Südbahnhof Krefeld
Saumstraße 23
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Christoph Becker
Südbahnhof Krefeld

Vorgeschichte

Nachdem am 5. Oktober 1849 die neue Eisenbahnstrecke der Gesellschaft „Ruhrort-Crefeld-Kreis Gladbacher Eisenbahn“ die Stadt Krefeld berührte und auf der Strecke Homberg-Krefeld-Viersen in Betrieb genommen worden war folgte am 26 Januar 1856 eine weitere neue Strecke, von Neuss bis Krefeld, der „Cöln-Krefelder Eisenbahngesellschaft“.

Im November 1870 nahm eine weitere Eisenbahngesellschaft, die „Crefeld- Kreis-Kempener Industrie-Eisenbahn“ den Betrieb in Teilstücke auf, um am 7. November 1871 das Streckennetz als einen Ring zu schließen. Die Strecke führte von Süchteln über Vorst, St. Tönis nach Crefeld-Nord, von dort weiter über Hüls, St. Hubert nach Kempen, weiter über Oedt und zurück nach Süchteln. Zudem gab es Abzweigung nach Viersen und Grefrath. Diese Bahn ermöglichte nun einen geregelten Personen- und Güterverkehr der Umgebung mit der zu dieser Zeit aufstrebenden Stadt Crefeld, die mit über 50.0000 Einwohnern um 1860 größer als Düsseldorf war.

Allerdings war die „Crefeld-Kreis-Kempener Industrie-Eisenbahn“ nicht an den Bahnhof der beiden großen Bahnen, mit ihren Stecken aus Homberg, Köln, Kleve, angeschlossen. Daher wurde 1870 eine abzweigende Strecke entlang des äußeren Straßenrings in Krefeld, in Richtung Krefelder Hauptbahnhof erbaut.

Erster Südbahnhof

Als Endpunkt dieser Verbindung, endend neben dem Hauptbahnhof, war 1870 der erste „Südbahnhof“ entstand, welcher vom Hauptbahnhof allerdings durch die Neusser Straße getrennt war. 1874 ging der Betreiber „Crefeld- Kreis-Kempener Industrie-Eisenbahn“ in Konkurs, einige Teilstrecken wurden aber weiter bedient und am 19. Juli 1880 erfolgte die Übernahme durch die „Crefelder Eisenbahn-Gesellschaft“, die den Betrieb fortführte.

Beide getrennten benachbarten Bahnhöfe, Süd- und Hauptbahnhof, als auch die Gleise lagen ebenerdig. Dies sollte in der Folge zu einem größeren Problem werden, den der Eisenbahnverkehr schwoll rasch an und führte ab beiden Bahnhöfen zu einer nach wachsenden Zahl weiterer Gleise, Rangierspuren, Drehscheiben, Reparaturwerkstätten, Güterschuppen und sogar Verschubbahnhöfen.

Im Zuge der Gleishochlegungen und der damit entstehenden Brückenlandschaft rund um den Hauptbahnhof plante man einen neuen Südbahnhof, der der neu anzulegenden Ringstraße nicht im Wege stehen würde. Der erste Entwurf vom Juni 1904 sah für den Südbahnhof Warteräume und den Fahrkartenverkauf auf der Nordseite des Bahndamms, aber nun unter den höhengelegten Gleisen der Staatsbahn vor. Einem zweiter Entwurf vom September 1904 folgte im November 1904 die letzte Fassung des Entwurfs. Nun ist der Bahnhof auf der Südseite der Bahnanlage geplant, dafür ist ein Verbindungstunnel zum Ring mit berechnet.

Neuer Südbahnhof

Am 10. Januar 1905 einigte man sich und der Bau des Bahnhofs begann schlussendlich im Oktober 1906. Am 8. Juli 1907 nahm man den Güterverkehr zum neuen Bahnhof „Crefeld-Süd“ auf und nach Fertigstellung des neuen „Staatsbahnhofs“ am 3. Dezember 1907 wurde auch im Jahre 1908 die Tunnel-Unterführung zur Neusser Straße, in Richtung Stadt und Hauptbahnhof fertiggestellt. Danach nahm der Personenbahnhof „Crefeld-Süd“ am 1. August 1908 seinen Betrieb auf.

Das Gebäude war in den Bahndamm hinein gebaut. Die Fassade bestand aus 12 Bögen. Die Zwischenfelder der Bögen waren mit Ziegelsteinen ausgekleidet, der Sockel aus Niedermendiger-Basaltlava, wie auch an vielen anderen öffentlichen Gebäuden Krefelds ausgeführt. Die Fensterumrahmungen dagegen aus Sandstein.

Im Inneren betritt man eine große Halle, von der aus alle weiteren Räume erreicht werden. Die Wände sind blau mit Klinkern ausgeführt, Gewölbe sind ocker und durch geometrische Ornamenten in verschiedenen Grau-Blautönen abgesetzt. Aus der Halle führt der Weg geradeaus in den Tunnel, welcher mit weißen Kacheln ausgekleidet ist. Rechts der Halle führt das ausgehende Gewölbe zu vier Fahrkartenschaltern, am Ende liegt die Gepäckabfertigung. Gegenüber links der Halle sind die Wartesäle 1. und 2. Klasse. Der große Wartesaal der 3. Klasse ist von der Saumstraße aus direkt zugänglich und besitzt eine Gastwirtschaft. Aus der Halle führen dazu zwei Steintreppen zum Bahnsteig

1945 wurde der Verkehr auf der „Crefelder-Eisenbahn“ eingestellt. Der Personenverkehr am Südbahnhof wird erst 1949 zunächst wieder aufgenommen, um 21. Mai 1951 aber endgültig eingestellt zu werden. Es folgten Jahrzehnte sporadischer Zwischennutzungen.

Erst im Jahr 1985 wurde der Bahnhof von Uwe Winkler wiederentdeckt, der bereits das historische Klärwerk der Stadt Krefeld um 1980 aus dem Dornröschenschlaf geweckt hatte. Die Interessengemeinschaft Südbahnhof wurde gegründet.

Die endgültige Übernahme der Trägerschaft des Südbahnhofs erfolgte im Dezember 2008 durch das Werkhaus e. V. zur Entwicklung eines interkulturellen und generationsübergreifenden Kulturzentrums und damit die Bestandssicherung der Kulturdenkmals "Crefelder Südbahnhof“ zu sichern. Seit 2010, nach 1 ½ Jahren Sanierungs- und Umbaumaßnahmen, arbeitet das Werkhaus im Südbahnhof, es ist nun ein Kulturzentrum und einer der zentralen Kulturorte in der Krefelder Innenstadt.

Christoph Becker, Verein zum Erhalt des historischen Klärwerks in Krefeld Uerdingen

Links:

werkhaus-krefeld.de

Literatur:

Mayer, A. von: Geschichte und Geografie der deutschen Eisenbahnen, Berlin, 1890

Hegger, Carl: 100 Jahre Krefelder Eisenbahn 1868 – 1968, Krefeld 1968