Alain Wiseler: Konversion des Hochofenwerk Belval
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Schon in frühgeschichtlicher und antiker Zeit ist Eisenerzeugung in Luxemburg nachgewiesen. Auf dem Bohn- und Raseneisenerz basierten die Holzkohlehochöfen des 17. und 18. Jahrhunderts in Dommeldange, Lasauvage, Bissen, Colmar-Berg, Simmern, Ansemburg, Berburg, Fischbach, Eich und Steinfort(Steefens 46. S- 41). Erst Anfang der 1860er Jahre erfolgte die Einführung des Kokshochofens, nachdem es bereits zuvor Versuche mit einem gemischten Betrieb unter Verwendung von Holzkohle und Steinkohlenkoks gegeben hatte. Das Hochofenwerk in Dommeldange verhüttete bereits in den 1860er Jahren Minetteerze. Anfang der 1870er Jahre kam es zu einer regen Gründungsphase in der Eisen- und Stahlindustrie Luxemburgs. Esch-sur-Alzette wurde zum Hauptort des Minettereviers in Luxemburg.
Die Minettevorkommen bei Esch wurden 1825 und erneut 1840 wieder entdeckt und galten zunächst als wertlos(Schumacher 89). Minette ist ein Erz mit etwa 20 bis 33% Eisengehalt und stark phosphorhaltig. Als es Henry Bessemer 1856 gelang ein effektives Verfahren zur Stahlerzeugung in Konvertern zu entwickeln, war dies für das Minettegebiet zunächst ohne Bedeutung, da im Bessemerprozeß dem Eisen nicht der für das Festigkeits- und Tragverhalten des Materials mitentscheidende Phosphor entzogen werden konnte. Erst die Erfindung von Sydney Gilchrist Thomas, der 1878 den Bessemer-Konverter mit basischem Material auskleidete, erlaubte die Verarbeitung auch phosphorhaltiger Erze. Nun gab es eine Zukunft für die Minette. Bereits 1882 führte de Wendel das Thomasverfahren in Hayingen ein. Das gemischte Werk in Düdelange folgte 1885 (Loose 05, S. 805).
Noch wichtiger für Luxemburg aber war zunächst bis 1900 der Export des aus Minette erzeugten Roheisens an die Hütten des Ruhrgebietes, wo zahlreiche neue Thomas-Stahlwerke zur Weiterverarbeitung des Minetteroheisens entstanden. Da sich der Transport von Erz an die Ruhr wegen der hohen Frachtkosten nicht lohnte entstanden die Hochofenwerke in Lothringen und Luxemburg. Das erzeugte Roheisen wurde an die Hütten des Ruhrgebiets geliefert (Loose 05, S. 809). Luxemburg wurde zum Rohstofflieferanten für Deutschlands wichtigstes Montanrevier.
In Esch waren schon vor dem eigentlichen Minettezeitalter 1871 zwei Hütten entstanden: Usine de la Société Le Gallais Metz et Cie(= Metzeschmelz) und Usine de la Société des Hauts Fourneaus de Luxembourg (=Brasseurschmelz). Die Weiterentwicklung des luxemburgischen Ostreviers ist durch das Engagement deutscher Montanunternehmen gekennzeichnet. Der Aachener Hütten-Aktien-Verein suchte für seine weiterverarbeitenden Betriebe in Aachen eine Roheisenbasis und schloss sich 1892 mit der Usine de la Société des Haut Fourneaux de Luxembourg zusammen. Das Hochofenwerk Esch (heute Terre Rouge) wurde ausgebaut, erhielt 1895 einen vierten und 1896 einen fünften Ofen. Gleichzeitig mit dem Bau eines neuen großen Thomaswerkes am Aachener Standort des Unternehmens erwarb der Aachener Hütten-Aktien-Verein 1902 die nahe Esch gelegene Other Hütte mit zwei Hochöfen (Zillgen 14, S. 1325f).
