Wärmedämmung verwendet wurde. Aufgrund der darin enthaltenen Schadstoffe, die eine enorme Gesundheitsgefährdung darstellen, werden heutzutage die davon betroffenen stillgelegten Industriegelände saniert. Neben der Asbestsanierung wurden zwischen 2006 und 2007 Arbeiten für die erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen durchgeführt.


Ausstellungspavillon, Gangway und Projekt „Tous les Soleils“

Als provisorische Einrichtung zum Erfahren der Industriekultur von Uckange für Besucher, wurde auf dem Gelände ein Ausstellungspavillon, der eine historische Ausstellung zum ehemaligen Hüttenwerk Uckange enthält, errichtet. Dieser dokumentiert das technische, kulturelle, politische und menschliche Erbe der ehemaligen Arbeiterschaft. Mithilfe von technischen Erklärungen, Fotos, zeitgeschichtlichen Gegenständen sowie einer Vielzahl von Dokumenten zur Veranschaulichung des ehemaligen Hüttenwerks, wird dem Besucher die Gesamtanlage näher gebracht.

Von dem Ausstellungspavillon, der einen Überblick über das Hochofenwerk gibt,führt ein schmaler Pfad auf eine Gangway, die vor der Eröffnung im Jahr 2007 für die Besucher errichtet wurde. Diese führt in Form eines Stegs aus Stahl um die Hochofenanlage herum. Aufgrund der hohen Sicherheitsvorkehrungen bleibt dem Besucher der Einblick in die zur Hochofenanlagegehörigen Gebäude wie Gebläse-, Kompressoren-, und Elektrohalle verwehrt. Lediglich der Hochofen selbst sowie die dazugehörigen Bestandteile (Aufzug, Winderhitzer und Gießhalle) können besichtigt werden. Der Steg zeichnet sich durch einen Wechsel von verschiedenen Niveaus aus, wodurch dem Besucherunterschiedliche Einblicke in das Werk geboten werden.

Illumination mit rotem und gelbem Licht
Neben der Gangway stellt das Projekt desfranzösischen Künstlers Claude Lévêque eine weitere Umstrukturierungsmaßnahme dar. Geboren 1953, lebt und arbeitet Lévêque in Montreuil. Als Repräsentant auf mehreren Biennalen der zeitgenössischen Kunst seit mehr als 20 Jahren, erlangte er bereits ein hohes Ansehen.Die Konzeption des für Uckange entwickelten Projektes, das von der Communauté d’Agglomération du Val de Fensch in Auftrag gegeben wurde, lautet „Tous les Soleils, Multivision nocturne in situ“. Hierbei handelt es sich um ein Lichtschauspiel in Form von Laternen, die an der Gangway befestigt sind und eine rote Beleuchtung erzeugen. Neben der Gangway sind einige Bereiche des Hochofensmit roter und gelber Beleuchtung versehen. Ziel des Lichtschauspiels ist die Inszenierung der Anlage durch eine flüchtige Beleuchtung im Hintergrund und damit das Aufzeigen der Spuren aus dem goldenen Zeitalter der Eisen-und Stahlindustrie. Das Beleuchten der Hochofenanlage symbolisiert ein Wachrufen der Vergangenheit mit der Intention, die Industriegeschichte im kollektiven Gedächtnis zu bewahren. Dabei soll das visuelle Erlebnis nicht nur im direkten Umfeld, sondern auch auf weit entfernten Straßen, Autobahnen und Bahngleisen sichtbar sein. Die rote und gelbe Beleuchtung versinnbildlicht die Farbe des Feuers, das in Bezug zum Hochofenprozess steht.DerTitel, der übersetzt „Alle Sonnen“bedeutet,steht bildlich für sich kreuzende Sonnen in Form der sich kreuzenden Lichteffekte.


