Zeche Zollverein 3-7-10 | Gesamtanlage
Essen, Dornbuschhegge | Am Handwerkerpark


Walter Buschmann
Zeche Zollverein 3-7-10. Gesamtanlage


Von den drei Fördergerüsten dieser Schachtanlage ist nur das Fördergerüst von Schacht 10 (1913) erhalten geblieben. Auch die übrigen Bauten der Schachtanlage sind weitgehend verschwunden. Dennoch vermitteln Fördergerüst und das gegenüber angeordnete Fördermaschinen- und Umformergebäude noch eine Vorstellung vom ursprünglichen Gesamtkonzept mit zwei dominierenden Zeilen für die drei Schächte und den dazu notwendigen Begleitbauten in der zweiten Reihe. Von der dritten Funktionszeile mit der Kokerei kündet nur noch eine große Freifläche jenseits des ehemaligen Zechenbahnhofs. Die denkmalwerten Gebäude sind heute in teilweise sehenswerter Weise umgenutzt.

Die von dem Ingenieur Dreyer entworfene und 1881 zur Baugenehmigung vorgelegte Planung war hinsichtlich Gesamtanlage und architektonischer Gestaltung von großer Einfachheit und Klarheit geprägt. Der Schacht mit Schachthalle und Fördergerüst bildete zusammen mit der Kaue eine direkt neben den Gleisen der Verbindungsbahn angeordnete Zeile. Gegenüberliegend waren in einer zweiten Zeile, entlang einer exakt eingehaltenen Fluchtlinie, alle anderen Bauten der Übertageanlage aufgereiht: Werkstätten, Büro und Magazin, Doppelfördermaschinenhaus, Kesselhaus und Pferdestall für 40 Pferde. Beide Zeilen begrenzten einen ca. 33,0 m breiten, längsorientierten Zechenplatz. Alle Gebäude, einschließlich Schachthalle bis in Höhe der Hängebank, waren massiv in Ziegelstein errichtet und hatten tonnenförmige, mit Wellblech gedeckte Dächer, die in enger Reihung zum Zechenplatz orientiert waren.

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Bauplan des Fördermaschinenhauses von 1913
In konsequenter Fortentwicklung waren die Schächte 7 (1897-99) und 10 (1911-13) östlich und westlich von Schacht 3 so angeordnet, dass alle drei Fördergerüste auf einer Linie lagen. Die Schachthalle des Schachtes 10 sprang jedoch weit in den lang gestreckten Zechenplatz hinein und bildete fortan dessen östlichen Abschluss. Die mit dem Hauptförderschacht 10 entstandene Kokerei ergab jenseits der Gleisanlagen des Zechenbahnhofes mit Koksöfen und Bauten der Nebenproduktenanlage eine dritte Zeile, an die sich weitere Funktionsteile der Kokerei angliederten.


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Historisches Foto
Nachdem die Schachtanlage bereits nach Inbetriebnahme des Zentralförderschachtes 12 um 1932 durch Abbrüche deutlich reduziert worden war, wurde der Komplex durch Abbrüche in jüngerer Zeit in einen Zustand versetzt, der kaum noch eine Vorstellung von der ursprünglichen Gesamtdisposition erlaubt. Überliefert wurde die topographische Dominanz der Schachtanlage mit dem auf einer ebenen Hügelkuppe hoch über den Häusern von Schonnebeck aufragenden Fördergerüst des Schachtes 10.

Nach Stilllegung der Zeche Zollverein im Dezember 1986 wurde schon 1988 ein Nutzungskonzept für das Gelände dieser Schachtanlage unter dem Namen „Bürgerzentrum und Handwerkerpark“ entwickelt. Wegen des schlechten Bauzustandes ließen sich leider der Abbruch der Schachthalle mit seinen beeindruckenden Einrichtungen zur Seilfahrt und die direkt daran anschließende Kaue nicht verhindern. Auch einige Werkstattbauten wurden leider abgebrochen. Im Rahmen der IBA Emscherpark entstanden neue Gewerbebauten. Durch intensive Zusammenarbeit mit den Denkmalbehörden sind im Umfeld der denkmalwerten Bauten akzeptable und denkmalverträgliche Neubauten entstanden. Die denkmalwerten Bauten wurden umgenutzt. Sehenswert ist die museale Nutzung der Fördermaschinen- und Umformergebäudes mit Gastronomiebereich in unmittelbarer Nachbarschaft der erhaltenen Elektrofördermaschine.



Gekürzter und für das Internet bearbeiteter Text. Gedruckt mit allen Anmerkungen und Quellenangaben in: Walter Buschmann: Zechen und Kokereien im rheinischen Steinkohlenrevier. Aachener Revier und westliches Ruhrgebiet. Gebr. Mann Verlag Berlin 1998


Literatur

• Geschichtswerkstatt Zollverein(Hg.): Zeche Zollverein. Einblicke in die Geschichte eines großen Bergwerks, Essen 1996
• Großmann, Joachim: Wanderungen durch Zollverein. Das Bergwerk und seine industrielle Landschaft, Essen 1999
• Mainzer, Udo(Hg.): Zeche und Kokerei Zollverein. Das Weltkulturerbe, Worms 2006
• Reif, Heinz/ Winter, Michael: Essener Zechen. Zeugnisse der Bergbaugeschichte, Essen 1986
• Vereinigte Stahlwerke (Hg.), Die Steinkohlen­bergwerke der Vereinigten Stahlwerke. Die Schachtanlage Zollverein in Essen-Katernberg, 2 Bd. o.J., o.O. (Essen 1934)
• Walter Buschmann: Zechen und Kokereien im rheinischen Steinkohlenbergbau (=Die Bau- und Kunstdenkmäler des Rheinlandes), Berlin 1998
• Wilhelm Busch: Fritz Schupp, Martin Kremmer. Bergbauarchitektur (= Arbeitsheft 13 Landeskonservator Rheinland), Köln 1980