Waren die 1880er Jahre durch die Entstehung von Hochofenanlagen im Minettegebiet gekennzeichnet, gab es um 1900 verstärkt Bestrebungen zur Umwandlung reiner Werke, die nur Eisen erzeugten in gemischte Werke, die mit Stahl- und Walzwerksanlagen Fertig- und Halbprodukte erzeugen und damit der Ruhrindustrie Konkurrenz machen konnten. In Ergänzung zu Hochofenanlagen entstanden Thomas-Stahlwerke in Rombach (1894), Meyeuvere (1897), Hollerich (1898), Aumetz und Differdange (1900) und Rodange (1908). Es war im Minetterevier eine Entwicklung eingetreten, die in diesen Dimensionen kaum jemand vorhergesehen hatte. Die Eisen- und Stahlindustrie Luxemburgs wurde gegenüber dem Ausland unabhängiger.
Die Gelsenkirchener Bergwerks AG musste sich dieser Entwicklung in Luxemburg um konkurrenzfähig zu bleiben notgedrungen anschließen und entschied sich für eine gewaltige Investition in ein ganz neu aus dem Boden zu stampfendes gemischtes Werk mit allen Produktionsstufen: Eisenerzeugung, Stahlwerk und Walzwerke. Der Standort Luxemburg wurde gewählte, weil in Esch ein 200 ha großes, zusammenhängendes Gelände erworben werden konnte. 1909 war Baubeginn für die Hochofenanlage. Nach 30 Monaten Bauzeit wurden im Oktober 1911 die ersten beiden Hochöfen angeblasen. Neun Monate später war auch der sechste Ofen in Betrieb. Die Hütte wurde nach Emil Kirdorf und seinem Bruder Adolf „Emil-Adolf-Hütte“ genannt.
Mit Anlage ausgedehnter Siedlungen für die aus dem Ausland angeworbenen Arbeiter trug die neue Hütte zur städtebaulichen Entwicklung von Esch bei. Escher Sitz der GBAG war das anspruchsvoll in neobarocken Formen gestaltete Verwaltungsgebäude, das mit Kasino und Siedlungshäusern gegenüber dem Werkszugang zur Hütte Esch (heute Terre Rouge) einen neuen Akzent im Stadtbild von Esch-sur-Alzette setzte.
Geprägt von tiefem politischem und wirtschaftlichem Pessimismus entschied sich die GBAG nach dem Ersten Weltkrieg zum Verkauf sämtlicher linksrheinischen Anlagen. Die 1911 entstandene ARBED gründete die Société Métallurgique des Terre Rouge, der alle linksrheinischen Betriebe der GBAG eingegliedert wurden.
Die Eisen- und Stahlindustrie Luxemburgs strebte in den 1920er Jahren einem neuen Höhepunkt zu. Die Hochofenwerke hatten insgesamt 47 Hochöfen. Die wohl wichtigste Maßnahme in der Region Esch-sur-Alzette war die Herstellung eines engen Verbundes der Werke Oth, Terre Rouge, Schifflange und Belval durch Eisenbahn, Gichtgasleitungen und Strom.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Hochofenanlage und das Stahl- und Walzwerk Belval weitgehend erneuert. Schon Mitte der 1950er Jahre entstand ein neues Block- und Bramenwalzwerk. In den 1960er und 1970er Jahren wurden die alten Hochöfen 1 bis 6 abgebrochen. An ihrer Stelle entstanden 1965 Hochofen A, 1970 Hochofen B und 1979 Hochofen C. 1971-73 wurde die Sinteranlage und 1976 ein neues Sauerstoffblasstahlwerk gebaut. Statt der Rohstoffanlieferung per Eisenbahn wurde 1970 eine Bandbrücke bis Terre Rouge angelegt, die untertägig etwa 10-12km weit bis in das Minettegebiet Lothringens hineinreicht. Esch-Belval war in Größenordnung und Konzeption eine beispielhafte Anlage geworden, mit der die Roheisenpoduktion der alten ARBED Standorte Differdange und Schifflange ersetzt werden sollte. Das Konzept überlebte die europäische Strukturkrise in der Stahlindustrie jedoch nur um etwa 20 bis 25 Jahre. 1996/97 wurde der Hochofen C nach China verkauft und demontiert. Mit Stilllegung des Hochofens B am 30. 8. 1997 geht ein knappes Jahrhundert Eisenerzeugung am Standort Belval zuende.