Zukünftige Umstrukturierungsmaßnahmen–Projekt Evol’U4
Maßnahmenplan


Das Projekt „Evol’U4“ basier tauf der Planung eines neuen, evolutionären Geländes rund um die historische Hochofenanlage. Bei der Planung stehen vier Ebenen im Vordergrund. Die erste Ebene umfasst die sichtbaren Spuren der Hochofenanlage in Form der auf dem Gelände vorhandenen Produktionshallen /-anlagen. In einemSchaubild werden diese farbig herausgestellt. Zielsetzung der Planung ist dabei die denkmalgerechte Erhaltung dieser Gebäude durch die Schaffung neuer Nutzungsmöglichkeiten. Als zweite Ebene gelten die darunter liegenden Spuren inForm der Verbindungselemente der einzelnen Produktionsanlagen. Durch farbige Linien werden diese in einem zweiten Schaubild dargestellt. Zu den Verbindungselementen zählt neben den Leitungssystemen in Form von Rohren und Schächten auch die Abfolge und Verbindung der einzelnen Gebäudeanlagen, die den Prozess der gesamten Hochofenanlage verdeutlicht. Die dritte Ebene stellen die symbolischen Spuren in Form des Hochofenprozesses dar. Hierbei wird zwischen zwei Zonen unterschieden. Als wesentliche Zone, die im Schaubild rotmarkiert ist, gilt der Hochofen mit seinen wichtigsten Bestandteilen. Diese Zone steht symbolisch für die Umwandlung der Bodenverunreinigung durch den Hochofen in einen schadstoffbefreiten Boden. Die zweite Zone, die im Schaubild rosa markiert ist, beinhaltet die übrigen Produktionshallen, die im Rahmen des Projektes neue Nutzungen erhalten sollen. Die vierte Ebene stellen die unsichtbaren Spuren des Geländes in Form der Bodenverunreinigung dar .Aufgrund der ehemaligen Roheisenproduktion ist der Boden heutzutage durch zahlreiche Schadstoffe verunreinigt. Mithilfe einer biologischen Sanierungstechnik, der Phytosanierung, soll der Bodenverunreinigung entgegengetreten und gleichzeitig ein attraktiver Landschaftspark für Besuchergeschaffen werden. Neben der Schaffung eines Landschaftsparks sowie der Gebäudeumnutzung erfolgtim Rahmen des Projektes die Planung zusätzlicher Immobilien.

Immobilienprojekt und Garten der Spuren Als zukünftige Umstrukturierungsmaßnahmen plant die Stadt Uckange in Zusammenarbeit mit dem „Etablissement Public Foncier Lorrain“ (EPFL) insgesamt zwei Projekte. Anhand eines perspektivischen Übersichtsplans werden die verschiedenen Neuerungen auf dem Gelände des Hochofenwerks sichtbar. Hierbei handelt es sich zunächst um ein Immobilienprojekt, das die Schaffung eines Wohnquartiers mit 90 Wohnungen am Rande des Geländes beinhaltet. Dieses Quartier soll sich aus insgesamt drei Wohnkomplexen zusammensetzen, deren Qualitäten insbesondere in der Öffnung zur Landschafthin liegen. Bei dem zweiten Projekt handelt es sich um die Schaffung eines Landschaftsparks, dem Garten der Spuren. Dieser Landschaftspark soll zukünftig den Dreh-und Angelpunkt zwischen dem industriellen Erbe, das die Hochofenanlage symbolisiert, sowie dem noch zu planenden Wohnquartier bilden. Infolgedessen entstehen zukünftig neue Wegeverbindungen in Form von Radwegen, die entlang der Moselführen und für eine Aufwertung des gesamten Areals sorgen. Anhand zweier Visualisierungen wird die zukünftige Planung des Landschaftsparks für das Jahr 2030 deutlich. Im Vordergrund steht dabei die Schaffung von Pflanzenkultivaren, die aufgrund der Schadstoffbeseitigung des Bodens angelegt werden.

Phytosanierung Als wesentliche Sanierungsarbeit auf dem Gelände des Hüttenwerks Uckange gilt die Phytosanierung/-remediation. Hierbei handelt es sich um einen Teil der biologischen Sanierungstechnik. Die Phytosanierung dient der Behandlung gegen Verunreinigungen des Bodens durch die Aufnahme der im Boden enthaltenen Schadstoffe. Im Anschluss daran können die Schadstoffe aus der oberirdischen Biomasse oder aus den Wurzeln entfernt werden. Die Phytosanierung ist ein experimenteller Prozess, da sich diese Umwelttechnologie noch im Entwicklungsstadium befindet. Infolgedessen wird sie in Kooperation mit Forschungsinstituten sowie Universitäten durchgeführt. Der Landschaftspark wird somit sowohl zum Landschafts- als auch Forschungsprojekt.

Gebäudeumnutzung Neben der Planung von Neubauten spielt die Umnutzung der Bestandsgebäude auf dem Hochofengelände im Rahmen der zukünftigen Umstrukturierungsmaßnahmen eine wesentliche Rolle. Hierzu zählt die Umstrukturierung der Elektrohalle, der Mechanikwerkstätten, der Kompressorenhalle sowie der Gebläsehalle.

Elektrohalle
Bei der Elektrohalle handelt es sich um eines der kleinsten Gebäude auf dem gesamten Gelände mit einer Grundfläche von 520 Quadratmetern. Als Umstrukturierungsmaßnahme ist hier eine Umwandlung in ein hochpreisiges Restaurant vorgesehen. Das Gebäude ist als dreischiffige Anlage ausgeführt und ähnelt einem basilikalen Aufbau. Die Besonderheit des Gebäudes stellt das gewölbte Mittelschiff dar, das für einen qualitativ wertvollen Innenraum sorgt. Die Fassade, die ebenfalls eine hohe Qualität aufweist, enthält sowohl rechteckige als auch quadratische Fensteröffnungen, die harmonisch angelegt und durch eiserne Sprossen untergliedert sind. Im Innenraum sind zahlreiche historische Ausstattungselemente vorhanden. Diese werden nach dem Umstrukturierungsprogramm teilweise erhalten, um die Industriegeschichte mit der neuen Nutzung zu verbinden. Das Interesse an diesem Gebäude soll insbesondere durch das Gebäudevolumen sowie die Inszenierung der in den Boden integrierten Elemente erzielt werden. Als Zielsetzung gilt dabei die Schaffung einer Gastronomie im besonderen Umfeld. Zusätzlich soll das Restaurant mit einer Terrasse, die nahe der Elektrohalle sowie des Hochofens und des Gartens der Spuren angelegt wird, ausgestattet werden.

Eine weitere Umstrukturierung ist für die Mechanikwerkstätten, die 1970 erbaut wurden und zwischen der Elektrohalle und der Kompressorenhalle gelegen sind, vorgesehen. Das Gebäude ist von keinem besonderen architektonischen Interesse und die Gebäudestruktur sowie die Fassade befinden sich im Verfallsstadium. Anstatt eines Abrisses ist hier eine Erneuerung durch die Instandhaltung der wesentlichen Strukturelemente geplant. Als neue Nutzung werden künstlerische Ateliers geplant.

In der Kompressorenhalle, die unmittelbar an die Gebläsehalle anknüpft, sollen zukünftig kreative und repräsentative Werkstätten entstehen. Obwohl die Halle zu einem der am schlechtesten erhaltenen Gebäude zählt, weist sie zahlreiche Qualitäten auf. Der Innenraum basiert auf einer Grundfläche von etwa 1000 Quadratmetern und einer Höhe von acht Metern. Da der Innenraum offen ist und keinerlei Einbauten enthält, besteht hier das Potential, einen flexiblen und anpassbaren Innenraum zu schaffen. Als Nutzungskonzept sind vor allem Kreativwerkstätten für Zirkus- und Straßenkünste vorgesehen, die sich großflächig zu einem gemeinschaftlich genutzten Platz öffnen sollen. Dieser Platz soll zur Nutzung der Außenanlagen für Veranstaltungen und Zirkuszelte dienen.

Eine weitere wesentliche Umstrukturierungsmaßnahme stellt die Umnutzung der Gebläsehalle dar, für die die Schaffung einer Stätte für die Kreativwirtschaft vorgesehen ist. Die Gebläsehalle gilt als größtes Gebäude der Anlage und weist einen basilikalen Querschnitt auf. Den Hauptteil des Gebäudes bildet das Mittelschiff, das eine große Höhe aufweist und von zwei Seitenschiffen flankiert wird. Neben der Gebäudeform weist die Gebläsehalle weitere Qualitäten auf. Hervorzuheben ist insbesondere die Treppenanlage aus dem Zeitalter des Jugendstils, die von zwei Seiten auf eine höher gelegene Empore führt und sich durch ein Metallstabgeländer auszeichnet. Ziel der Umwandlung der Halle ist sowohl die Schaffung von Kreativwirtschaftsstätten in Form von Kommunikationsagenturen, Architekturbüros sowie Fotolaboren als auch von Künstlerateliers für die Bereiche Musik, Tanz und Bildhauerkunst. Hierbei soll das Mittelschiff als gemeinschaftlich genutzter Raum fungieren, während in den beiden Seitenflügeln die Ateliers untergebracht werden. Dadurch können eine direkte Belichtung der Ateliers sowie der Kontakt dieser zum öffentlichen Raum erzielt werden.