Die Gründungsanlage: Emil-Adolf-Hütte 1909-14 Da es in Struktur und überlieferter Substanz im heutigen Bestand noch Reste gibt, die sich aus der Gründungsanlage erklären, lohnt ein kurzer Blick auf die Anfänge der Hütte.
Die Gesamtanlage war und ist geprägt durch das langgestreckte, in etwa rechteckige Grundstück von damals 200 ha Größe. Die Hochofenanlage wurde an die westliche Schmalseite dieses Grundstücks gesetzt, bildete damit im Gelände eine markante Querachse. Jenseits einer quer durch das Grundstück reichenden Erschließungsstraße (sog. équateur) wurde in Parallellage zum Hochofenwerk das Stahlwerk angelegt. In Längsrichtung entstanden die ausgedehnten Hallen der Walzwerke, die in Ost-West Richtung begleitet wurden durch eine im Lauf der Jahrzehnte imposant herangewachsene Allee. Die Allee verbindet das Tor 1 mit der Direktion und ist wohl auch schon historisch als ein städtebauliches Element gedacht, das Ort und Werk verknüpft.
In Belval entstand eine sogenannte deutsche Hochofenanlage(Steffens 46, Bild 27) mit Hochöfen, die von einem die Gichtbühne tragenden Gerüst in Fachwerkbauweise umgeben waren. Die Hochöfen wurden durch Schrägaufzüge mit Senkkübeln mit den Einsatzstoffen versorgt. Die Gießhallen waren nicht senkrecht zu den Hauptachsen angeordnet, sondern standen parallel zur Möllerei und zu der langgestreckten Reihe der Winderhitzer.
Gleichzeitig mit der Hochofenanlage entstand das Magazin(erhalten) am „èquateur“. Gegenüber dem Magazin wurde bis 1914 eine Kantine und in gleicher Fluchtlinie ein Badehaus(erhalten) mit Dusch- und Wannenbädern angelegt. Zwischen diesen beiden Gebäuden und dem Magazin verlief die vom èquateur rechtwinklig abzweigende Erschließungsstraße für die Hochofenanlage.
Um 1914 entstand wohl auch das Ingenieurgebäude(erhalten) mit vorgelagertem, baumumstandenen Platz und 1917 am gegenüberliegenden nördlichen Ende des Hochofengeländes eine weitere Kantine mit Speisesaal (erhalten).
Die Hochofenanlage in Belval entsprach einem auf rationellen Betriebsablauf aufgebauten Werk, wie es in der Eisenindustrie der Jahrhundertwende sich durchgesetzt hatte. Die Hütten im Ruhrgebiet waren ähnlich gestaltet und die in Belval realisierte Parallellage der Hauptfunktionen lässt sich noch heute nachvollziehen in den erhaltenen Thyssen-Hütten in Duisburg-Bruckhausen und Duisburg-Meiderich. In diesem Prozess der rationellen Arbeitsabläufe spielte die automatische Begichtung der Hochöfen eine zentrale Rolle. Zwar waren Schrägaufzüge, mit denen dieses Problem optimal zu bewältigen war in den USA am Ende des 19.Jahrhunderts bereits bekannt, wurden in Europa zur Jahrhundertwende aber nur langsam eingeführt. Teilweise mussten die Anlagen später mühsam umgestellt werden. Das Werk in Belval verkörperte von Anfang an die moderne Variante der Ofenbegichtung, die sich im Prinzip bis zur letzten Modernisierung hielt. Allerdings wurden die Senkkübel mit dem Bau des Hochofens A durch Skips ersetzt.