Als letzte Umstrukturierungsmaßnahme ist die Umwandlung des Kesselhauses in eine Mehrzweckhalle zu nennen. Das Kesselhaus zeichnet sich durch ein großes Volumen mit einer Gebäudehöhe von elf Metern sowie einer Gesamtfläche von etwa 1500 Quadratmetern aus. Die Hälfte des Gebäudevolumens wird von fünf eindrucksvollen Heizkesseln, die aus dem Anfang des 20. Jahrhundert stammen, dominiert. Ziel der Umnutzung ist die Schaffung einer Mehrzweckhalle für öffentliche und private Veranstaltungen. Ein besonderes Potential bietet dabei das Eingangsfoyer, das dem Besucher den Blick auf das eindrucksvolle Volumen der Heizkessel verschaffen soll.

Fazit Im Vergleich zu anderen Hüttenwerken werden in Uckange einige Besonderheiten hinsichtlich des musealen Konzepts deutlich. Hinsichtlich des musealen Konzepts ist der Besucher sehr eingeschränkt. Während beispielsweise das gesamte Gelände des Landschaftsparks Duisburg-Meiderich, der um ein stillgelegtes Hüttenwerk konzipiert wurde, für den Besucher zugänglich ist, basiert das Hüttenwerk Uckange auf einer Besucher-Gangway, die lediglich um die zentrale Zone des Areals, den Hochofen mit seinen wesentlichen Bestandteilen, herumführt. Einblicke in die technischen Anlagen bleiben dem Besucher somit verwehrt, wohingegen in Duisburg-Nord Plattformen zur Besichtigung der Anlagen verwendet werden, die die Besichtigung des gesamten Areals ermöglichen. Trotz der Zielsetzung der Planenden in Uckange, dem Besucher die Geschichte der Eisen- und Stahlindustrie in Form eines Ausstellungspavillons sowie der Gangway näher zu bringen, fungiert der Besucher lediglich als Betrachter der Anlage. In Duisburg-Meiderich hingegen kann der Besucher selbstständig auf Entdeckungsreise gehen und das Gelände nach seinen Interessen frei besichtigen.

Trotz allem weist die Planungszielsetzung der beteiligten Vereinigungen in Uckange einen Wandel auf, der das museale Konzept verbessert. Durch die geplante Schaffung eines Landschaftsparks, ähnlich wie in Duisburg-Meiderich, erhält der Besucher freien Zugang auf dem Gelände. Als Einschränkung gelten dabei aufgrund der Sicherheitsvorkehrungen dennoch die Begehbarkeit des Hochofens und seiner Bestandteile. Durch die Integration der umliegenden Produktionshallen, die zukünftig zahlreichen Umstrukturierungsmaßnahmen unterliegen, wird eine neue Aufwertung der aktuellen Anlage vorgenommen. Dies hat möglicherweise zur Folge, dass die Besucher ein größeres Interesse entwickeln und somit auch ein tieferes Verständnis über die Geschichte des Hüttenwerks erlangen.

Das Hüttenwerk Uckange ist trotz der Einschränkungen in der Besichtigung mit einem besonderen denkmalpflegerischen Konzept verbunden. Die denkmalpflegerische Zielsetzung beruht auf der Konservierung der Hochofenanlage. Dies bedeutet, dass das Denkmal materiell gesichert wird, sodass die originale Substanz erhalten bleibt. Dadurch wird der Besucher nicht durch bauliche Veränderungen getäuscht, sondern vielmehr mit der ursprünglichen Originalanlage konfrontiert. Im Gegensatz dazu steht der Landschaftspark Duisburg-Meiderich, bei dem die Hochofenanlage für die Begehbarkeit durch Besucher hergerichtet werden musste und somit ein hoher Aufwand entstand.



Bernard Colnot
Hochofenwerk Uckange – Stilllegung und Schwierigkeiten der Erhaltung als Denkmal



Die Jahre 1989 bis 1991

Im Jahre 1989, also schon vor der Werkschließung in Uckange, und dann besonders im Laufe der Jahre 90/91 als die Schließung der Erzminen und der Abriss von Stahlwerken rasant fortschritt, hatten Politiker des Stahl- und Bergbausektors eine Vereinigung zur Entwicklung und Förderung der Flusstäler Fensch, Orne und Haut Pays gegründet unter dem Namen ESFOLOR. Dieser Vereinigung gehörten die Bürgermeister aller beteiligten 52 Gemeinden mit rund 150.000 Einwohnern an. Nur die „Gewählten" (Bürgermeister, Stadträte, Regionalräte, Abgeordneten und Senatoren) konnten laut Gesetz von 1907 Mitglied dieser Vereinigung sein. Der Vorstandsvorsitzende musste eine Person sein welche kein politisches Amt bekleidete. ESFOLOR war dann auch der Vorläufer der Gemeinschaft der Städte und Gemeinden welche sich langsam formierte.

Das Dossier Uckange wurde von ESFOLOR bearbeitet, nachdem die Vereinigung PASIFORM (Kulturerbe Stahl und Bergbau der 3 Flusstäler Fensch, Orne und Mosel) wertvolle Vorarbeit mit dem „Haus des Eisen Thionville“ und dem “Museum der Eisenerzmine von Neufchef „ (AMOMFERLOR) geleistet hatte.

Im ersten Quartal des Jahres 1991 wurde die Personalvertretung nach Paris zum Sitz der Gesellschaft eingeladen, wo ihnen die Schließung des Werkes für Ende des Jahres mitgeteilt wurde. Sofortige Reaktionen: Arbeitsniederlegung, Streiks und Verhandlungen auf allen Ebenen. Es gelang den Gewerkschaften die Werksschließung stark zu mediatisieren (großes Konzert von Bernard Lavilliers vor der Fabrik, Einbeziehung der Öffentlichkeit usw.). All dies war natürlich vergebens!

Hochofen 1, welcher als letzter in Betrieb blieb, nachdem Hochofen 4 wegen des Streiks außer Betrieb war, wurde am 17. Dezember 1991 stillgesetzt. Es war dies ein großes Medienspektakel in Gegenwart von Volksvertretern, der lokalen Bevölkerung, in- und ausländischen Journalisten, sowie lokalen und regionalen Fernsehsendern. Der Motor hinter all diesen Ereignissen war die Gewerkschaft CFDT.

Am Tag nach der Stilllegung nahm die DRAC (Regionale Direktion für Kulturangelegenheiten) Kontakt mit dem Bürgermeister von Uckange auf zwecks Vorbereitung eines Antrags um das Werk auf das Zusatzinventar der historischen Denkmäler zu setzen. Das Denkmalschutzverfahren wurde im folgenden Jahr eingeleitet.

Das Fernsehen sendete Interviews aller Art, die lokale, regionale und nationale Presse griff das Thema auf. Uckange blieb weiterhin in den Medien und in den Schlagzeilen mit Fernsehinterviews sowie Berichterstattung in der ganzen Presselandschaft. So drehte z. B. Emmanuel Graff seinen Film "Sous le gueulard, la vie „ (Unter der Gicht, das Leben).

ESFOLOR bekam dann offiziell den Auftrag das Verfahren zu beschleunigen, und dies mit der vollen Unterstützung aller Gemeinden und der DRAC Lothringens. Um diese Arbeit zu leisten, wurde MECILOR gegründet. MECILOR steht für „Mémoire Culturelle et Industrielle de Lorraine“ (Kultur-und Industrie- Gedächtnis von Lothringen). Artikel 2 besagt dass die Vereinigung die Erhaltung der Industriekultur von Uckange begleiten und vorantreiben soll. Sie soll die Ausarbeitung des Projektes in kultureller, technischer, wissenschaftlicher, künstlerischer und sozialer Hinsicht organisieren. Sie wird die Integration in ein globales Tourismus-Projekt im europäischen Umfeld gewährleisten.