Auch in der geplanten Größenordnungen mit acht Hochöfen entsprach Belval den Verhältnissen der damaligen Zeit. Die ganz großen Hütten an der Ruhr, wie die Thyssen-Hütte in Duisburg-Bruckhausen, die Krupp-Hütte Duisburg-Rheinhausen oder die Eisenhütte der Gutehoffnungshütte in Oberhausen hatten zehn Hochöfen. Belval entsprach mit den realisierten sechs Hochöfen eher einer mittelgroßen Anlage der damaligen Zeit. Typisch war in jedem Fall die Reihung mehrerer Hochöfen, die meist auf einer Linie angeordnet wurden und mit ihren Gasrohren und Schrägaufzügen das Bild der Hütten prägten.
Im Kern auch der heutigen Anlage stehen die beiden Hochöfen A und B von 1965 und 1970. Mit ihrer Gesamthöhe von 70 Metern sind sie eine Landmarke mit Ausstrahlungskraft weit in die engere Umgebung hinein.
Schon die Unterschiede im konstruktiven Detail machen es sinnvoll, beide Hochöfen zu erhalten. Sie erinnern zudem in der Reihung an einen typischen Aspekt historischer Hochofenanlagen, der auch in Belval verwirklicht wurde.
Direkt an die Hochöfen lehnen sich die Gießhallen an. Wie für Anlagen mit Skipbegichtung üblich stehen die Gießhallen senkrecht zu den Hauptachsen. Es sind beides Stahlkonstruktionen mit Vollwandträgern und Wandverkleidungen aus ursprünglich transparenten Wellplatten. Die Gießhallen waren Arbeitsorte von zentraler Bedeutung im Gesamtprozess. Hier wurde mit Stopf- und Bohrmaschine der Abstich gesteuert. Roheisen und Schlacke gelangten über Rinnen und Ausflusslöchern in die Pfannenwagen und zur Schlackegranulierung. Wichtig war die Probenentnahme zur Prüfung der Roheisenqualität.
Zum unmittelbaren Umfeld der Hochöfen gehören Gasreinigung und Winderhitzer. Die Gasreinigung erfolgte mit Staubsack, Zyklon, Wäscher und Wasserabscheider. Für die Winderhitzer wurden die traditionellen Cowper gebaut, allerdings mit der Variante, dass auf jeweils zwei Cowper Wasserbehälter für Notfälle aufgesetzt wurden. Die zu den Winderhitzern gehörenden Schornsteine sind für den Ofen A in Backsteinmauerwerk und für Ofen B in Stahlblech ausgeführt.
Zwischen den Hochöfen ist die Schlackegranulierung angeordnet. Die aus den Hochöfen austretende Schlacke wird mit kaltem Wasser abgeschreckt, zerspringt in kleine Korngrößen und wird zusammen mit dem Wasser als Brei vier Absetzbecken zwischen den Öfen zugeführt. Nachdem das Wasser abgelaufen ist wird der Schlackesand in Silos vor der Möllerei zum Abtransport per Eisenbahn gespeichert. Die Verladung in LKW’s erfolgt auf der anderen Seite der Hochöfen.
Unterstützt wird die Grundanordnung der Hochofenanlage in drei Parallellinien durch den sog. Highway, eine auf Betonstützen aufgeständerte Erschließungsstraße, die auf Höhe der Abstichlöcher die Gießhallen verbindet und an den Enden der Anlage über Rampen mit dem Normalniveau verbunden ist. An beiden Enden des Highways sind Gebäude angeordnet, die für den Hochofenprozess wichtige Funktionen zu erfüllen hatten: im Süden das Schwarze- Masse- Gebäude (Massenoir), wo die Verschlussmasse für die Hochofenstichlöcher präpariert wurde und im Norden ein Werkstattgebäude, zur Reparatur von Hochofenarmaturen, z. B. Windformen. Im mittleren Bereich ist an den Highway ein Büro-, Kauen- und Werkstattgebäude (Vestiaire) in Stahlbetonkonstruktion angegliedert.