Wir haben eine ganze Reihe von Studien initiiert: technische, wie Metall-Konservierung, oder finanzielle zur Wirtschaftlichkeit. Eine Studie beinhaltete die Erhaltung und Entwicklung eines Hochofens in Lothringen nach dem gescheiterten Projekt von Longwy. Wir haben die Sachverständige Philippe MIOCHE und Denis WORONOF in ihren Berichten unterstützt und das Klassifizierungsverfahren COREPHAE eingereicht. Im Oktober 1992 haben wir Internationale Studientage in Uckange organisiert. Wir haben mehrfach auf die CILAC (ein Informationskomitee für Archäologie und Industriekultur) eingewirkt. Am 23./25. November 1995 haben wir am deutsch- französischen Symposium in Essen teilgenommen wo auch Jean Louis TORNATORE für den DRAC eine Rede hielt.

Es gab unzählige Sitzungen mit der Präfektur, der Unter-Präfektur, im Rathaus, mit ESFOLOR, mit der DRAC Metz, mit Le Creusot… Wir haben Überzeugungsarbeit geleistet und mit Volksvertretern die Hütte in Duisburg-Meiderich, die Internationale Bauausstellung Emscher Park, die Völklinger Hütte und Esch-Belval besucht.

Darüber hinaus hat ESFOLOR, in Zusammenarbeit mit der Gemeinde in Uckange zwei internationale Treffen zum Thema Industriekultur organisiert, mit Teilnehmern aus Großbritannien, den USA, Russland, und den angrenzenden Ländern(Deutschland, Belgien, Luxemburg , Italien...).

Hochofen 4
Eine erste Klassifizierung in dem ergänzenden Inventar der historischen Denkmäler erfolgte am 31. Juli 1995. Auf Antrag der Stahlindustrie, die uns nie unterstützte, wurde diese am Straßburger Verwaltungsgericht aufgelöst. Inzwischen war das Werk in das Eigentum der CAVF(Communauté d’Agglomération du Val de Fensch), ein Zusammenschluss von Gemeinden, übergegangen. Die CAVF hat dann Einspruch gegen das Straßburger Urteil erhoben. Schlussendlich erfolgte die Klassifizierung als Kulturerbe im Jahr 2001.

Senkrechtaufzug am Hochofen 4
Die Mitarbeiter des Kulturministeriums haben Hochofen U4 auserwählt, dies im Besonderen wegen zweier Punkte welche sich aus dem teilweisen Neubau von Hochofen U4 in den Jahren 1929/1930ergaben: Das Beschickungs-System mit sogenannten „Staehler-Kübel“ als letztes Zeugen dieser Technik, und das Nebeneinander von Schweiß- und Niet-Stahlbau auf diesem 70 Meter hohen Ofen. Die Hochöfen 1 und 3 wurden abgerissen sowie andere Teile des Werkes, welche nicht im Inventar aufgenommen wurden, so auch die Sinteranlage.

Die im Rahmen der vom Kulturministerium öffentlichen Ausschreibung geförderte Illumination des Künstlers Claude Lévêque "Tous les soleils“ wurde am 2. Oktober 2007 eingeweiht und hat einen entscheidenden Beitrag zur Attraktion des Monumentes in der Öffentlichkeit gebracht.

Seither ist das Werk U4 für Besucher geöffnet und dies vom 1. April bis 31.Oktober. Es wurde im selben Jahr mit der Luxemburger Großregion als Kulturhauptstadt Europas gewählt.


Erhaltungskonzept

Es gab mehrere Alternativen nach Schließung der Uckanger Hütte für den Umgang mit den verbliebenen Bauten und Anlagen:

• Die klassische Vorgehensweise: Abriss und Verschrottung der Anlagen, um so eine verwertbare Industriebrache zu erhalten. Dies war die Lösung für die etwa hundert Hochöfen in Frankreich, so, wie sie die letzten 120 Jahre angewandt wurde. Es war auch diese Lösung welche vom Eigentümer und der französischen Stahlindustrie für Uckange ins Auge gefasst und gefordert wurde.

• Einen Totem in die Stadt stellen. Dies ist der Fall in Neunkirchen im Saarland. Ein nackter Hochofen ohne Nebenanlagen dominiert die Stadt als Erinnerung und Signal dass hier einmal eine Hütte stand.

• Die Hochöfen bleiben in einem öffentlichen Park erhalten, offen für alle mit freiem Zugang aber ohne großen Aufwand, dem Publikum eine Erklärung anzubieten. Dies ist der Fall in Duisburg-Meiderich im Ruhrgebiet. In Frankreich ein Ding der Unmöglichkeit wegen der Sicherheitsgesetze.

• Die ganze Hütte, einschließlich der Hochöfen, wird in dem Zustand der Stilllegung erhalten, mit kontrolliertem Zugang und Führungen, sowie als kultureller Veranstaltungsort genutzt. So ist die Völklinger Hütte im Saarland als Weltkulturerbe klassifiziert. Eine teure Lösung, vor allem für die Zukunft.

• Rund um zwei stillgesetzte Hochöfen eine neue Stadt zu bauen, mit Wohnungen, Universität, Geschäften, Banken, Industrie ... Dieser Lösung wird derzeit in Esch-Belval in Luxemburg realisiert.

Unsere Prioritäten für Uckange waren ganz andere:

• Schaffung einer Erinnerungsstätte für die Arbeiter und sozialen Bewegungen, die Erhaltung und Aufwertung des kulturellen Erbes sowie ein sichtbares und lesbares Entwicklungsinstrument zur Lösung der wirtschaftlichen Probleme unserer Region Das das soziale Gedächtnis der Arbeits- und Industriegeschichte ist ein wichtiges Thema unserer Zukunft. "Die Macht den Arbeitern! ", das Motto des letzten Roheisen-Abstichs am 17. Dezember 1991, markierte den Wunsch, die Flamme der Erinnerung nicht auszulöschen. Aber dieses Ereignis war notwendigerweise vergänglich. Deshalb hatte und hat MECILOR den Willen zur Erhaltung und Aufwertung dieses Erbes.

Die freiwilligen Besichtigungsführer von MECILOR, meist ehemalige Stahlarbeiter, spielen eine bedeutende Rolle für die Aufwertung des historischen Monuments, mit all ihren Geschichten über ihre Erlebnisse: Arbeitszeit, Sicherheit am Arbeitsplatz, Unfälle, Anekdoten über die Hütte ... Sie sind der lebende Teil, weil sie leidenschaftlich sind, und sie wollen ihre Leidenschaft teilen. Zu diesem Zweck hat MECILOR, in einem provisorischen Ausstellungszelt, eine historische und technische Fachausstellung aufgebaut. Diese lebende Ausstellung spiegelt die Realität der alten Hütte, um Zeugnis für das technische, kulturelle, politische, soziale und menschliche Erbe der Stahlarbeiter zu geben.

Unser Anliegen ist die Mobilisierung der Menschen rund um den Hochofen U4, der jetzt ein historisches Denkmal geworden ist. Und unser Kampf ist noch nicht gewonnen. Auch liegt der Fokus von MECILOR darauf, dass dieses Denkmal im Rahmen der Landespolitik gesehen wird, dies mit möglichst engen Beziehungen zu den Vereinigungen. Es soll sich aber auch verstärkt an Jugendliche und Schüler wenden.

In Partnerschaft mit der „Communauté d’Agglomérationdu Val de Fensch“, dem Zusammenschluss der Gemeinden, sind wir in Kontakt mit dem Ministerium für Erziehung und Bildung. Mit einigen Lehrern des Uckanger Gymnasiums haben wir schon ein pädagogisches Projekt entwickelt. Andere pädagogische Projekte wurden von den Gemeinden ausgearbeitet.

Diese Initiativen beginnen sich auszubreiten. Auf der einen Seite wurden Treffen der Lehrer mit Führung zu diesem Thema auf dem Gelände organisiert, mit Erklärungen und Stellungnahme der Promotoren dieses Ansatzes. Auf der anderen Seite wird das regionale Amt für Kulturerbe sehr stark eingebunden, dadurch dass es jedes Jahr ein reichhaltiges und abwechslungsreiches Kulturprogramm mit vielfältigen Ausstellungen, Theatergruppen, Fotografen, Malern, Geschichtenerzähler usw.

Es wurden auch Vorkehrungen getroffen, in Übereinstimmung mit der Gesetzgebung, um den Empfang von Behinderten zu erleichtern, dies auch während der Besichtigungsführung, wo die Erklärungen den Umständen angepasst werden.