Ebenfalls zum ursprünglichen Baubestand der Gründungsphase gehören das in malerischer Baumassengliederung ausgeführte Ingenieurgebäude, das Badehaus, das Magazin und am anderen Ende der Anlage die Kantine mit Küche von 1917.
Von großer Bedeutung für das Verständnis der Gesamtanlage sind die Einrichtungen zur Rohstoffanlieferung, Zwischenlagerung und Beschickung der Skips. Herausragend zum Verständnis der Funktionszusammenhänge ist die Möllerei mit ihren Bunkertaschen für Koks und Eisenerz. Sie wird beschickt im Norden über eine Bandbrücke von der Sinteranlage und von Süden mit Eisenbahnwaggons. Parallel zur Möllerei liegen zwei Hochbahngleise, die schon zur Gründungsanlage gehörten, aber später mit Subkonstruktionen aus Beton erneuert wurden. Unter den Gleisen waren Reserveflächen zur Lagerung von Koks und Erzen. Diese Lagerfläche wird im Osten begrenzt durch das Erzlager AF. Es ist ein imposanter Betonbau mit tonnenförmigem Dach. Schmale Hochrechteckfenster, zu Dreiergruppen zusammengefasst belichteten die Beschickungsebene für die Bunkertaschen aus Beton. Zu allen drei Bevorratungseinrichtungen sollten die darauf zuführenden Gleise mit zugehörigen Dämmen bis zu den Anschlussweichen erhalten bleiben.
Historische Bedeutung Eisenindustrie war für die Geschichte Luxemburgs ein wichtiger Faktor war, mit dem Höhepunkt 1920 bis 1926, als zwischen Steinfort und Rumelange 47 Hochöfen in Betrieb waren. Belval spiegelt einen Höhepunkt dieser Geschichte und ist zudem mit Elementen der Eisenerzeugung und der zugehörigen Begleitprozesse erhalten. Die Einbindung der Hochöfen in ihren engeren funktionalen und architektonischen Zusammenhang macht die Anlagen für die Besucher anschaulich.
Besondere Bedeutung kommt den Hochöfen zu. Die Reihung mehrerer Hochöfen war ein wesentliches Element historischer Hochofenanlagen. Beide Öfen weisen mit den unterschiedlichen Gichtverschlüssen interessante Differenzierungen auf. Gerade das Problem der Begichtung war für die Geschichte der Eisenerzeugung von großer Bedeutung. Der glockenlose Paul-Wurth-Verschluß am Hochofen B ist ein spezifisch luxemburgischer Beitrag zur Geschichte der Eisenerzeugung.
Im Jahr 2000 gründeten der Staat und der Stahlkonzern Arbed gemeinsam die Entwicklungsgesellschaft Agora. Sie soll auf dem stillgelegten Industrieareal Belval ein modernes und lebendiges Stadtviertel planen und Bauen mit einem Etat von einer Milliarde Euro. Die Agora sieht ihre Mission in der ganzheitlichen und nachhaltigen Entwicklung lebendiger städtischer Quartiere an ehemaligen Industriestandorten. 2001 schrieb Agora dann gemeinsam mit dem Innenministerium einen ersten städtebaulichen Wettbewerb zur Erstellung eines übergeordneten Masterplans als Grundlage für alle weiteren Entwicklungen des neuen Stadtviertels aus. Hier ist Jo Coenen & Co., Architekten und Stadtplaner aus Maastricht und der Freiraumplaner Lubbers aus Hertogenbosch als Gewinner zu nennen. In dieser ersten Phase der Planung wurde noch ohne die Integrierung der Hochöfen geplant, da diese erst im Jahre 2001 auf die Denkmalliste aufgenommen wurden. Der Architekt und Städteplaner Jo Coenen entwarf das städtebauliche Gesamtkonzept zu Belval. Dieses besteht aus einer Rahmenplanung, welche sich zum Beispiel mit der Aufteilung der Funktionen innerhalb der 120 Hektar Fläche beschäftigt und grundsätzliche Ziele, wie die Unterbringung von 7.000 Bewohnern und Arbeits- und Forschungsplätze für 25.000 Menschen beinhaltet.