Aber es gibt noch viel zu tun ... vor allem mit den Verbänden und Einwohnern der Gemeinden des Fensch-Tal und den umliegenden Gemeinden.

2011 wurde ein öffentlicher Park, welcher der Gemeinde Uckange gehört, direkt neben dem Gelände des U4 eröffnet. Diese Parkanlage „Garten der Spuren“ wurde auf 4 ha angelegt, auf dem Gelände wo früher die Sinteranlage das Eisenerz für die Hochöfen aufbereitete. Es gibt hier einen Pfad der Skulpturen, einen Garten der Alchemie, Springbrunnen und den Garten der fünf Sinne.... Dieser thematische Garten ist ein Ort zum Spazieren, der Entdeckung des U4 und der Geschichte der Arbeiter, aber auch ein Ort, um in einer angenehmen Grünanlage zu entspannen.


Industrielles Erbe als lokales Entwicklungsinstrument

Das industrielle Erbe ist Teil der Landes-Politik und erfordert darum engste Beziehungen zu der Bevölkerung. In Zusammenarbeit mit dem Amt für Tourismus und den wirtschaftlichen Akteuren hat es das Potential Chancen für die wirtschaftliche Entwicklung zu bieten. Wir müssen darum versuchen diesem Monument ein zweites Leben zu geben, diesen Gebäuden einen neuen Atem einzublasen, um auf diese Weise die Kenntnisse über die Geschichte unserer Region zu fördern.

Das Konzept der lokalen Entwicklung, gestützt auf einen Ort wie den U4, braucht Zeit, und stützt sich auf die Zusammenarbeit verschiedenster Menschen aus Wirtschaft, Kultur, den sozial Bewegungen und der Politik. So wurden mehrere runde Tische organisiert, mit Beteiligung der Akteure des wirtschaftlichen Lebens der Gross-Region und Vertretern des Staates. Ein Ansatz dieser Art braucht viel Zeit und Geduld, da die Fähigkeiten welche hier gebraucht werden sehr vielfältig und sehr unterschiedlich sind. Wir müssen erklären, beraten und teilen. Aber wir müssen auch wissen, dass zu einem gewissen Zeitpunkt die Entscheidungen durch die "Politik" gefällt werden.

Fazit

Ein Ort der Erinnerung: Nirgendwo in Lothringen ist die soziale und industrielle Geschichte der Industrie erhalten. Uckange kann so ein Ort werden, rund um einen stillgelegten Hochofen, wo die Geschichte des technologischen Wandels, die der Männer und Frauen bei der Arbeit, die der Einwanderung erzählt und erklärt werden.

Die kulturelle, soziale und pädagogische Bestimmung des Standortes U4, kann allein schon eine starke Bereicherung für die wirtschaftliche Entwicklung sein. Die "populäre" Mobilisation allein ist nicht in der Lage zu gewinnen. Wir müssen die lokalen und territorialen öffentlich-rechtliche Körperschaften für die moralische und finanzielle Unterstützung gewinnen. Die „Communauté d’Agglomération du Val de Fensch“, als Zusammenschluss der Gemeinden, ist sich des Problems der wirtschaftlichen Entwicklung sehr wohl bewusst. Wir sind mit MECILOR ein Partner dieser Entwicklung, um dieses ehrgeizige Ziel in enger Zusammenarbeit zu erreichen.

(Übersetzung aus dem Französischen und Ergänzungen: Guy Bock-Monville / Esch-sur-Alzette; redaktionelle Bearbeitung: Walter Buschmann / Köln)


Literatur

Die Stumm'schen Eisenwerke in Neunkirchen und Ueckingen. (11. April 1901). Illustrirte Zeitung, S. 17-19.

Bergstein, E. (2013). Eisenerzbergbau in Lothringen. Industriekultur, S. 16-17.

Böcker, A., & Lantz, E. (2013). Das Stumm'sche Hüttenwerk in Uckange. Industriekultur, S. 9.

Meiser, G. (1982). Stahl aus Neunkirchen. Saarbrücken: Buchverlag Saarbrücker Zeitung.

Schütz, J. H. (1908). Praktische Sozialpolitiker aus allen Ständen vom Throne bis zur Werkstätte, vom Palast bis zur Hütte. Cöln a. Rhein.