In der zweiten Phase wurde dann zunächst das Konzept mit den beiden Hochöfen und damit die Denkmäler zum eigentlichen Zentrum des Projektes werde. In der gleichen Zeit wurde der „Fonds Belval“ gegründet, mit dem Ziel, für ein Budgets von 27 Millionen die Denkmäler des Quartier zu restaurieren. Neben dem zentralen Augenmerk der beiden Hochofen, sollen die drei parallelen Hauptlinnen der Eisenproduktion in der Planung eine große Rolle spielen. Die Konzentration wird hier also auf das Denkmal der einst so wichtigen Stahlproduktion für Luxemburg gelegt. Eine wichtige Richtlinie war die Dominanz der Denkmäler. Sie sollten als „Kathedrale“ des neuen Gebietes wirken (2005).
Da in der ersten Phase schon verschiedene Baufelder verkauft wurden (z. B. BIL-Gebäude), konnte man die damit verletzte Dominanz der Hochöfen nicht mehr verhindern.
Das gesamte Projekt soll die Vergangenheit, Gegenwart und die Zukunft präsentieren: die Eisenindustrie an die Vergangenheit in Luxemburg, die Banken die Gegenwart und die Forschung mit der Universität die Zukunft.
Das Konzept bestand darin, das Areal in fünf verschiedene Quartiere zu unterteilen. Im Norden und im Süden liegen die Wohnquartiere. Hier wurde privater Wohnraum für alle Generationen mit Anbindung auf den öffentlichen Park Belval geschaffen. Der Park hat eine Fläche von 33 ha und ist das Verbindungsglied der Quartiere mit der Stadt Esch an der Alzette. Hier wurde ein Lyzeum inklusive Sportzentrum geplant. Das Square Mile Quartier liegt zentral und ist ein ca. 20 ha große Fläche aus privatem Wohnraum und Gewerbefläche. In diesem Bereich, westlich der Hochofenanlage wurde zusätzlich noch die sogenannte Sinteranlage erhalten. Hier wurde pulveriges Eisenerz mit Konzentraten sowie Zuschlägen zusammengebacken und zu sogenannten Pellet verarbeitet, welche anschließend in den Hochöfen zu Roheisen weiterverarbeitet wurden. Erhalten sind noch das Sinterbecken und die zwei Schornsteine. Die Kamine wurden aus Sicherheitsgründen abgestützt und dienen als Silhouette. Die Sinterbecken werden als Wasserbecken genutzt.
Dafür gab es drei Leitideen:
• Industrie = Vergangenheit
• Banken = Gegenwart
• Forschung/Uni = Zukunft
Es soll ein Mix aus Wohnen, Universität und Arbeiten entstehen. Der nördliche Teil der Möllerei wird als Universitätsbibliothek und das Massenoire wird als Besucherzentrum genutzt. Bei der Gebläsehalle wird heute noch diskutiert, ob man die riesige Halle anders nutzen soll oder ob man sie abreißen soll. Erste Ideen war, das man die Halle als Konzerthalle nutzen soll. Dies hat man aber verworfen, da man die Akustik nicht in den Griff bekommen würde. Da sie nicht unter Denkmalschutz steht, gab es den Gedanken sie abzureißen. Dies wurde kritisiert, da die Gebläsehalle ein wichtiges Element der Stahlindustrie ist und zu den drei Hauptlinien gehört. Zwischen den Hochöfen soll nach einem Konzept des Landschaftsarchitekten Michel Designe ein öffentlicher Platz mit Wasserflächen und umliegenden Cafés und Restaurants angelegt werden. Als weiteres Element wurde das Fundament von Hochofen C als Skulptur genutzt.
Nachts werden die Hochöfen durch eine angemessene Beleuchtung in Szene gesetzt.
Als im Jahre 2001 die beiden Hochofen unter Denkmalschutz gesetzt wurden, hatte man ein Budget von 27 Millionen zur Restaurierung der beiden Hochöfen.
Im Jahre 2002 hatte der Luxemburger Staat den „ Fonds Belval“ beauftragt drei Szenarien für die Erhaltung der Hochofen A und B zuarbeiten.
• Silhouette
• Industriedenkmalschutz
• „Cité Belval“
Die Kosten der Szenarien sollten über die nächsten 30 Jahren berechnet werden. Hierzu sollten die Kosten der Realisation (Rückbau, Restauration und Konservierung) und der Wartungen berücksichtigt werden.
Dieses Szenarium fokussierte sich auf die reine Konservierung der Außenhülle der beiden Hochöfen und ihren Winderhitzer. Die Möllerei, die Schrägaufzüge mit den Skips, die Gasreiniger, Gieshalle und die Elektrogebäude würden abgerissen werden. Es würde nur noch um den reine „Wahrnehmung“ der Hochofen gehen und man könnten den eigentlichen Sinn der Hochöfen nicht mehr erkennen.
Dieses Szenarium fokussierte sich auf die reine Produktion der Stahls. Hierzu sollten die Anlagen an den beiden Hochöfen komplett erhalten bleiben und den Vorgang vom Erz bis zum Stahl erklären zu können (wie in Völklingen). Diese sollten zusätzlich so geschützt werden, dass man die Anlage besichtigen könnte.
Für den Hochofen B, der eine Höhe von 90 m hat, wurde das Szenarium der Silhouette angewandt. Hierzu wurde er zurückgebaut und dient als Silhouette. Bei dem Hochofen B kann man die eigentliche Funktion des Stahls nicht mehr nachvollziehen, da wichtige Elemente wie die Gießhalle fehlen. Die Hochöfen wurden beide mit einem transparentem Lack beschichtet, um sie vor weiterem Verfall zu schützen.
Nachträglich hat man sich aus Kostengründen für die dritte Variante entschieden. Des Weiteren kann man noch am Hochofen A den Vorgang der Stahlproduktion erklären und nachvollziehen.
Als im Jahr 2000 der Grundstein für dieses Projekt gelegt wurde, wurde der neuen Entwicklungsgesellschaft Agora ein Budget von einer Milliarde Euro vorgegeben, um das 120 ha Fläche neu zu bebauen. Die Agora war zuständig für die Entwicklung von Esch-Belval und der „Fonds Belval“ für die Erhaltung und Integrierung der Denkmäler. Das Projekt Esch-Belval verbindet eine neue Stadt, wo man mit den Denkmälern zusammen lebt. Die Einwohner und Studenten aller Nationen werden täglich an die Vergangenheit der Stahlindustrie im Süden Luxemburgs erinnert. Bedenklich ist, das man die Eisenproduktion nur noch am Hochofen A nachvollziehen kann. Zudem kann man die Denkmäler in der Dichte der neuen Stadt in vollkommener Höhe nicht mehr betrachten. Der Vorteil der Integration in eine dichte, urbane Situation ist, dass man die Denkmäler quer finanzieren kann. Da der Luxemburger Staat viel Geld in die „City des Sciences“ investiert, werden die Denkmäler mit unterstützt.
http://www.esch.lu/laville/decouvrir/Pages/default.aspx
https://de.wikipedia.org/wiki/Minette_(Erz)
https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas-Verfahren
http://www.agora.lu/fr/
http://www.belval.lu
Schumacher, Jean-Claude: Denkmäler Luxemburger Industriegeschichte. Die Industriestraße Saar-Lor-Lux, Luxemburg 1989
Steffes, Marcel: Die Luxemburger Eisenindustrie, Esch-Alzette 1946
Zilligen, Max: Die Hochofenanlage der Gelsenkirchener Bergwerks-A.-G. in Esch und Deutschroth unter besonderer Berücksichtigung der Neuanlagen, in: Stahl und Eisen 1914.